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25
08
2008

Ernüchternd sieht das Abschneiden der deutschen Mannschaft nach den erreichten Endkampfplätzen der jeweils ersten acht Ränge aus (eine berechtigte Chance darauf stellt ja erst das Kriterium für die Benennung der Olympiateilnehmer dar): nach 161 in Sydney 2000 und 140 in Athen 2004 gab es diesmal nur noch 105 – außer den Medaillen 14 vierte Ränge.

16 x Gold, 10 x Silber und 15 x Bronze – Die Bilanz der deutschen Olympiamannschaft in Peking – DOSB – Die deutsche Leichtathletik erlebte bei einer einzigen Medaille in Bronze (Athen zweimal Silber) das schwächste Abschneiden bei Olympischen Spielen der Neuzeit seit 1904

By GRR 0

(DOSB PRESSE) Auf den ersten Blick fällt die sportliche Bilanz der deutschen Olympiamannschaft bei den Sommerspielen in Peking recht positiv aus: mit 16 Goldmedaillen, zehn silbernen und 15 bronzenen Medaillen belegte das Team im Medaillenspiegel den fünften Rang – hinter den dominierenden Chinesen (51 Gold-21-28), den USA (36-38-36), Russland (23-21-28) und den überraschend starken Briten (19-13-15).

Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen nahmen die Deutschen (13-16-20) den sechsten Platz ein. Acht Medaillen weniger als vor vier Jahren bedeuten allerdings eine erhebliche Einbuße im Edelmetall-Gesamtbild. Australien hat es immerhin auf 46 Medaillen gebracht, Frankreich 40 (7 Gold). Erfreulich aus globaler Sicht, dass insgesamt 87 Länder am Medaillensegen beteiligt waren; dies kommt der olympischen Bewegung zugute.

Ernüchternd sieht das Abschneiden der deutschen Mannschaft nach den erreichten Endkampfplätzen der jeweils ersten acht Ränge aus (eine berechtigte Chance darauf stellt ja erst das Kriterium für die Benennung der Olympiateilnehmer dar): nach 161 in Sydney 2000 und 140 in Athen 2004 gab es diesmal nur noch 105 – außer den Medaillen 14 vierte Ränge. In der entsprechenden Nationenwertung rutschte Deutschland von Platz vier in Athen nunmehr hinter Großbritannien und Australien auf Position sechs ab. Das neue Leistungsmodell des deutschen Sports greift ganz offensichtlich in einigen Fachverbänden – zumal den größeren olympischen – noch nicht wunschgemäß; da gibt es noch manchen Klärungsbedarf. Insbesondere hinsichtlich der Frage, ob Spitzensport eher dezentral oder zentral gesteuert werden soll.

Als ergiebigster Aktivposten im deutschen Olympiateam erwies sich mit acht Medaillen (3-2-3) erneut der Kanusport, wie 2004 (4-4-1). Die Reiterei konnte sich bei fünf Medaillen (3-1-1) vor allem auf die Dressur und die Vielseitigkeit verlassen, im Springreiten missfielen ein möglicher Dopingfall sowie fallende Holzstangen.

Die Schützen trugen mit vier Medaillen (0-1-3) zur mittelprächtigen Bilanz bei, Radfahrer (1-1-1) und insbesondere Schwimmer haben schon sehr viel bessere Olympiatage erlebt. Die Berlinerin Britta Steffen mit zweimal Gold im Kraulsprint, Talent Paul Biedermann (5.) und Langstreckler Thomas Lurz (Bronze) verdeckten eine katastrophale Gesamtleistung der DSV-Aktiven: ganze sechs Finalplätzen gegenüber 17 in Athen 2004 stellen ihnen ein Armutszeugnis aus – dagegen gefielen die Wasserspringer mit ebenfalls sechs Endkampfplätzen, davon zwei Medaillen. Für Diskussionsstoff im Herbst ist in diesem Verband reichlich gesorgt.

as gilt auch für den Deutschen Ruder-Verband, der mit zwei Medaillen – erstmals seit 52 Jahren kein Gold – etliche Misserfolge, insbesondere im Achter, nur mäßig kompensieren konnte. Der Glanz zweier Fecht-Goldmedaillen wurde noch mit drei fünften Plätzen ergänzt, man steht besser da als anno 2004. Reck-Weltmeister Fabian Hambüchen nahm nach drei vierten Rängen immerhin noch Bronze mit – Motivation für London 2012.

Die deutsche Leichtathletik erlebte bei einer einzigen Medaille in Bronze (Athen zweimal Silber) das schwächste Abschneiden bei Olympischen Spielen der Neuzeit seit 1904. Ein Dutzend Endkampfplatzierungen (Athen 14) mit wenigen Perspektiven wie Hochsprung, Stabhochsprung, Speerwerfen der Frauen, auch Zehnkampf, sind für die olympische Kernsportart einfach zu wenig – die Basis bricht hier häufig weg, viele Disziplinen haben gar keine Athleten mehr von internationaler Klasse. Man kann nur hoffen, dass die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin Ansporn genug sein werden, um auch in Richtung Olympia 2012 in London die Weichen zu stellen.

In den Mannschaftssportarten gab es nur für den amtierenden Hockey-Weltmeister ein rauschendes Finale. Die Damen blieben nach dem Olympiasieg 2004 diesmal ohne Medaille. Dagegen konnten die Fußball-Frauen nach durchwachsenen Spielen mit Bronze hochzufrieden sein (wie 2000/04). Der Handball-Weltmeister vermochte den Ausfall zweier verletzter Rückraumspieler nicht angemessen auszugleichen und schied wie die WM-Dritten Frauen enttäuschend in der Vorrunde aus. Auch wurden den Deutschen im Basketball, Tennis, Volleyball und Wasserball deutliche Leistungsgrenzen auf internationaler Ebene aufgezeigt.

Aus etlichen guten Gründen werden doch letztlich zahlreiche goldene Momente aus deutscher Sicht von den Olympischen Spielen in Peking in Erinnerung bleiben. Dazu haben sich nicht wenige Medaillenträume erfüllt, mit insgesamt 35 vierten und fünften Plätzen waren Athleten dem „Treppchen“ recht nahe gerückt. Allzu viele Hoffnungen deutscher Aktiver bei Olympia haben sich andererseits nicht erfüllt, aus diversen Gründen – oft lastete gerade auf chancenreichen Athleten ein zu hoher öffentlicher (auch eigener) Druck.

Befreiter agierten hingegen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Sportarten, die jenseits Olympischer Spiele eher ein (mediales) Schattendasein führen. Es wird weiterhin für jeden darum gehen, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Michael Burau

author: GRR

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