Einmal startete Wilson Kipsang bisher bei einer großen interkontinentalen Meisterschaft für Kenia.
Wilson Kipsang: Titelverteidigung und Weltrekordversuch als nächste Ziele
Wilson Kipsang wurde beim Commerzbank Frankfurt Marathon am Sonntag zum achtschnellsten Marathonläufer aller Zeiten. Und der 28-jährige Kenianer hat das Rennen mit seiner Sensationszeit von 2:04:57 Stunden in der internationalen Rankingliste ganz weit nach vorne katapultiert. „Ich war zuversichtlich, denn ich hatte sehr hart trainiert. Ich wusste, dass ich alles gemacht hatte, um hier zum Erfolg zu kommen“, erklärt Wilson Kipsang.
Hartes Training mit wöchentlichen Kilometerleistungen zwischen 140 und 200 bildet die Grundlage für den Erfolg von Wilson Kipsang. Um allerdings überhaupt erst in die Lage zu kommen, bei großen Straßenrennen außerhalb Kenias an den Start zu gehen, dazu brauchte er auch Glück.
Wilson Kipsang ist rund 50 km von Iten als Kind einer Farmerfamilie aufgewachsen. Iten ist ein Zentrum für kenianische Weltklasseläufer. Doch im Gegensatz zu dem hoch liegenden Ort wuchs Kipsang in seiner Kindheit im Tal auf und profitierte in dieser Zeit nicht von der leistungsfördernden Höhenluft. Er ist als Kind auch nicht weit gelaufen. „Ich habe erst in der Oberschule bei Wettkämpfen gemerkt, dass ich Talent habe“, erzählt Wilson Kipsang.
Doch es dauerte noch einige Jahre, bevor der Kenianer mit richtigem Training begann. Nach der Schule arbeitete er zunächst als Zwischenhändler von Farm-Produkten. „Doch nach drei Jahren wollte ich das nicht mehr machen“, erzählt Wilson Kipsang, der dann in Iten mit dem Lauftraining begann. „Ich war damals 21 Jahre alt und wollte es mit dem Laufsport versuchen. Ich kannte andere Läufer, die in Iten trainierten.“ Es war damals das Jahr 2003 und Paul Tergat brach in Berlin den Marathon-Weltrekord. „Das war eine große Motivation für viele kenianische Läufer“, sagt Wilson Kipsang. Bis auf zwei Sekunden kam der 28-Jährige nun beim Commerzbank Frankfurt-Marathon an den früheren Weltrekord von Paul Tergat (2:04:55) heran, der auch ihn damals motivierte.
Bei kenianischen Läufen hatte Wilson Kipsang bald Erfolg. Doch er hatte keinen Manager. Über Trainingspartner lernte er dann den Holländer Gerard van de Veen kennen. Mit etwas Glück bekam er dann die Chance, sein Talent bei einem Rennen in Europa unter Beweis zu stellen. Ein für den Jever Fun-Lauf verpflichteter Kenianer fiel 2007 verletzt aus und so schickte van de Veen kurzfristig Wilson Kipsang in das 10-Meilen-Rennen. Ein anderer Athlet des Holländers hatte ihm gesagt, dass Kipsang gut in Form sei. „Ich hatte Glück und habe meine Chance genutzt.“ Kipsang gewann das Rennen, brach einen alten Streckenrekord und stellte auch noch eine Jahresweltbestzeit auf. Das war der Durchbruch für Wilson Kipsang, der heute mit seiner Frau und den drei kleinen Söhnen in Iten lebt.
Zunächst hatte er beachtliche Erfolge im Halbmarathon. Bereits viermal blieb der Kenianer in diesen Rennen unter einer Stunde, zwei weitere Male verpasste er die prestigeträchtige Marke um lediglich wenige Sekunden. Mit seiner imposanten Bestzeit von 58:59 Minuten, die er im vergangenen Jahr als Zweiter des Rennens von Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) aufstellte, ist er heute noch der sechstschnellste Läufer aller Zeiten über diese Distanz. Und nur dieses halbe Dutzend Athleten, darunter Haile Gebrselassie (Äthiopien), Sammy Wanjiru oder Patrick Makau (beide Kenia), hat bisher Zeiten von unter 59 Minuten erreicht.
Einmal startete Wilson Kipsang bisher bei einer großen interkontinentalen Meisterschaft für Kenia. Vor einem Jahr verpasste er bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Birmingham die Bronzemedaille nur um acht Sekunden. Er wurde Vierter in 60:08 Minuten. Im April lief Wilson Kipsang dann ein glänzendes Marathon-Debüt. Er wurde mit 2:07:10 Stunden Dritter beim Paris-Marathon. Aufgrund seiner Vorleistungen war klar, dass er in der Lage sein könnte, den bisherigen Frankfurter Kursrekord seines Landsmannes Gilbert Kirwa (2:06:14 vor einem Jahr) zu knacken. Bei den sehr guten Wetterbedingungen rannte Wilson Kipsang sogar gleich unter 2:05 Stunden.
Wilson Kipsang ist nun ein weiterer Kenianer, dem man zutrauen kann, auch den derzeitigen Weltrekord von Haile Gebrselassie (Äthiopien/2:03:59) zu brechen. „Ich will noch dichter an den Weltrekord herankommen und versuchen, ihn zu brechen“, sagt Wilson Kipsang und fügt hinzu: „Ich denke, dass ich auch in Frankfurt den Weltrekord brechen könnte. Im nächsten Jahr würde ich hier gerne meinen Titel verteidigen.“
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