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2021

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und die Citynacht 2021 - Foto: Horst Milde

Wechselnde Pfade, Schatten und Licht: Alles ist Gnade; fürchte dich nicht. – Die Läufer/-innen-Weihnachtspredigt 2021 von Peter Burkowski und Dr. Lars Charbonnier

By GRR 0

Im Winter laufe ich nicht gern am Abend in der Dunkelheit. Immer wieder habe ich gefährliche Stellen übersehen oder bin sogar gestürzt. Aber an manchen Tagen ist es ganz anders. Es gibt diese klaren und wolkenlosen Winterabende, an denen ich fast keine Lampe brauche. Der Mond und die Sterne machen den Weg hell und ich fühle mich tritt-sicher.

Das Licht verändert meinen Abendlauf und meinen Weg!

Mitten im Leben begegnet mir auch manche Dunkelheit. Der Lebensweg ist gefährdet oder bedroht. Es ist unklar, wohin es geht. Ich habe die Orientierung verloren im Gewirr der vielen Nachrichten und Meinungen. Mitten im Leben wird es dunkel und ich weiß nicht genau, wohin mein Weg mich führt.

Die Dunkelheit der Krankheit und des Todes ist mir in diesem Jahr wieder begegnet. Mitten im Leben gibt es Nachrichten, die die Welt plötzlich stillstehen lassen. Was eben noch meinen Alltag bestimmt hat, verliert an Bedeutung. Und manchmal fehlen mir die Worte.

Die Dunkelheit der Sorge(n) um die Menschen und die Welt habe ich in diesem Jahr sehr stark wahrgenommen. Da war die unfassbare Flutkatstrophe im Sommer, die uns die Grenzen des Wachstums vor Augen führt. Da ist die Sorge um die Zukunft der Welt, um Frieden und Gerechtigkeit, vor allem aber um eine Zukunft für kommende Generationen.

Die Dunkelheit der andauernden Pandemie spüre ich bei vielen Mitmenschen. Und dazu gehört auch die Dunkelheit des Mangels an Rücksicht, Nächstenliebe und Empathie – vor allem für die Kinder und die Schwachen.

Mitten im Leben begegnet mir manche Dunkelheit. Unser Leben ist gefährdet und bedroht.

Wohin geht der Weg? Woher kommt Licht, wenn der Weg gefährlich wird?

Zu Weihnachten sind die Dörfer und Städte erfüllt mit Lichtern und Sternen. Die Welt soll heller werden. Auch bei mir zu Hause soll ein Licht die vielen dunklen Stunden heller machen. Der Stern soll mich daran erinnern, dass ein Licht in die Finsternis gekommen ist.

Seit Urzeiten zünden Menschen Lichter an gegen die Dunkelheit in der Welt und in ihren Herzen. Sie sehnen sich nach einem gelingenden Leben, nach einer Welt ohne Krieg, nach Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft.

Seit Urzeiten sind es Kerzen, die uns Gottes Gegenwart in dieser Welt herbeileuchten. Taufkerzen, Osterkerzen, Geburtstagskerzen, Gedenklichter, Gebetskerzen, Protestkerzen. Für viele Menschen ist es selbstverständlich, dass sie eine Kerze anzünden, wenn es jemand nicht gut geht, eine Operation bevorsteht oder der Ausgang ungewiss ist. Und nach dem Ende der DDR hieß es: „Wir haben mit allem gerechnet, aber nicht mit Kerzen und Gebeten.“

Schon vor vielen Tausend Jahren hatten Menschen eine Sehnsucht nach diesem Licht, das ihre dunkle Zeit heller machen wird:

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande scheint es hell. (Jesaja 9,1)

Das Licht in der Dunkelheit – die Sehnsucht nach einer Veränderung der Welt ist so grundlegend wie ein großes Licht in dunkler Nacht, wie ein heller Stern, der alles überstrahlt….

Diese uralte Sehnsucht spiegelt sich wieder in der Geschichte der drei Sterndeuter, die einem Stern folgen, einen König suchen und ein Kind finden.

Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut. (Matthäus 2, 9)

In jener Welt damals waren die Sterne noch keine wissenschaftlich erforschte Objekte im Sonnensystem. Sterne bestimmten das Leben und das eigene Schicksal. Sterne gaben Orientierung in der Nacht und für das Leben. Deshalb war die Beobachtung von Himmelskörpern eine wichtige und angesehene Aufgabe. Denn die Sterne – davon war man fest überzeugt – hatten eine Bedeutung für das Leben jetzt und hier.

Jede Veränderung konnte Glück oder Gefahr bedeuten. Sternkundige Männer waren die Experten für die Zukunft. Die Sterne gaben Orientierung – für Seefahrer und in der Dunkelheit für mein Leben.

