Auf eisigen Pfaden in Jakutien - Foto: Veranstalter
Wenn’s eisig wird… Dann treffen sich die Sibirier zu ihren Eis-Marathons. Eine alljährliche Tradition. Einer fand bei minus 53 Grad statt. Klaus Weidt berichtet
Polina lacht nur. „ Zu kalt? Kennen wir nicht!“ Seit Jahren schon organisiert sie mit dem Team des Wladiwostok-Marathons im Winter auch ein Eis-Rennen.
Immer Ende Februar.
Da wird auf an diesem russischen Weltenende auf dem zugefrorenen Meer gelaufen und gewalkt. Mal nicht über, sondern unter die riesigen Brücken hindurch. Über 10 km und Halbmarathon. Für die Kleinsten gibt es Strecken von einem halben bis zu einem Kilometer.
In der Gruppe läufts sich leichter – Foto: Veranstalter
Weit über 1000 Männer, Frauen und Familien rennen da, egal wie kalt es ist. Am 20. Februar ist es wieder soweit.
Doch der „Eisige“ von Wladiwostok muss längst nicht der Kälteste sein. Am 22. Januar fand zum dritten Mal in Jakutien der „Kältepol-Marathon“ statt. Das Dorf Ojmjakon in der Republik Sacha gilt als kältester bewohnter Ort der Welt, in dem etwa 500 Menschen leben. Bei minus 53 Grad könnte er wahrscheinlich als der eisigste Lauf auf der Erdkugel ausgewiesen werden.
Mehr als 70 Läufer starteten über Distanzen von 5 bis 42,195 Kilometer, darunter auch ein Polizist aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, ein Blogger aus den USA und sogar ein Inder. Dass auf allen Distanzen Einheimische gewannen, überrascht natürlich nicht.
Auf der Marathonstrecke benötigte der russische Sieger bei diesem extremen Temperaturen Wassili Luki 3:22 h, über die halbe Distanz mit Wassili Spiridonow (1:40 h) ein Mann, der lächelnd darauf verwies, dass er leider nicht mit dem ersten olympischen Marathonsieger Spiridon verwandt ist …
Der „Kältepol Run“ wird zur Tradition, wie die Veranstalter versprachen. In diesem Jahr war er dem 100. Jahrestag der Republik Jakutien und dem 80. Jahrestag der „Laufstrecke des Muts“ Alaska-Sibirien gewidmet. Begeistert feuerten die Einheimischen – viele in ihrer Nationaltracht – die mutigen Kälteläufer, unter ihnen sogar einige Läuferinnen, an.
Zuschauer am Kältepol in ihren Nationaltrachten – Foto: Veranstalter
Als kältester Halbmarathon der Welt bezeichnet sich der „Sibirian Ice Half Marathon“ von Omsk. Hier herrschen etwas „mäßigere“ Temperaturen zwischen 20 und bisher tiefst gemessenen 42 Minusgraden. Eine Tradition seit zwei Jahrzehnten, die jeweils zum orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar gepflegt wird. 1500 Teilnehmer zählte das diesjährige Eis-Lauf-Fest. Sechs Runden zu je 3,5 km durch die City und am Irtysch-Fluss entlang. Der Omsker Alexander Patrakow gewann in 1:16:32 h.
Anschließend wird traditionell immer zum Baden oder Schwitzen in der russischen Banja eingeladen, und dann warten noch die Huskys zu den hier üblichen Schlittenfahrten.
Auch Kinder joggen in Wladiwostok beim Eis-Lauf – Foto: Veranstalter
Ein Eis-Marathon steht noch bevor. Zum 22. Februar lädt der Baikal zu einem Stückchen Laufen an seinen langgestreckten vereisten Ufern und über den See ein. Zu Marathon und Halbmarathon. Eine einmalig reizvolle Winter- und Seen-Landschaft wird sich hier den eisernen Eis-Rennern präsentieren.
Den Kälterekord vom Kältepol wird der Baikal allerdings wohl nicht brechen.
Klaus Weidt