Die Mauerwegläufer erinnern in diesem Jahr an Marienetta Jirkowsky (1962-1980) - 100 Meilen BERLIN - Der Mauerweglauf 2015 - ©privat
100 Meilen BERLIN – Der Mauerweglauf 2015 – Die Mauerwegläufer erinnern in diesem Jahr an Marienetta Jirkowsky (1962-1980)
Der Mauerweglauf ist in jedem Jahr einem anderen Maueropfer gewidmet – stellvertretend für die mindestens 138 Menschen, die an der Grenze zwischen 1961 und 1989 ihr Leben ließen.
Und in diesem Jahr wird die Medaille des Mauerweglaufs, die jeder Finisher bei der Siegerehrung überreicht bekommt, das Konterfei von Marienetta Jirkowsky tragen. Ebenso die Back-To-Back-Medaille.
Marienetta (auch „Micky" genannt) wurde am 22.. November 1980 bei einem Fluchtversuch zwischen Hohen Neuendorf und Berlin-Frohnau von Gewehrkugeln der DDR-Grenztruppen getroffen. Sie erlag wenig später im Krankenhaus ihren schweren Schussverletzungen. Marienetta wurde 18 Jahre alt. Ihr Verlobter und ein gemeinsamer Freund überwanden dagegen unverletzt den Todesstreifen.
Vom Tod seiner Tochter erfuhr Marienettas Vater erst zwei Tage nach den Schüssen. Zuvor war lediglich davon die Rede, dass Marienetta im Grenzgebiet zu West-Berlin festgenommen worden sei. Der Familie wurde nicht gestattet, eine Todesanzeige zu veröffentlichen. Außerdem wurde die Beerdigung am 14. Dezember 1980 fast komplett von Mitarbeitern der DDR-Staatssicherheit abgeschirmt.
Und damit nicht genug: 1981 demontierte ein Mitarbeiter der „Stasi" ein Gedenkkreuz im West-Berliner Stadtteil Frohnau und brachte es heimlich in die DDR. Einer der Mauerschützen wurde nach der deutschen Wiedervereinigung zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren auf Bewährung wegen „Totschlags in einem minder schweren Fall" verurteilt.
Zeichen der Erinnerung an Marienetta finden sich bis heute in unterschiedlicher Form: So steht ihr Name an einem der 14 weißen Gedenkkreuze am Reichstagsufer. Außerdem wurde am 13. August 2010 ein Platz in Hohen Neuendorf nach Marienetta Jirkowsky benannt (wenngleich es sich nur um einen kleinen Platz mit Kreisverkehr handelt).
Und ganz in der Nähe des früheren Tatortes wurde in der Florastraße eine Gedenkstele errichtet. Auch am Mahnmal „Fenster des Gedenkens" in der Bernauer Straße in Berlin ist jenes Foto von Marienetta zu sehen, das als Vorlage für die diesjährige Finisher-Medaille diente.
Die Finisher-Medaille mit dem Konterfei der Maueropfer hat inzwischen Tradition bei den Mauerwegläufen: Bei der Premiere 2011 wurde auf diese Weise an Chris Gueffroy erinnert, der kurz vor dem Mauerfall 1989 erschossen wurde. 2013 wurde Günter Litfin gewürdigt, der 1961 als erster Mensch bei einem Fluchtversuch getötet wurde.
Und im vergangenen Jahr trug die Medaille das Porträt von Peter Fechter, der 1962 nahe des Checkpoint Charlie bei seinem Fluchtversuch ums Leben kam.
Quelle: 100 Meilen BERLIN – Der Mauerweglauf
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