Wolfram Müller: „Eine 3:34 kann ich auch laufen!“ – Wilfried Raatz für Leichtathletik.de
Die Schlagzeilen im 10 km-Rennen beim 64. Paderborner Osterlauf bestimmten mit fünf Zeiten unter 28 Minuten die Ostafrikaner. Aber auch zwei deutsche Läufer durften mit dem Saisoneinstieg in die Freiluftsaison durchaus zufrieden sein. Hinter dem für den TV Wattenscheid startenden gebürtigen Äthiopier Musa Roba-Kinkal mit erstmals einem Resultat unter 29 Minuten durfte sich auch der 1500 m-Hallenmeister Wolfram Müller freuen.
Mit 29:15 Minuten steigerte der Neu-Erfurter seine seit 2003 bestehende 10 km-Straßenbestmarke um dreizehn Sekunden.
Wolfram Müller, herzlichen Glückwunsch zur 10 km-Bestzeit! Haben Sie damit mit dieser Steigerung gerechnet?
Damit bin ich auf jeden Fall zufrieden. Wir sind erst am Dienstagfrüh aus dem Trainingslager in Marokko zurückgekommen. Am fünften Tag nach der Rückkehr aus der Höhe ist ein gewisses Risiko dabei. Schließlich habe ich auch 450 Kilometer Umfänge in drei Wochen gelaufen.
Sie waren im Trainingslager in Ifrane im Atlasgebirge. Wie kommt man auf die Idee, in Marokko ein Höhentrainingslager zu bestreiten? Ist es auch nicht ein wenig riskant, eine wichtige Vorbereitung für die EM-Saison in einem nordafrikanischen Land durchzuführen?
Der Dortmunder Trainer Pierre Ayad hat in Ifrane bereits sehr gute Erfahrungen machen können. Ifrane gilt als das St. Moritz Nordafrikas. Wir haben in einem Tophotel gewohnt und auch zwei Köche dabei, somit waren die Risiken doch eher kalkulierbar. Wir waren eine große Gruppe aus unterschiedlichen Vereinen, darunter auch Jana Hartmann, Ingalena Heuck, Robin Schembera und Sebastian Keiner.
Wir können festhalten: Zuerst ein Sieg bei den deutschen Hallenmeisterschaften über 1500 m, direkt nach dem Trainingslager mit vielen Wochen-Kilometern nun eine neue 10 km-Bestzeit. Die EM-Saison 2010 beginnt für Sie doch recht vielversprechend!
Das Rennen heute war dabei noch nicht einmal ideal. Ich habe nach einem Kilometer meine Uhr verloren und musste komplett nach Gefühl laufen. Scheinbar hat dieses nicht geschadet! (Und lacht, als in diesem Moment Rennleiter Christoph Kopp die am Armband eingerissene Uhr zurückgibt!). Mein Trainer Enrico Aßmus hat zunächst mein Training analysiert und sich auch mit einigen erfahrenen Mittelstreckentrainern ausgetauscht. Wir trainieren nicht mehr bei den Laufeinheiten zu stark am Limit, sondern bevorzugen ein ausgewogenes Training mit Be- und Entlastungen. Das wurde in der Vergangenheit nicht so beachtet. Die Trainingsinhalte sind verändert, beinhalten teilweise höhere Intensitäten und geringere Gesamtumfänge. Aber das muss sich natürlich auch noch richtig einspielen. Manches klappt ganz gut, anderes wiederum nicht so. Ich sehe dieses aber alles recht zuversichtlich!
Wann startet für Sie die Bahnsaison und damit auch der Countdown für Barcelona?
Wir wollen am 1. Mai in Erfurt die DM-Quali über 3 x 1000 m laufen, damit wir diese schon einmal abhaken können. In Pliezhausen werde ich 1000 m gegen Robin Schembera und Sebastian Keiner laufen. In Dessau folgt dann über 800 m ein Unterdistanzrennen, bei dem ich vielleicht nicht an meine Bestzeit herankommen werde, aber eine 1:47 Minutenzeit schon laufen möchte. Ich brauche einige Aufbaurennen, damit ich in Schwung komme. Der erste 1500 m-Lauf soll dann in Hengelo folgen. Ich hoffe, dass ich in das Rennen hineinkomme, denn das ist nicht so einfach. Aber Jos Hermens ist mir wohl gesonnen, sodass ich da recht gute Karten im Spiel habe. Ansonsten ist es für deutsche Läufer recht schwierig, in internationale Rennen hineinzukommen….
Der Deutsche Leichtathletik-Verband ist bei den Team-Europameisterschaften in Bergen/Norwegen Titelverteidiger. Spielt dieser Termin in Ihren Planungen eine Rolle?
Ich schlage mich nicht darum. Wenn der DLV mich nominiert, dann bin ich natürlich dabei. Verbiegen werde ich mich aber nicht, um evt. dort über 1500 m oder 3000 m zum Zuge zu kommen.
Ihr 1500 m-Hausrekord steht bei 3:35,50 Minuten. Wo könnte für Sie in diesem Sommer der Weg hinführen?
Eine 3:34er Zeit ist auch für mich machbar. Was im vergangenen Jahr Carsten Schlangen und Stefan Eberhardt gelaufen sind, das kann ich auch! Wir haben über 1500 m ganz im Gegensatz zu anderen Disziplinen ein gutes Potential, in dieser Saison können acht, neun Männer unter 3:40 laufen. Das wird auf jeden Fall ein spannendes Jahr!
Vor dem Hintergrund der neuen 10 km-Bestmarke wäre doch auch ein Wechsel zur 5000 m-Distanz eine Option?
Natürlich! Aber nicht für die EM-Saison!
Wilfried Raatz für Leichtathletik.de
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