Yalemzerf Yehualaw wins in Hamburg. - Foto: Haspa Marathon Hamburg - Hoch Zwei
Yalemzerf Yehualaw läuft sensationelles Marathon-Debüt, beide Streckenrekorde fallen in Hamburg
Yalemzerf Yehualaw hat den Haspa Marathon Hamburg in sensationellen 2:17:23 Stunden gewonnen. Die 22-jährige Äthiopierin lief damit das mit Abstand schnellste Debüt über die 42,195 km aller Zeiten. Die bisher beste Debützeit hatte die Britin Paula Radcliffe erzielt, die 2002 in London mit 2:18:56 gewonnen hatte.
Yalemzerf Yehualaw wurde in Hamburg auf Anhieb zur sechstschnellsten Marathonläuferin aller Zeiten, pulverisierte den Streckenrekord und lief die schnellste je in Deutschland gelaufene Zeit einer Frau. Yehualaws Landsfrauen Fikrte Wereta und Bone Cheluke belegten mit 2:26:15 beziehungsweise 2:26:23 die Plätze zwei und drei.
Die schnellste deutsche Frau war Kristina Hendel (LG Braunschweig), die einen starken fünften Platz belegte mit einer persönlichen Bestzeit von 2:27:29.
Bei den Männern gewann der Kenianer Cybrian Kotut mit 2:04:47. Er unterbot damit den bisherigen Streckenrekord von Eliud Kipchoge, der 2013 eine Zeit von 2:05:30 gelaufen war, deutlich. Zweiter wurde der aus Uganda stammende Debütant Stephen Kissa mit nur einer Sekunde Rückstand in 2:04:48, Rand drei belegte der Äthiopier Workineh Tadesse in 2:05:07. Beste deutscher Läufer war überraschend der Debütant Florian Röser (TV Konstanz) mit 2:15:03 auf Platz 21.
Cybrian Kotut gewinnt knapp vor Stephen Kiss. – Foto: Haspa Marathon Hamburg / Hoch Zwei
Für die Sonntags-Wettbewerbe des 36. Haspa Marathon Hamburg hatten sich insgesamt rund 20.000 Läufer aus 68 Nationen angemeldet. 10.500 von ihnen waren Marathonläufer, 4.250 hatten sich für den Halbmarathon und 5.500 für die ebenfalls parallel veranstaltete Staffel angemeldet. Bereits am Sonnabend liefen zudem rund 9.000 Kinder und Jugendliche „Das Zehntel“ über 4,2 km. Hamburgs Sportsenator Andy Grote und der Haspa Finanzvorstand Jürgen Marquardt gaben um 9.30 Uhr den Startschuss für den Marathon.
„Dies war ein großartiges Frühlings-Comeback für uns. Wir konnten ein beeindruckendes Rennen auf den Hamburger Straßen präsentieren und sind stolz auf die extrem starken Resultate mit zwei Streckenrekorden und einem buchstäblich einmaligen Debüt von Yalemzerf Yehualaw“, sagte Chef-Organisator Frank Thaleiser.
Bei sonnigen aber windigen Bedingungen und Temperaturen um die 10 Grad Celsus lief die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw von Anfang an an der Spitze und vergrößerte ständig ihren Vorsprung. Schon bei Kilometer 10 lag sie mit einer Zwischenzeit von 32:39 Minuten deutlich vor einer sechsköpfigen Gruppe von Verfolgerinnen (33:22). Bei der Halbmarathonmarke betrug ihr Vorsprung mit einer superschnellen Durchgangszeit von 68:30 bereits über zweieinhalb Minuten. Am Ende hatte sie sogar fast neun Minuten Vorsprung. „Für meinen ersten Marathon lief das Rennen sehr gut für mich. Die schnelle Strecke lag mir und die Zuschauer waren eine große Unterstützung“, sagte die Siegerin, die den Streckenrekord ihrer äthiopischen Landsfrau Meselech Melkamu (2:21:54/2016) um rund viereinhalb Minuten unterbot. Yalemzerf Yehualaw wurde mit ihrer Siegzeit von 2:17:23 auch zur deutschen „Alltime-Rekordlerin“. Die schnellste Zeit auf deutschem Boden hatte zuvor die Kenianerin Gladys Cherono gehalten, die 2018 in Berlin 2:18:11 gelaufen war.
