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28
05
2009

Gerhard Janetzky: Unser Etat liegt bei 2,7 Millionen Euro und ist etwas höher als im vergangenen Jahr. Das hängt damit zusammen, dass wir für Promotion-Zwecke mehr ausgeben als 2008. Aufgrund langfristiger Sponsorenverträge ist der Etat gedeckt.

„Wir warten auf ein Fernsehsignal“ – Jörg Wenig im Interview mit Gerhard Janetzky, dem Meeting-Direktor des DKB ISTAF zur aktuellen Situation und zur Zukunft

By GRR 0

In der vergangenen Woche hatte der Manager von Blanka Vlasic, Harald Edletzberger, behauptet, das DKB ISTAF zahle keine Antrittsgelder mehr. Er forderte einen Boykott des Meetings.

Gerhard Janetzky: Diese Behauptung ist falsch. Natürlich zahlt das DKB ISTAF neben dem Preisgeld auch weiterhin Startgelder – zum Beispiel an jene Athleten, die zentral für die komplette AF Golden League verpflichtet werden. Diese Verhandlungen werden nicht von uns geführt sondern von meinem Brüsseler Kollegen Wilfried Meert. Da wird natürlich gepokert, aber wir Meeting-Direktoren sind uns in unserer Haltung einig.

Der Manager von Blanka Vlasic fand offenbar das Angebot nicht akzeptabel. Nun hat er sich wohl gedacht, Berlin ist das erste Meeting, deswegen wollte er über das DKB ISTAF Druck ausüben. Leider wurden wir von den betreffenden Journalisten nicht dazu befragt, so dass diese Geschichte ungeprüft veröffentlicht wurde. Inzwischen ist die Situation mit Vlasics Manager aber geklärt. Wir gehen einvernehmlich davon aus, dass sie am 14. Juni hier antreten wird. Und Blanka Vlasic hat bereits gesagt, sie freue sich auf das Berliner Publikum.

Wie sieht die finanzielle Gesamtsituation aus?

Gerhard Janetzky: Unser Etat liegt bei 2,7 Millionen Euro und ist etwas höher als im vergangenen Jahr. Das hängt damit zusammen, dass wir für Promotion-Zwecke mehr ausgeben als 2008. Aufgrund langfristiger Sponsorenverträge ist der Etat gedeckt.

Ein anderes heißes Thema ist der mögliche Start von Dwain Chambers, den die Euro-Meeting-Gruppe nach seinem Dopingfall mit einem Startverbot belegt hat.

Gerhard Janetzky: Ich halte es weiterhin prinzipiell für richtig, ihn starten zu lassen. Es ist dem Berliner Publikum nicht vermittelbar, warum Dwain Chambers beim DKB ISTAF nicht laufen darf, dann aber bei der WM dabei sein kann. Gleichzeitig erklären wir uns jedoch solidarisch mit der Mehrheit der Kollegen der anderen Meetings. Deswegen wird Dwain Chambers beim DKB ISTAF nicht starten. Ich würde mich freuen, wenn sich diese solidarisch-konsequente Haltung auch im Kreis der Manager durchsetzen würde und diese tatsächlich keine ehemals gesperrten Athleten mehr unter Vertrag nehmen würden. Das wäre dann konsequent in allen Bereichen.

Bedauern Sie, dass es die Golden League im nächsten Jahr nicht mehr geben wird?

Gerhard Janetzky: Ja, denn die Golden League hat sich in den letzten Jahren zunehmend durchgesetzt und ihre Regeln sind sehr einfach, was gut ist für den Zuschauer. Da die neue Serie nun über den Kontinent hinausgehen sollte, war ein neues Format nötig. Ich halte die Diamond League jedoch nicht für eine Weiterentwicklung der Golden League sondern für eine Optimierung der World Athletics Tour (WAT) – von jetzt 24 auf dann 12 oder 15 Meetings. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Meetings sind natürlich groß. Ob eine Homogenität erreicht wird, wird sich nach einiger Zeit zeigen. Schlimm ist es für Top-Meetings, die nicht dabei sein. Rieti, Ostrava oder Hengelo stürzen in eine gefühlte Drittklassigkeit ab. Hier muss eine Lösung gefunden werden.

Das DKB ISTAF gehört noch nicht zur Diamond League – gibt es hier einen neuen Stand?

Gerhard Janetzky: Wir freuen uns, dass uns IAAF-Präsident Lamine Diack intensiv bittet, an der Diamond League teilzunehmen. Wir versuchen zurzeit seine Wünsche mit den wirtschaftlichen Realitäten in Deutschland in Einklang zu bringen. Das ist auch deswegen nicht leicht, da das öffentlich-rechtliche Fernsehen erst im September über zukünftige Übertragungen entscheiden möchte. Wir hoffen jedoch auf ein früheres Signal.

Wir würden dem deutschen Publikum mit dem DKB ISTAF gerne auch in Zukunft ein Top-Leichtathletik-Event bieten. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir jedoch noch nichts sagen.

Jörg Wenig

DKB-ISTAF Berlin

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