Blog
07
04
2024

Auf ihr Können stolz sein wollen - Fotos Pöhlitz / Schröder

Wir müssen Kids auf eine mögliche Sport-Karriere vorbereiten – Grundschulkinder haben das Recht auf tägliche Bewegung – Kindern früh das Laufen, Athletik-, Kraft- und Beweglichkeit lehren – Ein Appell von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

Schon die Babys strahlen Mama an, wenn sie früh bewegt werden, sich durch Handhilfen aufrichten und auf den Bauch drehen wollen. Es wäre toll, wenn sie dann, wenigstens bis zum 3. Lebensjahr und danach, in den Kitas möglichst oft und lange, am besten täglich „durch Bewegen“, immer mehr dazulernen, fit werden.

Anerzogene Bewegungen, Ansichten, Gewohnheiten, Verhaltensweisen aus der Kindheit halten sich ein Leben lang, und sind meist nur noch schwer zu verändern, auch im Sport.

Da wäre eine frühe, am besten schon in den Kitas, aber bestimmt in den Basics-Jahren, Vermittlung der Techniken und Bewegungsqualitäten von vielseitigen am besten spielerischen Belastungen bis zur Ganzkörper-Kräftigung angesagt. Lasst sie vor allem spielen – wie wir früher, möglichst lange, jede/r nach dem örtlichen Angebot.

Einmal erkannt, sollte dann die Trainings-Praxis im Sprint-, Lauf- und Krafttraining, Grundlage für einen längerfristigen Leistungsaufbau werden. Am besten ist dies mit dem vielseitigen Athletik- und Beweglichkeitstraining, auch mit anderen Sportarten wie Schwimmen, Rad, Basketball o.ä. zu verbinden. Jede Stunde zahlt sich eines Tages aus.

Die Entwicklung von sportlichen Leistungen erfolgt in einem vieljährigen Prozess und umfasst mit den BASICS-Jahren 8-12 und 12-14 zwei wesentliche Ausbildungsetappen im Kindertraining.

Das ist eine wichtige Erfahrung aus langjähriger Praxis, zunächst allgemein-vielseitig, später aber schon komplex-zielgerichtet und eignungsabhängig. Am besten wäre, wenn es dann mit den entdeckten Talenten kontinuierlich im Nachwuchsleistungstraining weitergeht.
Mit der Talent-Findung sollte man dafür aber schnell auch die Trainer-Findung verbinden.

Je früher man mit einem solchen Bewegungs-Training beginnt, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit positiven Leistungsfortschritts, Fitness, Gesundheit, aber auch späterer Vermeidung von Verletzungen. Deshalb wären schon früh „Sportlehrer und Trainer“ wichtig die sie motivieren und lehren sich richtig zu bewegen. Zur Lehre der Bewegungen gehören auch alters- und ausbildungsabhängige Qualitäten mit den entsprechenden Pausen.

„Mit zehn Jahren begann Österreichs Vorzeige Skispringer Stefan Kraft mit dem Sport, also mit ersten Trockenübungen, mit Techniktraining und ersten Sprüngen; mit 18 Jahren gewann Kraft die Silbermedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften“.
Von Norwegens Ski-Langlauf-König Johannes H. Klaebo berichtete seine Mama das er als Kind unerträglich war, wenn er im Sport verloren hatte. Sie empfahl ihm dann am besten zu gewinnen, das war seine Wende fürs Leben.

Wenn 15-19jährige Mädchen und Jungen mental stark, Siegertypen sein sollen, müssen sie spätestens als 10-12jährige erkannt, dazu erzogen worden sein. Wem aber die Bereitschaft fehlt, und Trainer-Druck braucht, wird es nicht schaffen.

Über die Probleme Talente, Ausbildung, Geld und fehlendes Fach- und Führungspersonal beklagen sich nicht nur die deutschen Fußballklubs, auch den Leichtathletik-Landesverbänden und vielen Vereinen geht es nicht besser. Alle brauchen die Hilfen dafür natürlich auch von „oben“.

Sogar das Fachpersonal macht sich Sorgen um unsere Zukunft, Deutschlands Konkurrenzfähigkeit im internationalen Sport. Auch weil bisher der Niedergang seit Deutschlands Olympia-Höhepunkt 1992 in Barcelona, mit damals unfassbaren 82 Medaillen, bisher nicht gestoppt werden konnte. Da hilft erst einmal, mit den wenigen Guten, noch besser zu arbeiten, aber gleichzeitig den Neuaufbau von unten, bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten, zu intensivieren.

Es wird 10-12 Jahre Arbeit mit Kindern einschließlich der Talentfindung und Ausbildung brauchen, die in Vereinen und den vorhandenen Spezialschulen für Sport auf die Athletik-, Kraft- und Beweglichkeits-Anforderungen des Nachwuchsleistungstraining vorbereitet werden. Die Schwierigkeit dabei wird darin bestehen das das Qualitätsangebot Begabter, nach den Versäumnissen des letzten Jahrzehnts, nicht besonders ist. Aber man muß es tun, vor allem würden große Kindergruppen helfen.

Und zum Schluß noch eine Bitte: Fußball, Fußball über allem, bringen „S i e“ die Leichtathletik wieder in die Medien, damit die „junge Generation“ in den 47 Disziplinen wieder Vorbildern nacheifern will.

Lothar Pöhlitz

—————————————————————————
*Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1959-1971 Trainer und Cheftrainer beim SC Chemie Halle / Nachwuchs-Verbandstrainer / 1971- 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums für Lauf-Trainingsmethodik im DVfL der DDR / 1979-1985 Sprinttrainer beim TSV Bayer 04 / 1980-1998 DLV-Bundestrainer Mittelstrecke – Langstrecke – Marathon / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der DOSB-Trainer-akademie und DLV-Trainerschule / 4 Fachbücher-Laufen

 

author: GRR