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08
03
2023

Malaika Mihambo gewinnt in Rom GOLD - 2022 Zurich - Foto: Giancarlo Colombo@PhotoRun Victah1111@aol.com

Weitsprung bei Hallen-EM 2023 in Istanbul: Mihambo sieht Platz vier als „gute Motivation“ – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Olympiasiegerin und Weltmeisterin Malaika Mihambo wird bei der Hallen-EM Vierte im Weitsprung. Sie freut sich sehr für die Siegerin – und kann ihr Ergebnis als gutes Omen für das Jahr sehen.

Als Jazmin Sayers zum ersten Mal in ihrem Leben auf sieben Meter flog, war Olympiasiegerin und Weltmeisterin Malaika Mihambo eine der ersten, die sie umarmten. Sie gönnt der Rivalin, mit der sie sich seit mehr als zehn Jahren misst, seit ihren ersten U-18-Wettbewerben, deren ersten internationalen Titel.

Nun ist die energiegeladene Britin Hallen-Europameisterin im Weitsprung. „Ich weiß, dass sie schon so lange drauf wartet“, sagte Malaika Mihambo: „Es ist umso schöner, wenn es dann klappt.“ Das Energiebündel Sawyers gewann 2012 bei den Olympischen Jugendspielen die Silbermedaille im Zweierbob; 2017 nahm sie erfolgreich an einigen Runden des Gesangswettbewerbs „The Voice UK“ teil.

„Ein gutes Zeichen“

Für Malaika Mihambo allerdings klappte es nicht so recht in Istanbul. „Ich hatte das Gefühl, dass ich mehr kann. Ich hätte nur einen treffen müssen und dann passt‘s, dann sieht die Situation ganz anders aus“, sagte sie, nachdem von ihren sechs Sprüngen lediglich drei gültig waren und deren weitester, auf 6,83 Meter, sie auf Platz vier trug – ein Ergebnis, das am Schlusstag der Hallen-Europameisterschaft aus der deutschen Mannschaft auch Stabhochspringer Torben Blech, Hochspringer Tobias Potye und Siebenkämpfer Manuel Eitel ereilte.

Sie habe im Wettkampf gemerkt, dass die Anlaufvarianz immer kleiner wird, sagte Malaika Mihambo: „Das heißt, der Anlauf wird immer stabiler; das ist ein gutes Zeichen. Daran haben wir gearbeitet, und es trägt Früchte. Selbstverständlich ist es schade, dass es heute nicht für eine Medaille gereicht hat.“

Das Abschneiden von Istanbul mache ihr bewusst, wie sehr man arbeiten müsse, dass man nichts geschenkt bekomme: „Das ist eine gute Motivation, um weiter an sich zu arbeiten, um im Sommer hungrig auf mehr zu sein und noch besser angreifen zu können.“ Zudem ist es ein gutes Omen. Auch 2019 kam Mihambo bei der Hallen-Europameisterschaft von Glasgow nur auf Platz vier – und wurde im folgenden Sommer in Doha zum ersten Mal Weltmeisterin. In diesem Jahr will sie in Budapest ihren dritten Weltmeistertitel gewinnen.

Woran es noch fehlt beim Gesamtkunstwerk Weitsprung, wusste die 29-Jährige selbstverständlich im Detail. „Der erste übertretene war für mich der beste Sprung“, sagte sie: „Er war noch besser als der beste gemessene, bei dem ich zwölf Zentimeter verschenkt habe. Da stimmte der Hüftwinkel.“

„Ist manchmal so“

Vom Knick zwischen Oberkörper und Beinen hängt ab, ob das Hinterteil bei der Landung früh oder spät früh den Sand berührt. Wenn beim rasenden Anlauf der Absprung vor dem Brett erfolgt, summiert sich die verschenkte Distanz gut und gern auf dreißig Zentimeter. „Das zu verlieren kann man sich nicht leisten“, sagt Mihambo: „Ist manchmal so.“

„Der Höhepunkt wird immer draußen gesetzt, von daher ist die Trainingsmethodik jetzt noch gar nicht so ausgereift und zugespitzt“, sagte sie nach dem Wettkampf: „Wir werden noch mehr an der Geschwindigkeit arbeiten, und dann wird im Sommer das Niveau höher sein. In der Halle ist man nie ganz so gut wie draußen.“

„Ich hatte das Gefühl, dass ich mehr kann“: Malaika Mihambo 

Am Protest gegen die Wertung des Siegsprunges von Jazmin Sawyer und der Diskussion darüber beteiligten Mihambo und ihr Trainer Ulli Knapp nicht. Noch in der Nacht analysierte Knapp am Bildschirm den Siegsprung und widersprach dem Eindruck, Spuren im Sand bewiesen, dass die Britin früher landete als gemessen. „Es gab zwei Schattenwürfe, die aussahen wie ein Abdruck“, urteilte er: „Aber nach genauer Untersuchung sehe ich das Ergebnis als korrekt an. Ich bin überzeugt, dass sie sieben Meter gesprungen ist.“

Zweite wurde mit 6,97 Meter die erst zwanzig Jahre alte Italienerin Larissa Iapichino. Sie ist die Tochter der zweimaligen Weitsprung-Weltmeisterin und Olympia-Zweiten Fiona May. Exakt vor 25 Jahren wurde diese in Valencia Hallen-Europameisterin. Auf Platz drei sprang mit 6,91 Meter die zweimalige Europameisterin Ivana Vuleta aus Serbien. Unter ihrem Mädchennamen Španović war sie bereits drei Mal Hallen-Europameisterin.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Montag, dem 6. März 2023

Michael Reinsch

Korrespondent für Sport in Berlin.

author: GRR