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17
05
2006

"Ich bin überzeugt davon, daß wir mit der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 eine ähnliche Begeisterung entfachen können wie wir sie rund um die Fußball-WM erleben"

„Wir wollen die Leichtathletik in Berlin als junge, attraktive, dynamische Sportart präsentieren“

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Heinrich Clausen ist seit Oktober des vergangenen Jahres als Organisationsleiter der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin tätig. Der 57-Jährige hatte diese Position bereits bei den
Europameisterschaften in München 2002 und war zuvor auch bei den kontinentalen Titelkämpfen 1986 in Stuttgart sowie bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart 1993 hauptamtlich tätig. Ehrenamtlicher Geschäftsführer der zwischenzeitlich gegründeten Berlin Organising Committee 2009 GmbH (BOC 2009) ist Heiner Henze, der Schatzmeister des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Mit ihm arbeitete Heinrich Clausen bereits in der Vorbereitung auf die EM 1986 zusammen. Die Weltmeisterschaften 2009 werden vom 15. bis 23. August im Berliner Olympiastadion stattfinden.

Herr Clausen, was macht ein Organisationsleiter rund dreieinhalb Jahre vor Beginn der Weltmeisterschaften?

Heinrich Clausen: „Nachdem wir ein Büro aufgebaut haben, hat die Planungsphase begonnen. Es geht um Konzepte und Strukturen sowie die Entwicklung eines Masterplans. In einigen Bereichen sind wir inzwischen in der Phase der konkreten Planung. Dazu zählen zum Beispiel die Hotelreservierungen,
der IAAF-Kongress oder Konzepte für das Stadion. Infrastruktur- und Logistikfragen werden behandelt, ein Budget wird erstellt. Es ist ein bisschen wie mit einem Baby. Der Charakter eines Menschen wird schon in den ersten Jahren geformt. Wir müssen sehen, dass wir mit guten Anfangskonzepten eine Grundlage legen, die die Weltmeisterschaften 2009 erfolgreich prägen wird.“

Lässt sich sagen, wie hoch das Budget sein wird?

Heinrich Clausen: „Der Gesamtetat wird sich auf eine Summe zwischen 40 und 45 Millionen Euro belaufen.“

Wie sieht die Personalsituation aus?

Heinrich Clausen: „Zurzeit arbeite ich mit einer Kollegin in unserem Büro auf dem erweiterten Gelände des Berliner Olympiastadions. Alle Schritte werden dabei mit Herrn Henze abgesprochen. Wir haben ein Personalkonzept entwickelt und werden jetzt auch damit beginnen, Mitarbeiter einzustellen. Einen Marketing-Manager und eine Direktorin für Sporttechnik gibt es bereits. Frau Gabriele Thiele ist seit 1. Januar für uns tätig im Bereich Sporttechnik. Sie soll unter anderem neue Ideen umsetzen, die es zum Beispiel
für die Marathonläufe gibt. Wir werden auch bald einen Logistik-Manager einstellen. Ich schätze, dass wir in der Endphase einen Stab von etwa 45 hauptamtlichen Mitarbeitern haben werden. Die letzten von ihnen werden etwa ein Jahr oder ein dreiviertel Jahr vor der WM zum Team hinzukommen. Aber die Arbeit wird natürlich längst nicht nur auf den von uns angestellten Hauptamtlichen lasten. Wir werden auch mit vielen Honorarkräften und Ehrenamtlichen arbeiten. Manche Bereiche werden sicherlich auch an Fremd-Firmen abgegeben. Ich denke da zum Beispiel an die Bereiche Promotion, die Eröffnungsfeier oder das
Kulturprogramm.“

Stichwort Promotion: Zurzeit haben Sie eine schwierige Situation, weil natürlich in der Öffentlichkeit nur die Fußball-WM wahrgenommen wird. Was können Sie machen, wie sehen Sie die Situation nach dem Finale am 9. Juli?

Heinrich Clausen: „Zurzeit geht es natürlich nur um die Fußball-Weltmeisterschaft. Aber da brauchen wir uns nicht drüber zu beklagen. Fußball ist die Nummer eins zurzeit, und es ist eine tolle Sache, dass diese WM in Deutschland und das Finale in Berlin stattfindet. Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten werden wir versuchen, die Fußball-WM für eigene Promotion-Zwecke zu nutzen, um den Medien und der Bevölkerung zu zeigen, dass drei Jahre später in Berlin wieder ein großes sportliches Highlight stattfindet. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 eine ähnliche Begeisterung entfachen können wie wir sie rund um die Fußball-WM erleben. Punktuell spüre ich schon jetzt ein sehr positives Feedback. Und ich hoffe, dass wir nach der Fußball-WM mit der Leichtathletik die gleiche
Aufmerksamkeit bekommen werden.“

Zeichnen sich in der Planungsphase besondere Probleme ab? Zum Beispiel wird ja in Berlin immer wieder der Abriss des Internationalen Congress-Centrums (ICC) diskutiert.In der WM-Bewerbung war dies für dieCouncil-Sitzung der IAAF vorgesehen.

Heinrich Clausen: „Ein möglicher Abriss des ICC wird uns nicht tangieren, denn der IAAF-Kongress wird jetzt im Hotel Estrel stattfinden. Es gibt natürlich auch Knackpunkte, die sind bekannt. Einer ist zum Beispiel der Flughafen und eine möglicherweise damit verbundene Akkreditierungsstelle.
Aber wir werden auch dafür Lösungen finden.“

Unabhängig von den Planungen – was sind Ihre großen Ziele oder Visionen?

Heinrich Clausen: „Wir wollen die Begeisterung für die Leichtathletik weiter entwickeln. Das Olympiastadion soll zumindest bei den Abendveranstaltungen durchweg ausverkauft sein. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.
Wir wollen aber auch die junge Generation an die Leichtathletik heranführen und sie integrieren und damit eine neue Begeisterung für diese Sportart wecken.
Wir werden die Leichtathletik in Berlin als junge, attraktive, dynamische Sportart präsentieren.“

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