Überraschend kam für den Rennleiter der große Schwund zwischen den Anmeldezahlen und den tatsächlich gestarteten Läufern. 32 051 Läuferinnen und Läufer, darunter auch 5000 Teilnehmer an den integrierten Sparkassen-Meisterschaften, standen in den Startlisten, über die Messmatten liefen schlussendlich am Sonntagmorgen nur rund 23.000
Wunschergebnisse beim Köln-Marathon – Sabrina Mockenhaupt kämpft sich durch zum Sieg – Evans Kipkogei Ruto gewinnt in Streckenrekordzeit von 2:08:36 Stunden – Erstaunlicher Schwund bei den Teilnehmerzahlen – Wilfried Raatz berichtet
Erhoffte Wunschergebnisse brachte die dreizehnte Auflage des Köln-Marathon: Aus einem Pulk von rund 30 kenianischen Läufern katapultierten sich die beiden mit 2:08:36 Stunden zeitgleichen Evans Kipkogei Ruto und Samson Bungei Kipto sowie Khamis Adam (2:09:09) unter dem bestehenden Streckenrekord von Sammy Kurgat (2008/ 2:10:03) und Sabrina Mockenhaupt gewann nach 2007 ihren zweiten Marathon für ihren Club, den Kölner Verein für Marathon.
Auch wenn die Beine schmerzten, im Überschwang ihres Erfolges ließ sich „Mocki“ sehr zu Freude des Publikums und der Medienleute mit dem Marathon-Rennleiter Harald Rösch zu einem Tänzchen hinreißen. „So etwas geht eben nur in Köln!“
Während die Sieger Abteilung Männer noch mit internationalen Hits begrüßt wurden, schwenkte die Tonregie nach knapp zweieinhalb Stunden zu Kölscher Karnevalsmusik um, denn erwartet wurde die in Köln bestens eingeführte Sabrina Mockenhaupt. Und dann kam sie, freilich nicht ganz so schnell, wie rundum erwartet wurde, aber dennoch mit hoch erhobenen Armen ins Ziel nach 2:30:12 Stunden. „Es war sehr anstrengend“, so ihr erster Kommentar im Ziel. „Ich wäre gerne unter 2:30 gelaufen, aber dennoch ist dies für mich ein schöner Saisonabschluss!“
Bei ihrer bravourösen Aufholjagd im WM-Marathonlauf war sie mit 2:30:07 gerade einmal fünf Sekunden schneller unterwegs als bei ihrer Zugabe auf Kölner Boden. Die kleine Siegerländerin konnte einem fast leid tun, so wurde sie noch tief atmend, im Ziel hin und hergeschubst. „Eigentlich hatte ich nach 10 Kilometern keinen Bock mehr“, gestand sie von Herzen aufrichtig, „aber es half ja nichts, ich musste da durch!“
Und sie kam durch, auch wenn nach ihrem Empfinden der Anstieg der Deutzer Rheinbrücke plötzlich einem Berg gleichkam. „Ich war nach der WM in Berlin so euphorisiert, dass ich mich entschieden habe, in Köln noch einen Marathonlauf draufzusetzen. Ich habe aber heute schon nach 15 Kilometern den Streckenrekord abgehakt. Immer gegen den Wind laufen zu müssen, das war schon hart!“
Den Kursrekord hält übrigens seit 1997 die Kenianerin Angelina Kanana mit 2:27:27 Stunden. Und Sabrina Mockenhaupt hatte die Lacher natürlich wieder auf ihrer Seite, als sie ein Fazit ganz im „Mocki“-Stil zog: „Auch wenn ich gerne unter 2:30 gelaufen wäre, das Leben geht weiter! Ich bin froh, dass ich jetzt erst einmal Pause habe. Aber eigentlich war es ein schönes Wochenende – und darf heute endlich einmal ein Kölsch trinken!“
Acht Minuten dauerte es, bis die Zweite Rose Nyangacha (2:38:07) ins Ziel einlief, gefolgt von einer weiteren Kenianerin Prisca Kiprono (2:46:21). Vierte wurde die Kölnerin Ira Korsten (2:50:45).
Während es bei den Frauen klare Verhältnisse gab, sprinteten die beiden Kenianer Evans Kipkogei Ruto und Samson Bungei Kipto gemeinsam ins Ziel. Bei Zeitgleichzeit von 2:08:36 war im Fotofinish Evans der Glücklichere. Ähnlich wie bei seinem Sieg in Hannover war er der Mann der letzten beiden Kilometer, der im Ziel die Nase knapp voraus hatte. „Ich habe am Morgen aus dem Fenster geschaut und gesagt, ja, das gibt eine neue Bestzeit!“ gestand der 25jährige aus der Nähe von Eldoret später zum Besten. Und diese stand seit seinem Frühjahrsauftakt in Niedersachsens Hauptstadt bei 2:10:47 Stunden.
Seine Steigerung um zwei Minuten erklärte der Schützling von Walter Abmayr mit dem forschen Auftreten seiner Landsleute. „Ich hatte gut trainiert mit meinen Kollegen in Iten und war bereit für eine Bestzeit. Allerdings war es nach der Halbmarathonmarke nicht einfach, da alle Kenianer versuchten, das Tempo noch zu halten!“
„Wir sind schlichtweg happy“, gestand Renndirektor Harald Rösch. „Nach so vielen Anläufen ist es uns nun gelungen, die 2:10 zu knacken. Aber richtig froh kann ich erst dann sein, wenn zum Zielschluss alle gesund angekommen sind!“
Überraschend kam für den Rennleiter der große Schwund zwischen den Anmeldezahlen und den tatsächlich gestarteten Läufern. 32 051 Läuferinnen und Läufer, darunter auch 5000 Teilnehmer an den integrierten Sparkassen-Meisterschaften, standen in den Startlisten, über die Messmatten liefen schlussendlich am Sonntagmorgen nur rund 23.000. „So viele können sich doch in der Nacht nicht mehr umentschieden haben!“ wunderte sich nicht nur Harald Rösch.
Beim mit 14.000 Anmeldungen bestückten Halbmarathon setzte sich der Pole Maciek Miereczko in 1:07:11 Stunden vor dem 20jährigen Dominik Fabianowski (LAZ Puma Troisdorf/Siegburg, 1:08:57) durch.
Bei den Frauen triumphierte mit Julia viellehner (LG Passau) die German Road-Races-Nachwuchsathletin 2005 in 1:14:34 Stunden, zugleich der fünftbesten Zeit, die in Deutschland in diesem Jahr erzielt wurde.
Wilfried Raatz
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