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31
08
2012

Trotz der mit Abstand schlechtesten Reaktionszeit verbesserte Bolt über 200 m mit 19,66 Sekunden den bisherigen Meeting-Rekord des Amerikaners Wallace Spearmon um 13/100. ©Weltklasse Zürich

Weltklasse Zürich – Meeting-Rekorde durch Bolt und Blake

By GRR 0

Die jamaikanischen Superstars Usain Bolt über 200 und Yohan Blake über 100 m liefen bei Weltklasse Zürich, Ausgabe 2012, trotz nasser Bahn und tiefen Temperaturen Meeting-Rekorde. 800-m-Olympiasieger und Weltrekordler David Rudisha (Ken) dagegen wurde über 800 m überraschend besiegt.

Trotz der mit Abstand schlechtesten Reaktionszeit verbesserte Bolt über 200 m mit 19,66 Sekunden den bisherigen Meeting-Rekord des Amerikaners Wallace Spearmon um 13/100.  Blake blieb über 100 m zum vierten Mal in dieser Saison unter 9,80 Sekunden und löste seinen jamaikanischen Landsmann Asafa Powell mit 9,76 um 1/100  als Meeting-

Rekordhalter ab. Rudisha, der als "Schönwetterläufer" gilt und nasse Kälte gar nicht liebt, kam gar nie in die Nähe des zuvor möglich scheinenden Weltrekords.Insgesamt sechs Olympiasieger von London gewannen auch in Zürich: Bolt, Ivan Ukhov (Hoch), Renaud Lavillenie (Stab), Shelly-Ann Fraser-Pryce (100 m), Sandra Richards-Ross (400 m) und Sandra Perkovic (Diskus). Besiegt wurden hingegen Felix Sanchez (400 m Hürden) und Brittney Reese (Weit, verletzt)

"Das Biest" Yohan Blake weit voraus! Der 100-m-Weltmeister von 2011 und Olympiazweite über 100 und 200 m fegte den Hunderter in 10,76 durch die Bahn, nur 1/100 langsamer als im Londoner Final. Die Nässe behinderte ihn kaum, den Rückenwind von 1,4 m/s nutzte er als Einziger im Feld nach einem rasanten Start rigoros aus. Sein Landsmann Nesta Carter (9,95) und der Amerikaner Ryan Bailey (9,97) blieben ebenfalls noch unter 10 Sekunden. Nach einem Fehlstart ausgeschieden war der stärkste US-Läufer im Feld, Tyson Gay. Europameister Christophe Lemaitre, der bei Olympia auf den 100-m-Start verzichtet hatte, wurde in 10,07 Sechster.

Usain Bolt, der Blitz, wurde seinem Status als Superstar gerecht: Klarer Sieg bei Winsdstille in Meeting-Rekordzeit von 19,66 – einer Zeit, die in diesem Jahr nur er selber und Yohan Blake schon gelaufen war. Auch Bolts Landsmann Nickel Ashmeade überzeugte als Zweiter in 19,85 und sicherte sich damit den Diamanten im Zweikampf mit dem Amerikaner Wallace Spearmon, der in 20,22 nur Fünfter wurde. Bolt erhielt vom Publikum, bei dem er sich herzlich bedankte, einen Sonderapplaus. Dass er das Rennen ernst genommen und fast alles gegeben hatte, war wie in Lausanne auch diesmal ersichtlich. Der Tessiner Alex Wilson belegte in recht guten 20,70 den 7. Rang.

Aman überraschte das Publikum

Das Publikum traute seinen Augen im 800-m-Lauf nicht. Auf der Gegengeraden der zweiten Runde schob sich der noch keine 19 Jahre alte Äthiopier Mohammed Aman langsam an den führenden Olympiasieger und Weltrekordler David Rudisha heran. Und der junge Hallen-Weltmeister dieses Jahres, der im Olympiafinal von London den 6. Rang belegt hatte, überholte den Superstar auf der Zielgeraden sogar noch: 1. Aman 1:42,53. 2. Rudisha 1;42,81. Die Sensation war perfekt. Rudishas letzte Niederlage datiert vom 18. September 2011 – im Regen von Mailand. Rudisha schien von Anfang an nicht im Element.

Auf der ersten Runde liess er hinter seinem "persönlichen" Pacemaker, dem eine Sekunde langsamer als vorgesehen anlaufenden Sammy Tangui, eine Lücke entstehen. Aman lag bei "Halbzeit" mit 51,0 um 8/10 hinter Rudisha.

Dank seinem Spurtsieg in 12:58,98 über 5000 m holte sich der Kenianer Isiah Kiplangat Koech (aus dritter Position heraus) noch den Diamanten für die Jahreswertung. Sein Landsmann Thomas Pkemei hielt in 12:59,24 den persönliche Saisonbestzeit laufenden amerikanischen Altmeister Bernard Lagat (38) in Schach. Der bisherige Diamond-Leader Dejen Gebremeskel ging als Vierter leer aus. Eher enttäuschend auch Tariku Bekele, der 10'000-m-Olympiadritte, als Sechster, und der Amerikaner Galen Rupp, der 10'000-m-Olympiazweite, als Neunter.

