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29
08
2023

Ursel Weiß 1982 bei ihrem fünften Rennsteiglaufsieg. - Foto: U. Schütt

Wenig Frauen beim Gedächtnislauf in Buchenwald – Zur Geschichte der DDR-Laufbewegung – Dr. Hans-Georg Kremer berichtet

By GRR 0

In mehreren Beiträgen hatten wir schon über die Geschichte des Buchenwald-Gedächtnislaufs berichtet.

Dank der umfangreichen Hinweise und des zur Verfügung gestellten Materials, welches wir von drei Gesamtleitern (Winfried Simmat, Dr. Ullrich Bose, Dr. Wilfried Zapfe) erhielten, gibt es jetzt weitere Details der Entwicklung dieses Laufs bis zu seiner Einstellung 1990.

Bis 1974 scheint der Lauf eine reine „Männerdomäne“ gewesen zu sein. Zum Vergleich beim GutsMuths-Rennsteiglauf 1975 starteten fast 100 Frauen auf einer 38 Kilometer langen Strecke. 1978 waren beim Buchenwald-Gedächtnislauf acht Frauen am Start, beim Rennsteiglauf kamen 556 Frauen über 45 Kilometer ins Ziel. Mit 287 Teilnehmern erreichte der Buchenwald-Gedächtnislauf 1979 das größte Teilnehmerfeld, davon acht Frauen.

Insgesamt konnten bei allen Buchenwald-Gedächtnisläufen 144 Frauen in den Ergebnislisten gezählt werden, was bei einer erfassten Gesamtteilnehmerzahl von 3173 etwa 4,5 % entspricht. Die Höchstzahl der Frauen in Weimar wurde 1985 mit 19 erreicht.

Bisher ist kaum in der Geschichte des Buchenwald-Gedächtnislaufs berücksichtigt worden, dass mit der Übernahme der Veranstaltung von der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Medizin durch die Hochschulsportgemeinschaft (HSG) sich dessen Charakter deutlich änderte. War es beim ersten Lauf 1957 ein reiner Straßenlauf- und Geherwettbewerb, wurden schon ein Jahr später leichtathletische Rahmenwettkämpfe mit ins Programm aufgenommen.

Besonders beliebt waren Staffelläufe über klassische Distanzen wie 4×100 oder 4x200m. Es gab aber auch Sprung- und Wurfdisziplinen. Der Hammerwurf-Historiker Klaus Brendel machte uns dabei auf eine heute nicht mehr vorstellbare Besonderheit aufmerksam. Für die männliche Jugend A und die Männer wurde 1959 ein Hammerwurf-Wettbewerb ausgeschrieben. Bei den Jungen siegte der Sportfreund Langer vom Sportclub (SC) Chemie Halle mit 52,91m. Bei den Männern hatte der Sportfreund Lotz vom SC DHfK Leipzig mit 62,48m gewonnen.

Im Wettkampf-Protokoll wurde dann vermerkt, dass die Weiten der 11 angetretenen Männer für Bestenlisten nicht gewertet werden dürfen, da der Hammer während des Wettkampfes leichter wurde, weil Quecksilber aus dem Gerät ausgelaufen sei. Damals eine übliche Praxis, dass ein mit Quecksilber gefüllter Hammer bessere Flugeigenschaften haben sollte. Wieviel Quecksilber in Weimar verloren ging, ist nicht überliefert, auch nicht ab wann Quecksilberfüllung nicht mehr zulässig war.

Zurück zu den Frauen beim Buchenwald-Gedächtnislauf: Sie bekamen erst 1980 eine eigene Wertung in den Protokollen. Unter den Siegerinnen waren mit Rosemarie Pfeiffer (Leipzig), Ursel Weiß (Goldlauter) und Monika Bianchin (Freiberg) auch drei Erstplatzierte des Rennsteiglaufs.

Dr. Hans-Georg Kremer in der Thüringer Allgemeine vom 26. August 2023

Dr. Hans-Georg Kremer – Ziegenhainer Str. 77 – 07749 Jena – Tel.: 03641-363094 – Der Verein hat inzwischen ein Spendenkonto eröffnet, wo Spenden für das Buch eingezahlt werden können. Das Spendenkonto des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins bei der Flessabank lautet: DE76 7933 0111 0001 7003 11 . Als Betreff bitte „Spende Jubiläumsbuch – 50 Jahre Rennsteiglauf“ angeben. Die zusätzliche Angabe des Namens und der Anschrift erleichtert die Kommunikation mit Euch.

https://germanroadraces.de/?p=220645

 

 

author: GRR