Bei den Männern zeichnete sich von Anfang an ein enges und schnelles Rennen ab. Eine 17-köpfige Spitzengruppe passierte die 10-km-Marke nach 29:29 Minuten. Erst bei Kilometer 38 fiel eine Vorentscheidung, als der Kenianer Cybrian Kotut und der aus Uganda stammende Debütant Stephen Kissa sich aus der sechsköpfigen Spitzengruppe lösen konnten. Beide lieferten sich bis zum Ende einen spektakulären Zweikampf. Im Schlussspurt konnte sich Cybrian Kotut mit 2:04:47 knapp vor Stephen Kissa (2:04:48) durchsetzen. Dritter wurde der Äthiopier Workineh Tadesse mit einer Zeit von 2:05:07. Alle drei Läufer blieben damit unter dem bisherigen Streckenrekord von 2:05:30, der im Jahr 2013 von Kenias Superstar Eliud Kipchoge aufgestellt wurde. „Ich bin sehr glücklich den Streckenrekord gebrochen zu haben. Anfangs war es schwierig gegen den Wind zu rennen, doch insgesamt waren die Wetterbedingungen sehr gut. Die Pacemaker haben mir eine gute Deckung vor dem Wind verschafft“, sagte Cybrian Kotut.
Bei den deutschen Läufern kam es besonders bei den Männern zu einigen Enttäuschungen. Philipp Pflieger und Johannes Motschmann (beide SCC Berlin) führten das deutsche Feld bis Kilometer 30 an. Kurz danach musste Pflieger aufgeben und Motschmann fiel ab Kilometer 35 deutlich zurück, beendete das Rennen aber mit einer Zeit von 2:17:08 auf Rang 24. Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) musste das Rennen ebenfalls bei Kilometer 35 beenden. Bester Deutscher wurde Florian Röser (TV Konstanz) bei seinem guten Marathondebüt in 2:15:03. „Ich bin sehr überrascht schnellster Deutscher zu sein. Das Ausscheiden von Philipp und die Probleme von Johannes kamen sehr überraschend. Das Rennen lief für mich nicht optimal aber für ein Debüt sehr gut. Ich übe den Marathonsport eher semi-professionell aus und bin daher sehr froh, heute der beste Deutsche zu sein“, sagte Florian Röser.
Bei den Frauen war von Anfang an Kristina Hendel (LG Braunschweig) die führende deutsche Läuferin. Am Ende belegte sie mit 2:27:29 den starken fünften Platz in einem Topfeld. „Wir hatten von Kilometer 8 bis 31 mit Wind zu kämpfen. Zudem hatte ich am Anfang Krämpfe, die dann verschwanden. Ich habe meine persönliche Bestzeit geknackt und bin sehr stolz darauf. Ich hoffe, ich werde bei der EM in München im deutschen Trikot laufen. Ich traue mir noch einiges zu,“ sagte Kristina Hendel, die international derzeit nur für Kroatien startberechtigt is
Kristina Hendel zeigte die beste Leistung unter den deutschen Startern. – Foto: Haspa Marathon Hamburg / Hoch Zwei
Deborah Schöneborn (SCC Berlin) lief als zweite Deutsche auf Rang neun in 2:29:51. „Trotz muskulärer Probleme im Oberschenkel bin ich sehr stolz auf meine Zeit. Ich habe den Rückenwind genutzt und mich an meinen Tempomacher gehalten“, sagte Deborah Schöneborn.
Ergebnisse, Männer:
- Cybrian Kotut KEN 2:04:47
- Stephen Kissa UGA 2:04:48
- Workineh Tadesse ETH 2:05:07
- Victor Kiplangat UGA 2:05:09
- Abebe Negewo ETH 2:06:05
- Masresha Bere ETH 2:06:44
- Edwin Kiptoo KEN 2:06:52
- Abraham Kiptoo KEN 2:06:59
- Bazewe Asmare ETH 2:07:13
- Bernard Ngeno KEN 2:07:27
Frauen:
- Yalemzerf Yehualaw ETH 2:17:13
- Fikrte Wereta ETH 2:26:15
- Bone Cheluke ETH 2:26:23
- Tseginesh Mekonnen ETH 2:26:29
- Kristina Hendel GER 2:27:29
- Priscah Jeptoo KEN 2:28:48
- Rosa Chacha ECU 2:28:52
- Gadise Mulu ETH 2:28:37
- Deborah Schöneborn GER 2:29:51
- Jana Soethout GER 2:34:28
David Wenig / race-news-service.com