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24
05
2016

Ana Dias(lks.) (Portugal) und Simone Raatz (ASC Darmstadt) bei der EM-Masters über die 10 km-Strecke ©Wilfried Raatz/ wus-media

Wenn die Masters auf den heißen Asphalt gehen – Hitze-Bedingungen bei den European Masters im Straßenlauf an der Algarve – Simone Raatz liefert der früheren Weltklasseläuferin Ana Dias einen großartigen Kampf und wird mit Silber belohnt

By GRR 0

Dreh- und Angelpunkt der European Masters Athletics Championship Non-Stadia, so der etwas sperrige Titel für die Europameisterschaften der Masters im Straßenlauf und -gehen, ist in der zweiten Maihälfte für drei Tage das rund 70 Kilometer von Faro entfernt gelegene Feriendomizil Monte Gordo.

Als Austragungsort wird Vila Real de Santo António eingehen, das die meisten der 1000 Teilnehmer aus 22 Nationen weitgehend nur als Wendepunkt der leicht welligen Wendepunktstrecke kennen gelernt haben dürften. Doch wie andernorts üblich regelte auch hier ein finanzielles Engagement einer Bank manches.

Zumal die Algarve im Ursprung nicht einmal aus Austragungsort vorgesehen war, denn als eigentlicher Ausrichter der Masters-Titelkämpfe war die portugiesische Hauptstadt Lissabon zurückgetreten. Rückzug hin und her, in Monte Gordo jedenfalls wurde vieles mit heißer Nadel gestrickt, auch wenn man durch die Masters-Titelkämpfe 2005 schon einmal das gesamte Procedere hatte durchspielen dürfen.

Rein sportlich war das Masters-Stelldichein natürlich eine Demonstration der iberischen Altersklassensportler, die zum Teil in dichter Phalanx die einzelnen Wettbewerbe im Laufen und Gehen beherrschten. Bei den Gehwettbewerben (10 km, 20 bzw. 30 km) setzten sich Spanien mit 11 Goldmedaillen knapp gegen Portugal und Groß-Britannien (jeweils 10), Italien (9) und Deutschland durch, das achtmal auf Rang eins landete.

Auch bei den Laufwettbewerben (10 km, Halbmarathon und Cross-Staffel) blieben die Spanier mit 26 Goldmedaillen obenauf, dahinter waren Portugal (20), Deutschland (16) und die Schweiz (15) die nächstbesten Titelsammler.

Für die deutschen Masters-Athleten mit einer knappen Hundertschaft war dies angesichts der sommerlich heißen Bedingungen freilich eine starke Ausbeute, für die in erster Linie die älteren Jahrgänge verantwortlich zeichneten.

Durch die gemeinsamen Starts über 10 km und Halbmarathon gehen freilich die Leistungen im großen Trubel etwas unter, denn selbst beim näheren Hinsehen erwiesen sich die kreisrunden Markierungen mit der jeweiligen Altersklasse als schwer zu erkennen.

Als eifrigster Titelsammler gilt im DLV-Dress längst Peter Lessing (LG Ortenau-Nord), der trotz der ungewohnten Temperaturen am Freitagabend in einem Fotofinish gegen seinen Teamkollegen Karl-Walter Trümper (LC Rapid Dortmund) in 45:06 Minuten und drei Sekunden Vorsprung zum M 75-Titel kam.

Das zweite Gold gab es für den agilen Badener an diesem Abend als Mitglied der deutschen M75-Mannschaft. Bei etwas günstigeren Witterungsbedingungen holte Peter Lessing dann am Sonntagmorgen auch den Titel über die Halbmarathondistanz, in 1:39:05 Stunden lag er diesmal allerdings drei Minuten vor seinem Rivalen Karl-Walter Trümper.

Die vierte Goldmedaille durfte sich Peter Lessing dann wenig später im Verbund mit der M75-Mannschaft umhängen lassen.

