Gut 10% der Mitglieder in deutschen Sportvereinen haben einen Migrationshintergrund. Das entspricht insgesamt rund 2,8 Mio. Menschen.
Was steht im Sportentwicklungsbericht 2007/2008? Achtteilige Serie – Integration und öffentliche Förderung des Vereinssports (Teil 4) – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Seit rund zwei Monaten liegt der Sportentwicklungsbericht für den Zeitraum 2007/2008 als eine „Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland“ vor. Die Ergebnisse dieser repräsentativen Befragung und das 736 Seiten umfassende Buch wurden seinerzeit anlässlich einer Pressekonferenz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Berlin vorgestellt.
Der Sportentwicklungsbericht 2007/2008 ist wie sein Vorgänger für die Jahre 2005/2006 eine Koproduktion des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) und des DOSB mit seinen Landessportbünden. Die Untersuchung selbst ist wiederum durchgeführt worden vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Breuer, der auch den Bericht in Buchform herausgegeben hat. In einer achtteiligen Serie stellen wir wichtige Ergebnisse der Erhebung vor. Der vierte Teil beschäftigt sich mit Integration und der öffentlichen Förderung von Sportvereinen.
Gut 10% der Mitglieder in deutschen Sportvereinen haben einen Migrationshintergrund. Das entspricht insgesamt rund 2,8 Mio. Menschen. Gemessen an dem Bevölkerungsanteil von 18,4% sind Migranten und Migrantinnen in Sportvereinen hierzulande unterrepräsentiert.
Oder anders formuliert: Diese Zielgruppe stellt ein hohes Wachstumspotenzial für alle Sportvereine dar. Andererseits wissen wir nun auf der Basis der Ergebnisse der vorliegenden Studie, dass offenbar Angebote im Fußball und in den Kampfsportarten sehr beliebt sind und damit die Entscheidung zum Beitritt in einen Sportverein positiv beeinflussen können.
Auch was das ehrenamtliche Engagement anbelangt, ist die Migrationsgruppe unterrepräsentiert. Insgesamt haben derzeit „nur“ 2,6% aller ehrenamtlich Engagierten einen Migrationshintergrund.
Viele Sportvereine bieten zur Unterstützung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund besondere Projekte und Programme an. Das können Aktionstage und -wochen, aber auch spezielle Einladungen zu gemeinsamen Trainingseinheiten oder Wettkämpfen bis hin zu Kennenlern-Aktionen sein. Verteilt man die Anzahl dieser Sondermaßnamen auf einer Deutschlandkarte, dann scheint es ein landschaftliches Nord-Süd-Gefälle zu geben, was soviel heißt: In Norddeutschland sind solche Maßnahmen mehr verbreitet. Insgesamt sind es 8,4% der Sportvereine in ganz Deutschland, die bisher Sondermaßnahmen ergriffen haben. Darüber hinaus fördern Sportvereine die Integration durch finanzielle Unterstützungsleistungen (z.B. beitragsfreie Mitgliedschaften für Asylbewerber).
Die Sportvereine in Deutschland erhalten jährlich öffentliche Zuschüsse von rund 500 Mio. €. Die hauptsächlichen Geldgeber sind die Städte und Gemeinden bzw. die Kreise (240 Mio. €), mit deutlichem Abstand gefolgt von den Ländern (83 Mio. €). Aus der öffentlichen Sportverwaltung erhalten insgesamt 76,2% der Sportvereine direkte Zuschüsse. Das entspricht rund 69.000 Vereinen. Davon entfallen 51,6% der Zuschüsse von Sportorganisationen, 19,3 % vom jeweiligen Land und 54,3% von den Kreisen und Gemeinden bzw. den Städten.
n diesem Zusammenhang stellten die Kölner Forscher auch fest, dass es offensichtlich für die Vereinsverantwortlichen manchmal aufwendig und undurchsichtig ist, an ausgeschriebene Fördermittel (z.B. auch aus der EU) zu gelangen: „Hier könnten entsprechende Überblicke, Modellanträge und Beratungsleitungen seitens des DOSB bzw. der Landessportbünde das Finanzmanagement in den Sportvereinen nachhaltig unterstützen“, heißt es dazu auf Seite 147 im Sportentwicklungsbericht wörtlich.
C. Breuer (Hrsg.): Sportentwicklungsbericht 2007/2008. Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland. Köln: Sportverlag Strauß 2009. 736 S.; 48,- €
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann