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20
08
2010

Über 3000 m Steeple lief Vorjahressieger Ezekiel Kemboi mit 8:01,74 die zweitbeste Zeit des Jahres.

Weltklasse Zürich – Tolle Wettkämpfe, Jahresbestleistungen und starke Schweizer

By GRR 0

Das erste Finale der Samsung Diamond League im Rahmen von Weltklasse Zürich bot im ausverkauften Letzigrund-Stadion vor 26'000 Zuschauer teilweise grossartigen Sport, zwei Jahres-Weltbestleistungen und mehrere grossartige Versprechen für die Zukunft der Schweizer Leichtathletik – allen voran Lisa Urech und Irene Pusterla.

Die beiden Jahresbestzeiten durch Jeremy Wariner über 400 m (44,13) und die 4×100-m-Staffel der USA in der Zürich Trophy (37,45) gehörten ebenso zu den stimmungsvollen Höhepunkten wie die wilde Vorstellung von David Oliver über 110 m Hürden (12,93) und der packende 5000-m-Lauf mit einem äthiopischen Doppelsieg.

Jeremy Wariner (USA) überlief den bisherigen Jahres-Weltbesten Jermaine Gonzales (Jam) auf den letzten 60 m und steigerte die 400-m-Jahresbestzeit gleich um 27/100. Für den dreifachen Olympiasieger und fünffachen Weltmeister Wariner war es bereits der 4. Sieg bei Weltklasse Zürich. In den beiden letzten Jahren war er vom derzeit gesperrten LaShawn Merritt (USA), dem Olympiasieger 2008 und Weltmeister 2009, überflügelt worden. Als Diamant-Gesamtsieger stand Wariner, der von seinem früheren Idol Michael Johnson betreut wird, schon vor dem Rennen fest. Sechs Starts, sechs Siege lautet die Diamond-Bilanz von Wariner.

In der Sprintstaffel hielten die Amerikaner mit dem 100-m-Jahresschnellsten Tyson Gay die (ohne Weltrekordler Usain Bolt) angetretene Equipe Jamaicas in 37,45 in Schach. Trell Kimmons, der zuvor einen "B-Lauf" über 100 m in 9,95 gewonnen hatte, Wallace Spearmon, der vorher den 200-m-Lauf für sich entschied und die betreffenden Diamanten gewonnen hatte, sowie Michael Rodgers als Schlussläufer unterstützten Gay beim "Saisonrekord".

David Oliver schaffte zwar den vom Publikum ersehnten Weltrekord nicht ganz, realisierte aber mit 12,93 erneut eine Topzeit, nur 4/100 von seiner Jahres-Weltbestleistung und 6/100 vom Weltrekord des rekonvaleszenten Dayron Robles (Kuba) entfernt. Oliver knallte die sechste Hürde voll zu Boden und flog beinahe ins Ziel — er konnte einen Sturz bis hinter die Ziellinie hinauszögern. Der Jamaicaner Dwight Thomas meisterte in 13,25 das weit abgeschlagene Feld der Hürdensprinter.

Tariku Bekele folgte mit einem unwiderstehlichen Finish seinem älteren Bruder, dem verletzten Vorjahressieger und Überflieger Kenenisa Bekele, als 5000-m-Gewinner von Weltklasse Zürich. Gleich sechs Läufer blieben unter der Weltklassezeit von 13 Minuten. Imane Merga sorgte als Zweiter für den äthiopischen Doppelsieg und sicherte sich den Diamanten. Als Fünfter in 12:57,94 verbesserte Europameister Mo Farah den 28 Jahre alten britischen Rekord von David Moorcroft und blieb als erster Brite unter 13 Minuten.

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Allyson Felix (USA) wird die Einzige sein, die im Auftaktjahr der Diamond League zwei Diamanten erobern kann. Sie setzte sich im 400-m-Rennen knapp, aber sicher in 50,37 durch und gewann damit den zweiten Diamanten für die Jahreswertung, nachdem sie am letzten Wochenende in London schon den 200-m-Gesamtsieg vorzeitig sichergestellt hatte.

