„Jedes Kind muss die Möglichkeit haben, in einem Sportverein Mitglied zu sein“, bekräftigte Vesper.
Zum Kirchentag gehört auch Sport und Spiel – DOSB-Generaldirektor Vesper: Kommen die Kinder nicht mehr in die Vereine, müssen die Sportvereine zur Schule gehen
(DOSB PRESSE) Beim 2. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München ging es ähnlich wie bei der Premiere 2003 in Berlin sportlich zu: Sport und Spiel, Tanz und Bewegung gehörten genauso zum fünftägigen Programm wie die Einladung zu Gesprächen, Diskussionen und Interviews über den Sport in unserer Zeit.
Als zentrale Sportstätte hatten die Kirchentagsverantwortlichen den Olympiapark auserkoren. Beim ganztägigen „Forum Sport, Bewegung, Körperkultur“ im arg unterkühlten Olympia-Eisstadion warb Oberbürgermeister Christian Ude heiß für die Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 und brachte gemäß Kirchentagsmotto seine „Hoffnung auf heitere Spiele und ein Fest für Völkerfreundschaft“ zum Ausdruck.
Dabei erhielt er prominente Unterstützung von Hans-Jochen Vogel, dem Münchener Stadt-oberhaupt vor und während der Sommerspiele 1972, der auch den terroristischen Anschlag am 5. September in Erinnerung rief: „Das war ein Schmerz, der aber zum Leben gehört“. Im anschließenden Gespräch berichteten die drei Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt auf katholischer sowie Claudia Rudolff (Paralympics) und Thomas Weber auf evangelischer Seite über ihre Arbeit mit den Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen.
Unter dem Motto „Keine Bildung ohne Bewegung“ stellten der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Prof. Wolfgang Huber, und der Bielefelder Sportwissenschaftler Prof. Dietrich Kurz einen Zusammenhang der allgemeinen „Bildungsgerechtigkeit, um die es derzeit schlecht bestellt ist“ (Huber) und den möglichen Bildungsbeiträgen des Sports her. Der Sport kann, so Kurz, gerade bei jungen Menschen „Karrieren der Bewegungsarmut verhindern helfen“, wenn er mehr Bildungsbeachtung findet, wie das negative Beispiel der zunehmend mangelhaft ausgeprägten Schwimmfähigkeit von Kindern am Ende des Grundschulalters zeigt.
Beide Gesprächspartner unterstrichen abermals die hohe Bedeutung des Sports als Grundthema des sozialen Miteinanders in unserer Gesellschaft und bezeichneten den Sport als einen Sektor, wo junge Menschen zusammen mit anderen lernen können, ihre Zeit sinnvoll zu nutzen und ein Verhältnis zu ihrem Körper zu entwickeln.
In einer Gesprächsrunde mit Repräsentanten aus Kirche, Politik und Sport erhielt der General-direktor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, viel Beifall aus dem Publikum, als er erneut seinen Wunsch zur dringend notwendigen Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Sport in der Schule und in den Sportvereinen vortrug: „Es herrscht nach wie vor landesweit ein akuter Nachholbedarf an guten Sportstätten. Das ist schon eine Zumutung, was wir da teilweise erleben müssen“, sagte er.
Vesper verwies auch auf die Chancen für die Sportvereine, die es im Zuge der vermehrten Einrichtung von Ganztagsschulen gibt: „Dann müssen die Sportvereine selbst zur Schule gehen, wenn die Kinder nicht mehr in den Verein kommen.“ Lobend erwähnt wurden schon greifende neue Förderideen und Finanzierungsprogramme von Mitgliedsbeiträgen von Kindern aus einkommensschwachen Familien: „Jedes Kind muss die Möglichkeit haben, in einem Sportverein Mitglied zu sein“, bekräftigte Vesper.
Beiträge des Sports haben Tradition bei Kirchentagen. In München konnte diese gehaltvoll fortgesetzt und neu gelebt werden – nicht zuletzt weil Kirche und Sport als große gesellschaft-liche Institutionen den Schulterschluss auf dem Spielfeld des Sports gewagt haben und weil auf der Arbeitsebene von Kirche und Sport diese an sich ungewöhnliche Partnerschaft mit viel Engagement gefüllt wird.
Dieses Miteinander soll auch bei den beiden nächsten Kirchentagen praktiziert werden – sei es beim 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 1. bis 5. Juni 2011 in Dresden und beim 98. Deutschen Katholikentag vom 16. bis 20. Mai 2012 in Mannheim.
Quelle. DOSB
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