Die norwegische Ausnahmeläuferin Grete Waitz siegte insgesamt neunmal beim New York City Marathon. 1992 begleitete sie den krebskranken Race Director Fred Lebow anlässlich seines 60. Geburtstags. ©Victah Sailer
Was macht eigentlich … Damals auf dem Gipfel – und heute? Jürg Wirz
Wir beginnen mit Lasse Viren, dem zweifachen Doppel-Olympiasieger aus Finnland. Der Polizist aus der Kleinstadt Myrskylä, rund 80 Kilometer nordöstlich von Helsinki, bereitete sich als erster europäischer Läufer in der Höhe von Thompson Falls (heute Nyahururu) in Kenia auf die Spiele von 1972 und 1976 vor, ein brutales Trainingsregime mit täglich drei Einheiten.
Ob auch Blutdoping im Spiel war, wie immer wieder kolportiert wurde, wissen die Götter. Jedenfalls war Viren in München wie dann auch in Montreal über 10 000 Meter und ein paar Tage später über 5000 Meter nicht zu schlagen, in München gewann er die längste Bahndistanz sogar nach einem Sturz in Weltrekordzeit (27:38,4 min).
Viren, inzwischen 67, betreibt eine Speditionsfirma und war von 1999 bis 2007 und von 2010 bis 2011 als Vertreter der nationalen Koalitionspartei im finnischen Parlament.
Montreal brachte noch einen anderen Doppel-Olympiasieger hervor. Kubas Alberto Juantorena, den sie wegen seines kraftvollen Laufstils «El Caballo» (das Pferd) nannten, gewann zuerst die 800 Meter und dann auch die 400 Meter, ein Doppelschlag, der in der olympischen Geschichte zuvor nur dem Amerikaner Paul Pilgrim bei den Zwischenspielen 1906 gelungen war.
Dabei war Juantorena eigentlich gar nicht für die 800 Meter vorgesehen. In der Olympiavorbereitung liess ihn sein Trainer die zwei Bahnrunden laufen, angeblich als Tempomacher für Teamkollegen. Jantorena erfüllte die Olympialimite und in Montreal holte er dann Gold in der Weltrekordzeit von 1:43,50 Minuten. Ein Jahr später lief er in Sofia sogar noch 0,06 Sekunden schneller.
Auch mit 65 läuft Juantorena noch immer täglich seine zehn Kilometer – und er ist eine grosse Figur im kubanischen Sport. Er war u.a. stellvertretender Sport-Minister und die Nummer zwei im nationalen olympischen Komitee und er ist Mitglied im IAAF-Council.
Olympiagold im 1500-Meter-Rennen ging in Montreal an den Neuseeländer John Walker. Nach einem sehr langsamen Beginn (800 Meter in 2:03 min) wurde das Rennen auf der letzten Runde brutal schnell. Walker rettete eine winzige Zehntelsekunde vor den zeitgleichen Ivo Van Damme (BEL) und Paul Heinz Wellmann (GER).
Walker war der erste Mensch, der die Meile unter 3:50 Minuten lief und verbesserte auch den Weltrekord über 2000 Meter. In seiner langen Karriere lief er 135 Mal eine sogenannte Traummeile, das heisst: die 1609 Meter unter vier Minuten.
Walker führt mit seiner Frau ein Perdesport-Geschäft und war jahrelang im Stadtrat von Auckland, doch gesundheitlich geht es ihm nicht gut. Er leidet er an der Parkinsonkrankheit. «Es ist das Rennen, das ich nicht gewinnen kann», wie er sagt.
Der Überforderte und der Kampf der ungleichen Titanen
Als Henry Rono zu Beginn des Jahres 1978 seinem Coach an der Washington State Universität sagte, er werde vier Weltrekorde brechen, antwortete dieser: «Das behältst du lieber für dich. Die Welt wird sonst sagen, du seist verrückt.» Doch der begnadete Läufer aus der kenianischen Kleinstadt Kapsabet, mit einem Sportstipendium in den USA, machte Ernst.
In 81 Tagen verbesserte er vier Weltrekorde auf vier verschiedenen Distanzen.
Am 8. April in Berkley 5000 Meter, am 13. Mai in Seattle 3000 m Hindernis, am 11. Juni in Wien 10 000 Meter und am 27. Juni in Olso 3000 Meter. Dann begann der Mann, der mit Erfolg der Armut in seiner Heimat davongelaufen war, zu trinken, zuerst nur wenig, dann immer mehr. 1981 verbesserte er zwar noch einmal seinen 5000-Meter-Weltrekord, doch das war bloss ein letztes Aufflackern.
