Der norwegische 1.500-m-Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen ist bei der WM auch für die 5.000-m-Distanz gemeldet. - Foto: www.photorun.net 2020 Rome Diamond League Rome, Italy September 17,2020 Photo: Giancarlo Colombo@PhotoRun Victah1111@aol.com - www.photorun.NET
WM-Vorschau Oregon/USA (Teil 1): Die Bahnrennen der Männer
Am Freitag beginnen in Eugene die zehntägigen Leichtathletik-Weltmeisterschaften (15. bis 24. Juli). Zum ersten Mal finden die Titelkämpfe in den USA statt. Hier lesen Sie in vier Teilen die Vorschauen auf die Lauf-Wettbewerbe, von den 800 Metern bis zum Marathon.
10.000 m: Finale: 17. Juli (22.00 Uhr MESZ)
Gelingt Ugandas Lauf-Stars um Weltrekordler Joshua Cheptegei und Jacob Kiplimo die Revanche? Bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr in Tokio waren sie über 10.000 m taktisch nicht auf der Höhe. Statt das Rennen schnell zu machen, setzten sie auf einen Spurt und wurden dann von Selemon Barega (Äthiopien) geschlagen.
Der äthiopische Olympiasieger ist auch in Eugene wieder dabei. Während Kenia unter anderen Rodgers Kwemoi ins Rennen schickt, kommen die bisher schnellsten Läufer des Jahres über 10.000 m nicht aus Afrika: Grant Fisher (USA) und Mohammed Ahmed (Kanada) könnten bei der WM auch vorne mitmischen. Deutsche Läufer sind über 10.000 m nicht am Start.
5.000 m: Vorläufe: 21. Juli (3.10 Uhr, 22.7. MESZ) – Finale: 24. Juli (3.05 Uhr, 25.7. MESZ)
Über 5.000 m gibt es fast die gleiche Konstellation wie im 10.000-m-Rennen. Hier geht Weltrekordler Joshua Cheptegei (Uganda) aber auch als Olympiasieger an den Start.
Die schnellsten Läufer dieser Saison kommen aber aus Kenia: Nicholas Kipkorir und Jacob Krop. Die Äthiopier gehören natürlich ebenso zu den Favoriten, und der Kanadier Mohammed Ahmed lief auch in dieser Saison schon unter 13:00 Minuten. Hinzu kommt noch Europas 1.500-m-Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen, der bei der WM auch für die 5.000-m-Distanz gemeldet ist. Angesichts der enormen Leistungsdichte wird es für Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) nicht einfach, das Finale zu erreichen. Für Sam Parsons (Eintracht Frankfurt) und Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) wird es in erster Linie darum gehen, sich in den Vorläufen so gut wie möglich zu schlagen und Erfahrungen zu sammeln.
3.000 m Hindernis: Vorläufe: 15. Juli (2.15 Uhr, 16.7. MESZ) – Finale: 18. Juli (4.20 Uhr, 19.7. MESZ)
Die Kenianer, die so lange die großen Meisterschaftsrennen über 3.000 m Hindernis dominiert haben, gehören nicht zu den ganz heißen Favoriten bei der WM.
Als Favorit ist wohl der Mann anzusehen, der im vergangenen Jahr in Tokio die Erfolgsserie der Kenianer bei den Olympischen Spielen stoppte: Der Marokkaner Soufiane El Bakkali ist mit einer bisherigen Saisonbestzeit von 7:58,28 Minuten auch der schnellste auf der Liste der gemeldeten Athleten – allerdings nur ganz knapp, denn der Äthiopier Lamecha Girma war bisher nur wenige Zehntelsekunden langsamer. Kenias Hoffnungen dürften auf dem WM-Titelverteidiger Conseslus Kipruto liegen, der bisher aber noch nicht wieder seine Bestform erreichte. Es wäre eine große Überraschung, wenn einer der beiden deutschen Läufer, Frederik Ruppert (SC Myhl LA) oder Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898), das Finale erreichen würde.
1.500 m: Vorläufe: 16. Juli (3.30 Uhr, 17.7. MESZ) – Halbfinale: 17. Juli (4.00 Uhr, 18.7. MESZ) – Finale: 19. Juli (4.30 Uhr, 20.7. MESZ)
Hier kommt es zu einer Neuauflage des olympischen Duells, das vor einem Jahr in Tokio der Norweger Jakob Ingebrigtsen gegen den Kenianer Timothy Cheruiyot gewann.
Nach seinem Olympia-Coup will Jakob Ingebrigtsen nun auch den ersten WM-Titel gewinnen. Vor drei Jahren war er bei der WM in Doha Vierter. Sein stärkster Gegner könnte in Eugene aber ein anderer Kenianer sein, denn Abel Kipsang führt bisher die Jahresweltbestenliste an. Ebenfalls sehr stark präsentierte sich in dieser Saison der Brite Jake Wightman. Für Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) wäre es bei seiner WM-Premiere ein großer Erfolg, wenn er das Halbfinale erreichen könnte.
800 m: Vorläufe: 20. Juli (2.20 Uhr, 21.7. MESZ) – Halbfinale: 21. Juli (4.00 Uhr, 22.7. MESZ) – Finale: 23. Juli (3.10 Uhr, 24.7. MESZ)
Die 800 m sind einmal mehr ein sehr offenes Rennen, dessen Ausgang nicht vorhersehbar ist.
Kenias Olympiasieger Emmanuel Korir ist bisher weit weg von seiner Bestform – gut möglich, dass die Kenianer ihn gar nicht laufen lassen und einen anderen ins Rennen schicken. Wyclife Kisasy ist zurzeit Kenias Nummer eins. In der Jahresweltbestenliste steht er auf Position zwei – minimal schneller war ein Brite: Max Burgin erreichte 1:43,52 Minuten. Doch es gibt mindestens ein halbes Dutzend weitere Läufer mit Titel- beziehungsweise Medaillenchancen.
Marc Reuther (Eintracht Frankfurt) kam in dieser Saison bisher gar nicht richtig ins Rennen. Ohne eine deutliche Leistungssteigerung wird das Erreichen des Halbfinales nicht möglich sein.