Herrliches Winterwetter in Arosa - Foto: Wilfried Raatz
Wie bestellt: Herrliches Winterwetter in Arosa – Die 20. Ausgabe des einzigartigen Swiss Snow Walk & Run gerät zum Ausdauer-Festival bei Traumbedingungen in einer weißen Winterpracht – 1165 Teilnehmer aus 13 Nationen gratulierten zum Jubiläum – Wilfried Raatz berichtet
Drei Stunden nach dem ersten Startschuss am Obersee in der tiefverschneiten Sommer- und Wintersportdestination Arosa prostete der bestens bekannte Schweizer Sportjournalist Urs Gerig im futuristischen 360°-Restaurant auf dem Weisshorngipfel dem Veranstaltungspräsidenten Daniel Durrer zu und gratulierte ihm mit ausgelassener Freude zum gelungenen 20. Jubiläum des Swiss Snow Walk & Run.
In der Tat, Schulterklopfen war angesagt, denn einmal mehr ist der Spagat zwischen Skisport auf den bestens präparierten Pisten hoch über Arosa und einem Lauf- und Walking-Ausdauerfestival besonderer Qualität gelungen.
„Ein schöneres Geschenk zum 20-Jahre-Jubiläum hätte ich mir nicht wünschen können“ zeigte sich der OK-Chef Daniel Durrer bestens gelaunt im Kreis einer Sponsorenrunde auf dem Weisshorngipfel. Eine tief verschneite Landschaft mit herrlichen Bedingungen für den „weißen Sport“, tiefblauer Himmel und eine starke Resonanz auf den insgesamt fünf Distanzen durften die Macher in Arosa glücklich stimmen. „Genau so war es auch bei der Premiere“, erinnerte sich Daniel Durrer, der 2005 diese außergewöhnliche Veranstaltung auf Anraten des (Nordic-)Walkingpioniers Arno Jäckli ins Leben rief und diese bis heute als OK-Präsident leitet.
„Der heutige Tag ist ein Genuss, die Bedingungen waren wohl noch nie so gut wie heute. Was will man mehr?“
Vergessen waren natürlich in diesem Augenblick die weniger glücklichen Wetterumstände, die nach starken Schneefällen sogar einmal zur Komplett-Absage geführt hatten, im dichten Nebel in weiteren Teilen der Strecken oder auf einer Ersatzstrecke durchgeführt wurden. Selbst die Corona bedingten Auflagen wusste man in Arosa mit Bravour zu meistern, mit knapp 1200 Teilnehmern ist man auf einem überaus stabilen Niveau angelangt.
Und man ist ein Unikat der internationalen Laufsportszene, denn andere Veranstalter wie die in Engelberg in der Zentralschweiz haben nach wenigen Versuchen längst das Handtuch geworfen. Mit 47 Prozent ist übrigens der Frauenanteil bei einem Ausdaueranlass rekordverdächtig, den Männern jedenfalls verbleibt nur noch ein kleiner Vorsprung…
Start des einzigartigen Swiss Snow Walk & Run in Arosa – Foto: Wilfried Raatz
„Genießen und Freude haben“ nennt die glückliche Weisshorn-Speed-Siegerin Gessica Gambaro das Gesamtpaket Swiss Snow Walk & Run. Die 33jährige eigentliche Triathletin ist eher auf der Olympischen Distanz zuhause, startet aber auch sehr gerne über die 70,3-Ironman-Distanz ins Rennen geht und sogar schon über die gesamte Ironman-Distanz gestartet ist. „Allerdings konnte ich mich vier Wochen lang kaum mehr bewegen“, gestand die im Controlling mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit arbeitende Gessica, „nicht zuletzt, weil ich nicht mehr als sieben Stunden Training in der Woche absolvieren kann!“
Dafür ist sie auf den Kurzdistanzen zumeist unter den Besten ihrer Altersklasse – oder gewinnt in der traumhaften Landschaft in Arosa den Speed-Run über 11 km und 1031 Höhenmetern. Und ließ gerade einmal fünf Männer den Vortritt. „Es macht einfach Freude, auf diesem Schnee, in der warmen Sonne und bei dieser herrlichen Aussicht zu laufen und die Stimmung zu genießen!“ Nach 1:28:04 Stunden war die Winterthurer Ausdauerspezialistin im Ziel und wurde von ihrer Mutter, übrigens mit 68 eine der weltbesten Ironman-Masters-Athletinnen weltweit, freudig mit heißem Tee begrüßt. „Im nächsten Jahr werden wir wieder gemeinsam in Arosa starten“, so der Plan von Irene Gambaro, die 2022 in St. George/ Utah Masters-Weltmeisterin der Ironwomens geworden war, die Jubiläumsausgabe in Arosa allerdings wegen einer Verletzung verpasste. 2020 und 2022 waren übrigens Mutter und Tochter bereits über die 10-Meilen-Strecke zum Weisshorn gelaufen. Fünfzehn Minuten hinter der wie entfesselt zum Weisshorn hinauf stürmenden Gessica kam mit Annina Gmür die Zweitplatzierte ins Ziel.