Rono sass nächtelang in Bars, war eine Zeitlang sogar obdachlos und in unzähligen Rehabilitationszentren. Inzwischen ist er 65 und hat sein Leben wieder im Griff. Er arbeitet in Albuquerque (New Mexico) an einer Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten und trainiert daneben auch einige Athleten.
Sebastian «Seb» Newbold Coe und Stephen «Steve» Micheal James Ovett waren, obwohl sie sich geflissentlich aus dem Weg gingen, die Hauptdarsteller der britischen Mittelstreckendominanz Ende der siebziger, anfangs der achtziger Jahre. Zusammen gewannen Coe und Ovett sechs Olympiamedaillen und verbesserten 17 Weltrekorde.
Die beiden hätten unterschiedlicher kaum sein können. Hier der wohlerzogene Junge aus gutem Haus, akribisch trainiert von seinem Vater Peter, einem Ingenieur, dort der vielleicht talentiertere, rebellische Schüler einer Kunstschule, der Sohn eines Marktfahrers, mit Mutter Gay als treibender Kraft, der seine Rennen oft in einem blutroten Sowjet-Singlet lief und nach dem Zieleinlauf die Buchstaben «I L Y» für I Love You in die Luft malte, um die daheimgebliebene Freundin zu grüssen.
Nur sieben Mal traten Coe und Ovett im Laufe ihrer Karriere gegeneinander an.
Nicht nur, weil beide es so wollten. Auch die Meetingveranstalter trugen zu diesem Spiel bei. Bei den internationalen Meisterschaften konnten sich die beiden allerdings nicht aus dem Weg gehen. Zum grossen Showdown kam es bei den Olympischen Spielen in Moskau. Ovett gewann «Coes» Gold über 800 Meter und dieser revanchierte sich ein paar Tage später über 1500 Meter, wo Ovett der Favorit war.
So unterschiedlich die beiden als Athleten waren, so unterschiedlich verliefen auch ihre beruflichen Karrieren.
Lord Coe gehört zum britischen Establishment, war Chef-Organisator der Olympischen Spiele in London und ist jetzt der Präsident des internationalen Verbandes IAAF. Ovett lebt in Australien. Dort handelt er mit Häusern und arbeitet als TV-Kommentator. Seinen Kindern hat er angeblich nie von seiner sportlichen Vergangenheit erzählt. Sie sollen von einem Lehrer davon erfahren haben.
Nach den Briten kamen die Araber – und Carlos Lopes
Die Aera der Briten endete mit Steve Cram, der Mitte der achtziger Jahre die Weltrekorde über 1500 Meter und eine Meile brach, auch Weltmeister wurde und inzwischen Leichtathletik-Chef-Kommentator bei der BBC ist und nebenbei Vorträge in Sachen Motivation hält, «Motivational Speaker», wie das auf Neudeutsch heisst. Danach sorgten die Araber für die Musik. Zuerst Said Aouita aus Marokko und in den neunziger Jahren dann der Algerier Noureddine Morceli und später Aouitas Landsmann Hicham El Guerrouj.
Said Aouita war ein grossartiger Läufer.
Nicht in erster Linie, weil er 1984 5000-Meter-Olympiasieger wurde und drei Jahre später Weltmeister, sondern vor allem wegen seiner Vielseitigkeit. Seine Bestzeiten von 800 bis 10 000 Meter sind auch 30 Jahre später noch absolute Spitze:
Er lief die 800 Meter in 1:43,86 Minuten, die 1500 Meter in 3:29,46 (Weltrekord), die 2000 Meter in 4:50,81 (WR), die 3000 Meter in 7:29,45 (WR), die zwei Meilen in 8:13,45 (WR), die 5000 Meter als erster Mensch unter 13 Minuten (12:58,35 / WR) und die 10 000 Meter in 27:26,11.
Zwischen September 1983 und September 1990 gewann er 115 von 119 Rennen, darunter innerhalb von 26 Monaten 44 in Serie.
Nachdem er wegen einer Verletzung die Olympischen Spiele 1992 verpasste, erklärte Aouita, knapp 33-jährig, den Rücktritt. Danach arbeitete er mit unterschiedlichem Erfolg für den marokkanischen und dann den australischen Verband, inzwischen für den Al Jazeera-Sportkanal. Aouita lebt in Orlando (Florida) und hat seit 2009 auch eine Sportbekleidungsfirma.
Carlos Lopes, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Viseu im Norden Portugals, verdiente sich sein täglich Brot als Steinmetz-Gehilfe und war jahrelang ein guter, aber kein überragender Läufer – bis er am Ende seiner Karriere auf die Strasse wechselte. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles war es heiss und feucht, als zum Marathon gestartet wurde. Lopes schien das nichts auszumachen.