Den mit Spannung erwarteten Frauensprint über 100 m gewann 200-m-Olympiasiegerin gewann Veronica Campbell-Brown (Jam) bei Windstille hauchdünn vor der zeitgleichen Amerikanerin Carmelita Jeter in 10,89. Den Diamanten hatte Jeter schon vorher in der Tasche. Nancy Langat (Ken) gewann auch das neunte von zehn Rennen über 1500 m, aber ihr Ziel, endlich einmal unter 4 Minuten zu laufen, verpasste sie mit 4:01,01 erneut.

Über 3000 m Steeple lief Vorjahressieger Ezekiel Kemboi mit 8:01,74 die zweitbeste Zeit des Jahres.
Eingangs der Schlussrunde schüttelte er seinen Landsmann Paul Kipsiele Koech ab. Der französische EM-Zweite Bouabdallah Tahri lief in 8:07,20 als Dritter mitten unter die Afrikaner.

Alle acht Athletinnen und acht Athleten, die in Zürich als Leader der Diamond League angetreten waren, konnten ihre Spitzenposition verteidigen und den begehrten Diamanten entführen. 

Vielversprechende Schweizer

Zum ersten Mal seit Jahren zog eine Reihe von Schweizer Konkurrenten die anspruchsvollen Zuschauer bei Weltklasse Zürich in ihren Bann – ein Versprechen vier Jahre vor den Europameisterschaften im gleichen Stadion.

Die 21-jährige Lisa Urech, die EM-Siebte, fegte in neuer persönlicher Bestzeit von 12,81 (bisher 12,84) über die 10 Hindernisse des 100-m-Hürdenrennens und belegte zeitgleich mit Weltstar Lolo Jones (USA) den hervorragenden 4. Platz. In leichtem Gegenwind von 0,2 m/s blieb die die Kanadierin Priscilla Lopes-Schliep mit 12,53 nur 1/100 über ihrer Jahres-Weltbestzeit und notierte Stadionrekord. Urech liess die türkische Europameisterin Nevin Yanit (6. in 12,94) deutlich hinter sich. Die Emmentalerin ist jetzt vom 19 Jahre alten Schweizer Rekord von Julie Baumann noch 5/100 entfernt.

Das zweite Schweizer Highlight produzierte die Tessiner Weitspringerin Irene Pusterla (22), die EM-13. – mit dem 3. Rang und einer Weite von 6,70 im letzten Versuch bei einem Gegenwind von 0,5 m/s. Das war das zweitbeste Resultat ihrer Karriere nach dem Schweizer Rekord von 6,76. Ihren drittbestes Allzeit-Resultat notierte sie im 4. Versuch mit 6,64.

Saisonbestzeit notierte Marc Schneeberger über 200 m in 20,55. Damit reichte es zwar nur zum 8. Rang, aber der Berner, der 9/100 von seiner persönlichen Bestzeit entfernt blieb, machte im hochklassigen Feld eine gute Figur. Wallace Spearmon siegte bei leichtem Rückenwind von 0,4 m/s in Stadion-Rekordzeit von 19,79.

Schliesslich begeisterte Schneeberger auch noch mit der Staffel. Pascal Mancini, Aron Beyene, Reto Amaru Schenkel und Marc Schneeberger gingen nach einer starken Vorstellung als Fünfte durchs Ziel. Mit 38,81 verfehlten sie ihren Schweizer Rekord von den EM in Barcelona nur um 12/100. Sie blieben aber zum dritten Mal innerhalb eines Jahres unter 39 Sekunden.

Seiner Favoritenrolle gerecht wurde im Rennen über 1500 m Rollstuhl Marcel Hug. Der Weltrekordhalter siegte überlegen 3:01,07 überlegen.

Weltklasse Zürich

author: GRR

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