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Zum Tode unseres Gründungsmitglieds Horst Preisler – DUV
Nachdem vor wenigen Monaten bereits das Gründungsmitglied Werner Sonntag verstarb, trauert die DUV nun um ein weiteres Gründungsmitglied, den weit bekannten Ultra- und Marathonläufer Horst Preisler.
Am Mittwoch 23.2.2022 hat er in aller Ruhe das Leben beendet, indem er einfach aufhörte zu atmen. Die letzten 3 Jahre lebte er in einem Pflegeheim, und es waren seine Kinder, die dort den Kontakt hielten. Deshalb findet die Beisetzung auch nur im Familienkreis statt.
In seinem Profil in der DUV Statistikdatenbank verzeichnen wir 242 Einträge und auch in Wikipedia hat er einen Eintrag.
Hier ein Nachruf von Rainer Fritsch und eine Erinnerung an ihn von Ingo Schulze.
Nachruf
von Rainer Fritsch, DUV Schriftführer
Im Jahr 1974 startete ein einzigartiger Läufer seine Läuferkarriere im Alter von bereits 39 Jahren mit einem 20 km Volkslauf. Dieser Lauf hatte ihm so viel Freude bereitet, dass er noch im selben Jahr seinen ersten 100 Kilometerlauf in einer Zeit von 15:48 Stunden in Unna lief. Bis zu seinen letzten Wettkämpfen im Jahr 2016 hatte dieser Läufer aus Hamburg eine großartige Erfolgslaufbahn, die ihm unter anderem zum Weltrekordler im Sammeln von Marathons und Ultraläufen machte. Die Rede ist von Horst Preisler (geboren am 2. August 1935 in Hamburg), der am 23. Februar 2022 seine Laufbahn zumindest hier auf dieser Erde beendete. Horst wollte in seiner Läuferkarriere keine Bestzeiten bzw. Bestleistungen aufstellen, er wollte vor allem eines: er wollte laufen und das sehr viel und immer mehr. Bekannt wurde Horst durch seine „Wochenend-Doppeldecker“, denn das Gründungsmitglied der DUV startete an den Wochenenden meist bei zwei Marathons oder Ultraläufen. Zu den Siegerehrungen der Samstagsläufen konnte Horst daher meist nicht bleiben, denn der Zug wartete schon zur Fahrt zum nächsten Lauf. Den Fahrplan der Deutschen Bundesbahn hatte „unser Horst aus Hamburg“ im Kopf, die Kilometer in den Beinen. Bis zum 2. August 2011 war er Weltrekordler im Sammeln von Marathons und darüber liegenden Distanzen, insgesamt kam er auf über 1.800 dieser Distanzen.
Der längste Wettkampf führte ihn zum 6-Tageslauf 1983 in La Rochelle, wo er 661,2 Kilometer erreichte. Zudem lief er 1980, bei einem Lauf quer durch Deutschland, in 18 Tagen 1.080 Kilometer. Sein Sohn begleitete ihn damals als Radfahrer.
Obwohl Horst nicht auf neue Bestzeiten und Bestmarken aus war, konnte er doch sehr gute Leistungen verbuchen bzw. zu Papier bringen. Marathon lief er in 2:54:39 h, den schnellsten Hunderter 1986 in Rodenbach in 8:15 Stunden. Die meisten Kilometer bei einem 24-Stundenlauf erreichte er1987 in Biel mit 214,708 km. 4 Mal startete Horst beim 245 km langen Spartathlon, er wurde 1995 zum Friedenslauf nach Hiroshima eingeladen.
Ab der Altersklasse M55 konnte sich Horst in seiner Altersklasse immer häufiger als Sieger registrieren lassen. Horst war aber auch ein wunderbarer Läuferfreund für uns alle. Vor allem bei den längeren Stundenläufen war er ein immer froh gelaunter und gesprächiger Sportskamerad. Horst wird in unserer großen Lauffamilie immer seinen Platz haben.
Eine Erinnerung an Horst Preisler
von Ingo Schulze aus Horb a.N.
Horst hat ein Denkmal als Läufer verdient. Er war für viele ein Vorbild.
Horst Preisler habe ich Ende der 70er-Jahre in Hamburg kennengelernt. Wir liefen gemeinsam bei vielen Veranstaltungen für den TUS Holstein-Quickborn. Oftmals fuhren wir zusammen mit dem Vereinsbus oder meinem privat PKW zu ferneren Veranstaltungen. Wir verloren uns aber auch nicht aus den Augen als ich 1985 in den Schwarzwald zog, denn wir trafen uns immer wieder bei etlichen Veranstaltungen. Bevor es mich in den Schwarzwald zog, gab ich noch eine Abschiedsparty, zu der die Verwandtschaft, Nachbarn und gute Freunde eingeladen waren. Ich war einige Male bei ihm zu Hause. Durch seine Stellung als Personalchef im Krankenhaus-Boberg konnte er meinen Neffen zu einer Lehrstelle verhelfen. 1979 lief er beim Staffelrennen in Mörlenbach über 24 Stunden mit Friedrich Marquardt als Einzelläufer. Friedrich hatte wohl die Nase vorn, aber sie vollbrachten eine Pionierleistung. Zu dieser Zeit war es unvorstellbar, dass man 24 Stunden an einem Stück laufen kann. Horst lief auch gern bei meinen organisierten Veranstaltungen mit. Bei meinen Europa- und Deutschlandläufen war er immer mal wieder als Etappenläufer dabei. Hier konnte er auch seine Marathondistanzen sammeln. Bei nahezu jedem Treffen sprachen wir davon, dass er 13 Jahre älter ist als ich. Es war für mich immer ein Ansporn, ihn bei den Läufen nicht aus den Augen zu verlieren, wenn er vor mir lief. In der Regel waren es die 100er. Unter Marathon war bei Horst nichts zu machen. Beim ‚Ausdauer-Vierkampf‘ in Husum sprachen wir über seinen Deutschlandlauf 1980, den er in Begleitung seines damals 14-jährigen Sohnes Kai unternommen hatte.
Andere, so auch ich, haben die Serie der Deutschlandläufe fortgesetzt. Wir standen uns sehr nahe und waren immer wieder in Kontakt. Gern erinnere ich mich an die Zeit mit ihm zurück.
Quelle: DUV