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15
09
2010

Im größten Halbmarathonlauf weltweit – 54.000 Teilnehmer sind gemeldet – geht hier Haile Gebrselassie (ETH) zum ersten Mal an den Start.

Zwei Halbmarathons der Extraklasse – Anmerkungen zum „Great North Run“ und „Rock n´Roll Philadelphia Half Marathon“ – Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Zum Auftakt der Herbstsaison der internationalen Straßenlaufszene mit den Klassikern über die volle Marathondistanz in Berlin, Chicago, Frankfurt, New York, Amsterdam oder Fukuoka gibt es zur Ouvertüre am kommenden Sonntag (19. September) zwei Halbmarathonläufe mit jeweils absoluten Topbesetzungen. Dabei stehen vermeintlich in Newcastle mehr die Männer, in Philadelphia die Frauen im Fokus des Interesses.

In Newcastle erlebt der „Great North Run“ sein 30. Jubiläum und Organisator Brendon Foster, früher selbst ein Weltklasseathlet auf den Langstrecken, hat über die Jahre die ganz Großen der Laufszene hier an den Start bringen können. 2010 macht da keine Ausnahme.

Im größten Halbmarathonlauf weltweit – 54.000 Teilnehmer sind gemeldet – geht hier Haile Gebrselassie (ETH) zum ersten Mal an den Start. Schon lange war der Start des äthiopischen Ausnahmeläufers geplant, nach den Olympischen Spielen 2000 musste er aber verletzungsbedingt absagen, danach lag der Lauf zeitlich zu dicht an seinen Herbstmarathons (insbesondere Berlin jeweils eine Woche später). Durch Hailes Absicht in diesem Jahr erst im November in New York zu laufen, konnte er endlich sein Versprechen einlösen und nach Newcastle kommen. Dieser Start muss ihm schon insofern viel bedeuten, als die Organisatoren vor Ort sehr tatkräftig die Organisation des „Great Ethiopian Run“ in Addis Abeba unterstützten.

In der dreißigjährigen Geschichte des Laufs wird Haile am Ende zu bereits über 800.000 Finishern gehören, die das Ziel in South Shields erreichten. Dazu zählte bei der ersten Auflage der auch in Deutschland bekannte Fußballer Kevin Keegan, dessen Teilnahme als Profisportler fast zum Ende der Veranstaltung schon im zweiten Jahr führte.

Durch die Trennung von „Profis“ und Amateure im Startbereich konnte man aber dieses Problem seinerzeit kurzfristig lösen. Die Liste der Namen der Sieger über die Jahre ist beeindruckend: 1993 blieb Moses Tanui mit 59:47 als erster unter einer Stunde, Paul Tergat siegte 2001 und den Streckenrekord lief der aktuelle Weltrekordler über diese Distanz, Zersenay Tadese (ERI), in 59:05 im Jahr 2005.

Der Sieger von 2007 und letztem Jahr, Martin Lel (KEN), ist auch in diesem Jahr dabei, er lief 2009 59:32 und ist sicher einer der schärfsten Konkurrenten Hailes. Der mehrfache London-Marathon-Sieger Lel scheint seine gesundheitlichen Probleme kuriert zu haben und ist damit sicher als einer der besten Straßenläufer der Welt einzustufen. Weiter zu beachten ist Dathan Ritzenhein (USA), Dritter bei der Halbmarathon-WM 2009 mit seiner Bestzeit von exakt einer Stunde, der wie Haile beim New York Marathon gemeldet ist.

Von besonderem Interesse aus deutscher Sicht der Start von Irina Mikitenko, die nach einer langen Verletzung bedingten Durststrecke wieder an das frühere Leistungsniveau heran laufen will. Newcastle ist für Irina ein wichtiger Test im Hinblick auf ihren Start beim Chicago-Marathon am 10. Oktober.

Härteste Konkurrentinnen werden Mara Yamauchi (GBR) und die Portugiesin Jessica Augusto sein, die den Lauf im letzten Jahr in 69:08 gewann. Ferner zu beachten Altmeisterin Berhane Adere (ETH) sowie Susan Chepkemei (KEN). Der Lauf wird über mehrere Stunden live im ersten TV-Programm der BBC übertragen.

Am gleichen Tag erlebt der Philadelphia Halbmarathon seine 32. Auflage, der mittlerweile in die Serie der Rock n´Roll Marathons aufgenommen wurde, die die Competitor Group aus San Diego organisiert. Bei einem bemerkenswerten Anstieg der Teilnehmerzahlen von 12.000 im Vorjahr auf 20.000 steht in diesem Jahr das Rennen der Frauen im Vordergrund, da die Weltklasseläuferin Meseret Defar (ETH) ihr Debut auf der Halbmarathondistanz gibt.

Mit ihren Leistungen auf den Unterdistanzen sollte ihr auch auf den langen Strecken die Fortsetzung der großen bisherigen Karriere möglich sein. Über die 5000 m hat Defar bereits Erfahrungen auf der Straße gesammelt, und das mit großem Erfolg: 2006 lief sie im kalifornischen Carlsbad die aktuelle Weltbestmarke von 14:46.

Defar erwartet allerdings am Sonntag starke Konkurrenz. Shalane Flanagan (USA), die Olympiadritte von Beijing über 10000 m, hat eine Bestzeit im Halbmarathon von 69:41 und Kim Smith (NZE) besserte sich im letzten Jahr in New Orleans sogar auf 67:55.

Ferner zu beachten die Äthiopierinnen mit Altmeisterin Catherine Ndereba (gewann diesen Lauf bereits sieben Mal) , Derartu Tulu (67:03) sowie Werknesh Kidane (68:09) und die Japanerin Yuri Kano mit einer Bestleistung von 69:57.

Auch das Männerrennen ist sehr gut besetzt. Ryan Hall (USA), Vorjahressieger in 61:52, geht im Rahmen seiner Vorbereitungen auf den Chicago-Marathon als einer der Favoriten an den Start. Aber die Konkurrenz ist stark: Abderrahim Goumri (MAR) mit einer Marathonbestzeit von 2:05:20 sowie Gebre Gebremariam (ETH) mit sub-27 Minuten über 10 km.

Und eine Woche später beginnt dann mit dem Berlin-Marathon die heiße Phase der großen Marathons in der zweiten Hälfte des Jubiläumsjahrs „2500. Jahre Marathon“.

Helmut Winter

author: GRR

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