Bei den Männern landete bei seiner Arosa-Premiere der aus Thusis stammende Marco Wildhaber einen Start-Ziel-Sieg.
„Ich war allerdings nicht so spritzig, die Beine waren ziemlich schwer, habe mich aber auf den tollen Zieleinlauf gefreut“, so der Speed-Sieger – und nannte sogleich auch den Grund, weshalb ihm die kräftezehrende Herausforderung nicht so leichtgefallen war. Als ausgewiesener Skitouren-Spezialist gewann er am Vorabend in Klosters noch ein Vertical Race über 3,3 km und 500 Höhenmetern. In den Sommermonaten ist er auf den Trails unterwegs, dabei auch schon erfolgreich die legendären Rennen Transviamala und Transruinaulta bestritten hatte. Am Weisshorn benötige der 32jährige 1:11:06 Stunden und lag damit souverän vor dem erst 18jährigen Flurin Brändli (1:19:16) und dem früheren Mr. Schweiz André Reithebuch, der bei seiner 13. Teilnahme (!) in Arosa längst über den Status eines Show-Promis hinaus ist und mit viel Engagement längst in der Laufszene unterwegs ist. „Noch selten war es so gut zum Laufen“ und freute sich im Kreis von Freunden über den unerwarteten dritten Rang beim Speed-Run.
Den 10-Meilen-Weisshorn-Trail über 16,8 km und 1185 Steigungsmetern und 273 Gefällmetern gewann der letztjährige Halbmarathondritte Florian Kliebens nach 1:32:00 Stunden vor Thomas Reinthaler (1:35:11) und dem unverwüstlichen, inzwischen 47 Jahre alten Liechtensteiner Arnold Aemisegger (1:36:44). „Wir hatten ja heute Traumbedingungen. Bei meinem dritten Start in Arosa konnte ich endlich am Weisshorn gewinnen!“ 2020 war Florian bei seiner Premiere auf Rang sieben gelaufen: „Ich konnte von Beginn an rhythmisch laufen und mein Tempo bestimmen – und dabei auch das Panorama genießen!“ Schnellste 10 Meilen-Läuferin war Andrea Vlassakova, die für die 16,8 km 2:01:27 Stunden benötigte und dabei nur knapp vor Maja Ris (2:02:21) und Fabienne Sarah Grob (2:04:31) lag.
Beim Halbmarathon-Wettbewerb, der 694 m bergauf/bergab wieder zum Ausgangspunkt zurückführte, hatte Jack Wood mit 1:29:07 Stunden drei Minuten Vorsprung auf Nuno Marques und weitere vier Minuten auf Ivan Anton. Die Strecke führte dabei über die Tschuggenhütte zum den Kulminationspunkt Carmennahütte auf 2127 m Höhe. Bei den Frauen machte Constantina Künzle im Vergleich zum Vorjahr (Rang 15) einen gewaltigen Sprung und holte sich nach 1:44:14 Stunden den Tagessieg über diese Strecke, gefolgt von Kinga Bazan (1:47:37) und Victoria Dändliker (1:48:26).
Letztlich allesamt nur markante Spitzen einer bemerkenswerten Ausdauer-Veranstaltung im tiefverschneiten Arosa, bei der die Lauffreude bei knirschendem Schnee und 10 Minusgraden zweifellos im Vordergrund stand. Das gilt gleichermaßen aber auch für die WalkerInnen, die zweifellos inzwischen längst in der Minderheit sind, aber ihre Daseinsberechtigung nach wie vor haben.
Übrigens, mit Michael Epp war einer der Weltbesten der (Nordic-)Walking-Zunft als Fünfter im Speed-Wettbewerb am Weisshorn – mit Walkingstöcken, das versteht sich allerdings von alleine.
Wilfried Raatz