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29
07
2021

Jacob Kiplimo erzielte in Madrid die schnellste je gelaufene 10-km-Zeit. Das Ergebnis kann jedoch nicht als Weltrekord anerkannt werden, da die Strecke leicht abfällt. - Foto: Victha Sailer

10 000 Meter Jacob Kiplimo in Tokio 2020 – (noch) umgeben von der Aura des Außergewöhnlichen – KLAUS BLUME fragt Hans Grodotzki

By GRR 0

Die Schlacht der Afrikaner: Uganda gegen Kenia und Äthiopien. „Denn sie vertragen die feuchte Hitze in Tokio am besten“, vermutet Deutschlands großer Olympionike, Hans Grodotzki (85).

Er gewann 1960 in Rom zwei Silbermedaillen – über 5000 und 10 000 Meter.

In Tokio nun gilt der 20jährige Wunderknabe Jacob Kiplimo aus Uganda als Top-Favorit über 10 000 Meter; ein junger Mann, der daheim in großer Höhe lebt. Und wie ein junger Gott läuft, behauptet die Nairobi Times.

„Ich weiß, wie es ist, in großer Hitze zu laufen. 1960 in Rom war in der Nacht vor dem 10 000-Meter-Finale mit 29 Startern ein heftiges Gewitter nieder gegangen. Tagsdrauf klebte die feuchte Aschenbahn geradezu an unseren Spikes. Kein leichtes Laufen!“ Aber es reichte Grodotzki zur Silbermedaille hinter  dem Russen Pjotr Bolotnikow. 

 

Hans Grodotzki 2021 in Potsdam – Foto: Horst Milde

„Doch in Tokio werden die Afrikaner über 10 000 Meter dominant sein. Niemand wird gegen sie auch nur den Hauch einer Chance haben“, orakelt Grodotzki. Vor allem nicht gegen Jacob Kiplimo aus Uganda, der mit 20 Jahren bereits eine läuferische Bandbreite aufzuweisen hat, wie kein Athlet vor ihm: Mit 15 Jahren (!) gewann er bei den U-20-Weltmeisterschaften bereits über 10 000 Meter. Mit 19 Jahren rannte er im vorigen Jahr im polnischen Gdingen zur Weltmeisterschaft im Halbmarathon.

Jetzt ist er Ugandas jüngster Olympiateilnehmer aller Zeiten und kündigt selbstbewusst an: „Ich hole in Tokio Gold über 10 000 Meter.

Wer sonst?“

10 000 Meter: Seit 1912 steht die Distanz über 25 Stadionrunden zu je 400 Metern im olympischen Programm. Sechs Olympiasieger konnten ihren Olympiasieg über 10 000 Meter wiederholen: Der Finne Paavo Nurmi (1920 und 1928), der Tscheche Emil Zatopek (1948 und 1952), der Parlamentarier Lasse Virén aus dem finnischen Myrskylä, wo sie ihm ein mannshohes Denkmal errichtet haben; die Äthiopier Haile Gebreselassie (1996 und 2000) sowie Kenenisa Bekele – und der Engländer Mo Farah (2012 und 2014), einer der Meisterschüler des umstrittenen amerikanischen Nike-Coachs Alberto Salazar, den sie gern auch den „Hexenmeister“ nennen.

Doch in Tokio steht mit dem erst 20jährigen Jacob Kiplimo aus Uganda nun jemand im Mittelpunkt des weltweiten Interesses, der noch nie zuvor bei Olympia sein Glück versucht hat. Werden die Superstars der Szene denn immer jünger?

„Wie auch immer“, wirft Hans Grodotzki ein, „es haben sich dennoch bis heute die ganz Großen aus den 1990er Jahren im Vorderfeld der internationalen Statistiken gehalten.“ Er meint damit die Bestleistung des Kenianers Paul Tergat von 26:27,85 Minuten, gelaufen 1997 in Brüssel. Und natürlich jene 26:22,75 Minuten, die Gebreselassie 1998 im niederländischen Hengelo erreicht hat.

„Qualität“, resümiert Grodotzki, „lässt sich eben nicht so einfach wegwischen. Von niemandem.“

Aber es könnten neue Maßstäbe gesetzt werden. Sogar im brütend heißen Olympia-Stadion zu Tokio. Vielleicht findet Ugandas junger Meisterläufer Jacob Kiplimo dort schon seinen neuen Meister.

Verwundern würde es niemanden.

2020 Olympic Games Statistics – Men 10000m 

Statistik: K. Ken Nakamura

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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