Sanchez chancenlos

Keine Chance für "Rückkehrer" Felix Sanchez (35) in einem hart umkämpften Finish des 400-m-Hürdenlaufs. Der zweifache Olympiasieger Angelo Taylor (USA), der im Londoner Final nur den 5. Platz belegt hatte, nahm Revanche und lief in guten 48,29 als Erster durchs Ziel. Sanchez reichte die Kraft nur zu 48,42 und zum 4. Rang. Javier Culson aus Puerto Rico, der schon zum Voraus als Diamond-Race-Sieger feststand, wurde Fünfter.

Ukhov, Lavillenie und Donato in den Sprüngen

Auf nasser Unterlage kehrte der Hochsprung-Olympiasieger erneut den Champion heraus. Ivan Ukhov aus Russland schaffte 2,31 im dritten Anlauf, was dem britischen Olympiadritten Robbie Grabarz (2,28) nicht gelang. Grabarz stellte als Zweiter immerhin den Diamanten sicher, da Jesse Williams (USA), der Weltmeister des letzten Jahres, als Vierter auf 2,25 hängen blieb. Gestoppt  wurde auch der Höhenflug des katarischen Olympiadritten Mutaz Essa Barshim Ahmed, der in Lausanne Jahresweltbesthöhe von 2,39 gesprungen war: Rang 5 mit 2,21 gabs diesmal.

Das "ewige Duell" im Stabspringen erbrachte den "ewigen Sieger". Renaud Lavillenie (FRA), der 2012 in allen drei internationalen Titelkämpfen inklusive Olympia jeweils vor dem deutschen Altmeister Björn Otto (35) Gold gewonnen hatte, kam am besten mit den für Stabspringer ungeheuer schwierigen Verhältnisse zurecht. Als Einziger meisterte er 5,55 und 5,70 m jeweils im ersten Versuch. Für Otto (2.), Jan Kudlicka (CZE) und Steve Lewis (GBR) war auf 5,55 Endstation. Auf 5,80 scheiterte auch Diamant-Gewinner Lavillenie.

Der 36-jährige Altmeister Fabrizio Donato (ITA), der in London mit Bronze erstmals in seiner Karriere eine Olympiamedaille gewonnen hatte, schaffte im letzten Durchgang des Dreisprungs das Kunststück, mit 17,29 den führenden Olympiasieger Christian Taylor (USA, 17,16) noch von der Spitze zu verdrängen.Taylor stand bereits zuvor als Gewinner des Diamanten fest. Der Schweizer Alexander Hochuli sprang mit 15,85 im Rahmen seiner Möglichkeiten, belegte aber in diesem Klassefeld nur den 8. Rang.

Mit einem deutlichen Sieg auf 85,27 wertete der finnische Ex-Weltmeister Tero Pitkämäki (30) seine enttäuschende Saison zum Abschluss noch auf. Zum Diamanten für die Speerwurf-Gesamtwertung reichte es ihm allerdings nicht mehr. Diesen erhielt der Olympiavierte Vitezslav Vesely aus Tschechien, obwohl er mit 80,54 nur den vierten Rang belegte. Antti Ruuskanen (FIN), der Olympiadritte, und Oleksandr Pyatnytsya (UKR), der Olympiazweite, tauschten in Zürich die Ehrenplätze.

Schweizer Staffel Siebte

Beidseits in prominenter, allerdings nicht allerbester Besetzung hielt die US-Staffel über 4×100 m die jamaikanische Konkurrenz in Schach. 38,02 gegen 38,10 lautete das Verdikt im Ziel. Die Schweizer Fongué, Schneeberger, Wilson und Schenkel hielten sich gut und belegten in 38,95 den 6. Rang im Achterfeld – 26/100 über dem gültigen Schweizer Rekord.

"Taschen-Rakete" wieder zurück

Zweimal hintereinander, in Lausanne und in Birmingham, hatte Shelly-Ann Fraser-Pryce das  "Raketenduell" über 100 m gegen Carmelita Jeter verloren. Doch diesmal kehrte die kleine "Taschen-Rakete" aus Jamaika, ihres Zeichens Olympiasiegerin, den Spiess wieder um und gewann dadurch auch den Diamanten. Bei leichtem Gegenwind von 0,4 m/s ging Fraser-Pryce in 10,83 durchs Ziel, trotz Regen nur 8/100 langsamer als im Olympiafinal. Jeter hielt in 10,97 ihre Landsfrau Allyson Felix (11,02) in Schach.  