In Monte Gordo jedoch zog Joachim Krüttgen (Hamburger SC) in der Klasse M 65 mit Peter Lessing gleich. Auch er gewann sowohl die 10 km (39:12) als auch die Halbmarathon-Wertung (1:26:17) seiner Altersklasse, noch dazu die jeweiligen Teamwertungen mit seinen deutschen Kollegen. Titel Nummer fünf verpasste der Hamburger allerdings in der Cross-Staffel über 3 x 2 km, denn hier belegte das DLV-Team hinter Portugal Rang zwei.   

Das mit Sicherheit spannendste Rennen gab es am Freitagabend über die 10 km-Distanz. Vom Start weg zeichnete sich dabei ein munteres Tempowechselspiel zwischen der früheren Weltklasseläuferin Ana Dias (Portugal) und der Darmstädterin Simone Raatz ab. Erst einen knappen Kilometer vor dem Ziel setzte sich die Portugiesin, die immerhin mit Bestzeiten von 31:36 und 2:28:49 aufwarten kann, Meter um Meter von der kampfstarken Deutschen ab und kam in 36:29 zum Sieg vor Simone Raatz, die elf Sekunden dahinter lag.

"Wir haben uns nichts geschenkt, da jeder versucht hat, mit taktischem Laufen zum Erfolg zu kommen. Gegen eine frühere Weltklasseläuferin wie Ana nur knapp zu verlieren, das ist für mich schon ein Erfolg. Es hätte vielleicht auch anders herum ausgehen können, aber ich bin noch nie in großer Hitze gelaufen!"

Im Verbund mit Daniela Bach (1. FC Grevenbroich-Süd) und Christine Dörscher  (SG TSV Kronshagen/ Kieler TB) holte Simone Raatz in der Teamwertung die Goldmedaille mit einem komfortablen Drei-Minuten-Vorsprung auf Portugal, abgeschlagen wurde Spanien Dritter in der interessanten Nationenwertung.

Jorge Varela (Portugal) ist der Star der Laufwettbewerbe von Monto Gordo.

Am ersten Wettkampftag gewann der M 35-Läufer den 10 km-Lauf in 30:53 Minuten und einem sicheren Vorsprung vor dem Belgier Alexander Diaz (31:08) und seinem Landsmann Artur Rodriguez (31:28). Am Schlusstag lag er ähnlich sicher in Front beim Gewinn der zweiten Goldmedaille, in 1:07:26 hielt er die beiden Belgier Stijn Fincioen (1:07:40) und Alexander Diaz (1:08:48) in Schach.

Bei den Frauen überragte mit der W 40-Läuferin Jacqueline Martin eine Spanierin, die mit ihrer Siegerzeit von 1:17:48 gleich vier Minuten Vorsprung vor ihrer Landsfrau Dolores Marco (1:21:49) und Carla Machado (Portugal/ 1:21:55) hatte. Als beste deutsche Läuferin platzierte sich über die Halbmarathondistanz Katrin Ochs (LG Filder) als Fünfte in 1:25:01 Stunden, womit sie zugleich Dritte der W 35-Klasse wurde.

Überragende Geherin auf dem Pendelkurs von Monte Gordo war die Litauerin Kristina Saltanovic, die in der Kategorie W 40 an den Start ging und sowohl über 10 km (47:52) als auch über 20 km (1:39:37) mit fünf bzw. neun Minuten ihrer Konkurrenz vorausging.

Männliches Pendant war der Portugiese António Pereira, der am Freitagmorgen die 10 km-Distanz in 46:13 Minuten und am Samstagabend die 30 km-Distanz in 2:32:41 Stunden für sich entscheiden konnte.

Im Feld der 90 Starter über die Langdistanz war übrigens auch mit Christoph Höhne der 50 km-Olympiasieger von 1968, der "standesgemäß" in der Altersklasse M 75 zum Sieg ging.  

Wilfried Raatz

author: GRR

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