Die drei Sterndeuter sind einem Stern gefolgt, einem neuen Stern, den sie vorher noch nicht wahrgenommen hatten. Sie waren der festen Überzeugung: Das muss eine Bedeutung haben – eine Bedeutung für unser Leben und für den ganzen Kosmos! Das verändert diese Welt – und mein Leben.

Also wieder die Frage: Wohin geht der Weg? Woran orientiere ich mich in Ungewissheit und Dunkelheit? Wozu sagen wir: Und als ich diesen Stern sah, war ich aus dem Häuschen. Das hat Bedeutung für mein Leben.

Die Menschen der Jesaja-Zeit und die drei Sterndeuter vertrauten darauf, dass es mehr gibt als das, was sie hören und sehen. Sie vertrauen darauf, dass es mehr gibt als das, was ihnen Hören und Sehen vergehen lässt.

Sie brechen auf mit Mut und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. – Sie haben mehr Mut als Angst und mehr Hoffnung als Zweifel.

Sie gehen nicht allein. Sie gehen gemeinsam, unterstützen sich und ermutigen einander auf dem Weg.

Und sie haben Vertrauen – in die Zukunft, in das Leben, in Gottes unsichtbare Gegenwart.

Altar in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche – Foto: Horst Milde

Und was nehmen sie mit?  Leichtes Gepäck: Gold (etwas Kostbares), Weihrauch (als Zeichen für das Göttliche und Heilige), Myrrhe (ein Heilmittel von alters her). Etwas Kostbares – etwas Göttliches – etwas Heilendes. Auf den ersten Blick unnützes Zeug für den Weg.

Auf den zweiten Blick: Wenn diese Welt gerade neu wird, dann wollen und sollen wir es krachen lassen. Wenn das Leben endlich einen Sinn bekommt und der Tod keine Macht mehr hat, dann ist das Beste gerade gut genug und verrückt genug.

Der Stern bleibt stehen. Und nichts bleibt, wie es war.

Denn hier, am Ende der Welt, in diesem Flüchtlingslager wird die Welt auf den Kopf gestellt. Gott wird Mensch am Ende der Welt. Gott wird Mensch im Alltag des Lebens. Gott wird Mensch in Kälte und Dunkelheit.

Gott ist wie wir. Gott ist bei uns. Gott ist nicht mehr herauszubekommen aus dem Dunkel dieser Welt.

Die drei Menschen gehen voller Mut und voller Hoffnung zurück in ihren Alltag. Aber: Dieses Kind, Gottes Sohn verändert alles. Die Botschaft von der Liebe erfüllt sie.

Ein anderes Leben ist möglich: Frieden – Gerechtigkeit – immer wieder ein neuer Anfang – das große Geschenk der Liebe. Auf welchen Wegen diese Botschaft in die Welt kommt, wissen wir nicht genau. Aber es geschieht – geplant und ungeplant; in Gotteshäusern und an Küchentischen.

Gottes Geist weht, wo er will und die Sehnsucht nach dem Licht in der Dunkelheit strahlt für immer in die Herzen der Menschen. Es ist aus den Menschen nicht mehr herauszukriegen. Es steckt in uns und verändert meinen Weg.

Wechselnde Pfade, Schatten und Licht: Alles ist Gnade; fürchte dich nicht.  (Baltischer Hausspruch)

Wir wünschen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein neues Jahr 2022 mit hoffnungsvollen Perspektiven für ein gelingendes Leben und viel Bewegung.

Bleiben Sie gesund und behütet!

Peter Burkowski und Dr. Lars Charbonnier, Berlin

Peter Burkowski, Pfarrer und Dr. Lars Charbonnier – beide bei der Führungsakademie für Kirche und Diakonie in Berlin tätig – predigten jeweils zusammen bei den Ökumenischen Abendgebeten in der Kaiser-Wilhelm- Gedächtnis-Kirche an den  Vorabenden des BERLIN-MARATHON. Beide sind aktive Marathonläufer 

Peter Burkowski (lks.) und Dr. Lars Charbonnier beim Abendgebet in der Kaiser-
Wilhelm-Gedächtnis-Kirche beim BERLIN-MARATHON – Foto: Horst Milde

Horst Milde

Die Kollekte beim Ökumenischen Abendgebet des BERLIN-MARATHON ist immer bestimmt für die Arbeit mit behinderten Kindern im Haus Rheinsberg der Fürst-Donnersmarck-Stiftung.

Wenn Sie eine Spende überweisen möchten – ist die Freude groß  – erbitten wir sie auf  das Postbankkonto: BIC: PBNKDEFF; IBAN: DE48 1001 0010 0012 2761 05
Stichwort: „Marathon-Gottesdienst“ zu überweisen .

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Fürst-Donnersmarck-Stiftung

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author: GRR