Sandra Richards-Ross, die amerikanische 400-m-Olympiasiegerin, liess sich von Weltmeisterin Amantle Montsho aus Botswana ihren sechsten Triumph in Zürich auf den letzten Metern nicht mehr entreissen. Richards-Ross durchquerte das Ziel in 50,21, Montsho folgte nur 12/100 dahinter. Dank diesem 2. Rang sicherte sich die Afrikanerin hingegen den Diamanten als Gewinnerin der Saisonwertung. Für die russische Jahresweltbeste Antonina Krivoshapka reichte es in 50,83 nur zum 4. Rang. Hürden-Weltmeisterin Natalya Antyukh (RUS) folgte als Sechste, die Olympiazweite Christine Ohuruogu (GBR) lediglich als Achte.

400 m vor dem Ziel des 1500-m-Rennens war die Siegchance für die dreifache Weltklasse-Gewinnerin Maryam Yusuf Jamal, die für Bahrain startet, vorbei. In einer Rempelei wäre sie beinahe gestürzt und verlor den Rhythmus. Abebe Aregawi aus Äthiopien, Leaderin im Diamond Race, sicherte sich mit ihrem Laufsieg in guten 4:05,29 den Diamanten vor der Olympiadritten Jamal, die ebenfalls noch Chancen auf den Gesamterfolg gehabt hatte.

Queen Harrison sprengte als Zweite beim vierfachen US-Triumph über 100 m Hürden das grosse Duell zwischen den Olympiamedaillen-Gewinnerinnen Dawn Harper und Kellie Wells. Die Olympiazweite Harper setzte sich in 12,59 vor Harrison (12,68) und Wells (12,69) durch. Virginia Crawford (12,73) rundete die grosse amerikanische Vorstellung ab. Harper überholte dank ihrem Tagessieg Wells in der Diamanten-Schlusswertung noch knapp.

Steeple-Siegerin Assefa disqualifiziert

Sofia Assefa (ETH) ging als Siegerin des ersten im Rahmen von Weltklasse Zürich ausgetragenen 3000-m-Steeplerennens durchs Ziel. Die Olympiadritte wurde jedoch wegen Verlassens der Bahn beim letzten Hindernis disqualifiziert und verlor dadurch auch den Gesamtsieg im Diamond Race im Wert von 50'000 Dollar. Der Tagessieg ging dadurch an die Äthiopierin Etenesh Diro Nead mit 9:24,97. Obwohl sie nur Zehnte wurde, holte sich die kenianische Polizistin Milcah Chemos den Diamanten. Habib Ghribi (TUN), die Olympiazweite, wurde nur Sechste.

Siebter Rang für Irene Pusterla

Olympiasiegerin Brittney Reese (USA) schied nach dem ersten Sprung mit einem verletzten Knöchel aus. Da war der Weg für die Russin Yelena Sokolova im Weitsprung frei. Mit 6,92 siegte die Olympiazweite von London und sicherte sich gleichzeitig den Diamanten. Die Tessinerin Irene Pusterla notierte ihre Bestweite im zweiten Versuch mit 6,50 m. Das reichte für die EM-Siebte zum 7. Rang unter zehn Konkurrentinnen.

Um den Diskus-Meetingrekord von Faina Melnik anzugreifen, die vor 37 Jahren mit 70,20 als erste Frau die 70-m-Grenze übertroffen hatte, waren die Bedingungen für Sandra Perkovic (CRO) zu schlecht. Doch die Olympiasiegerin, die auch bereits als Diamond-Race-Gewinnerin feststand, setzte sich mit immer noch ansprechenden 63,97 m vor Yarelis Barrios (CUB, 61,63) durch. Die deutsche WM- und EM-Zweite Nadine Müller wurde wie in London Fünfte.

Selina Büchel siegte, Noëmi Zbären Zweite

Den Young Diamond's Challenge der Nachwuchsathletinnen und -athleten aus acht "Nationen" gewann Italien knapp mit 31 Punkten vor Norwegen (30), der Schweiz (27) und Deutschland (20). Einen Schweizer Sieg gab es über 800 m durch Selina Büchel in 2:06,18. Noëmi Zbären belegte über 100 m Hürden in 13,41 hinter der zeitgleichen Alexandra Burghardt (GER) den 2. Platz. Im "nationalen" 200-m-Lauf der Frauen setzte sich Mujinga Kambundji in 23,59 als Dritte gegenüber vier Staffelkolleginnen durch. Ex-Weltmeisterin Lauryn Williams (USA) siegte in persönlicher Saisonbestzeit von 22,96. 

Cooley, Maskottchen mit Kultstatus

Unter grossem Applaus wurde zu Beginn des Meetings das Maskottchen für die Europameisterschaften 2014 in Zürich vorgestellt: Cooley, die coole Kuh, die schon bei der Eishockey-WM 2009 in Bern und Kloten für Furore gesorgt hatte, ist für die Leichtathletik-EM wieder auferstanden – und wird sicherlich auch in den nächsten Jahren wieder Kultstatus erfahren. Freundschaft schloss Cooley bereits mit dem "Blitz", Superstar Usain Bolt, der sich zusammen mit der coolen Kuh bei der Vorstellung ums Stadion chauffieren liess.

 

Quelle: Weltklasse Zürich

 

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author: GRR

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