Er gewann in 2:09:21 Stunden, einem olympischen Rekord. Ein Jahr später, inzwischen bereits 38, setzte er noch einen drauf. In Rotterdam verbesserte er den Weltrekord auf 2:07:12. Die französische Sportzeitung «L'Equipe» schrieb dazu: «Fantastisch! Ausserordentlich! Es gibt kein Wort, das Lopes' Leistung beschreiben kann.»
Die Härte hatte sich Carlos Lopes in seiner Jugend und auch bei Crossläufen geholt. Er war dreimal Cross-Weltmeister. Heute engagiert er sich ein wenig in der Leichtathletikabteilung seines Vereins «Sporting Clube de Portugal» – und geniesst das Leben.
Als die Frauen-Weltrekorde purzelten
Irene Szewinska aus Polen blieb über 400 Meter als Erste unter 50 Sekunden, die Frau, die über 800 Meter die Zwei-Minuten-Grenze knackte, war eine Deutsche.
Hildegard Falck, 22-jährige Norddeutsche aus Nettelrede, hatte 1971 eine Bestleistung von 2:02,8 Minuten stehen – bis zu den deutschen Meisterschaften in Stuttgart. Da steigerte sie sich um nicht weniger als 4,3 Sekunden auf 1:58,5 Minuten. Der Rekordlauf im Neckarstadion war heimlich geplant. «Die Umsetzung klappte ideal», erinnert sich die mit dem Freiburger Arzt Klaus Kimmich verheiratete Sportlehrerin zurück.
«Die erste halbe Runde lief ich in 28,5 Sekunden an, alle anderen 200-Meter-Abschnitte in 30 Sekunden.» Die Nacht vor dem Rekordlauf verbrachte Hildegard Falck im Keller, weil es im Sportlerheim zu heiss war. Ihr Ausrüster hatte dort einen Raum gemietet. Und so schlief sie zwischen Schuhkartons und Trikots.
Ein Jahr später krönte die Mutter zweier erwachsener Kinder ihre Karriere mit dem Olympiasieg in München.
Eine andere «Traumgrenze» fiel am 28. Juni 1976. Tatyana Kazankina, 25-jährige Russin aus Petrowsk, sorgte für einen der sensationellsten Weltrekorde in der Geschichte der 1500 Meter. Die Bestmarke ihrer Landsfrau Ludmila Bragina stand bei 4:01,4 Minuten, als im Stadion von Podolsk das Unvorstellbare geschah: Die Uhren der drei Zeitnehmer zeigten 3:56,0, 3:56,0 und 3:56,2.
Und das war nur der Anfang: Im selben Jahr wurde Kazankina in Montreal Olypiasiegerin über 800 Meter (1:54,94, Weltrekord) und 1500 Meter. Vier Jahre später holte sie in Moskau erneut Gold über 1500 Meter (3:55,0, Weltrekord) und dann liess sie es am 13. August im Zürcher Letzigrund erneut krachen: ein weiterer Weltrekord in in 3:52,47 Minuten, eine Zeit, die hielt, bis 1993 Ma Junrens mit Schildkrötenblut bzw. EPO gestärkten Chinesinnen auftauchten.
Kazankinas Karriere kam zu einem abrupten Ende, als sie 1984 für 18 Monate gesperrt wurde, weil sie in Paris eine Dopingkontrolle verweigerte. So hatte sie nun genügend Zeit für die Familie mit den zwei Kindern und den Beruf.
Kazankina studierte am Sportinstitut in Petersburg und arbeitete bis 1997 als Dozentin. Sie ist Autorin von mehr als 20 wissenschaftlichen Arbeiten und war auch für das Staatskomittee für Körperkultur und Tourismus tätig.
Es gibt in der Leichtathletik nur einen Weltrekord, der älter ist als Marita Kochs 47,60 Sekunden über 400 Meter (1985 in Canberra): die 1:53,28 Minuten von Jarmila Kratochvilova über 800 Meter aus dem Jahre 1983.
In den 38 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war der Rekord über 20 Mal verbessert worden, jetzt steht er, zusammen mit den Leistungen von Koch und auch von Sprinterin Florence Griffith-Joyner, als Mahnmal für die dopingverseuchte Vergangenheit. Die Läuferin aus der damaligen Tschechoslowakei, bis dahin bloss über 400 Meter in Erscheinung getreten, stürmte am 26. Juli im Münchner Olympiastadion zu dieser ausserirdischen Zeit. Kratochvilova blieb zwei Wochen später an der WM in Helsinki als erste Frau über 400 Meter unter 48 Sekunden (47,99) und gewann auch die 800 Meter.
Nicht nur der kurzen Haare wegen wirkte Jarmila Kratochvilova wie ein Mann. «Die breiten Schultern und die flache Brust – ich habe nie einen solchen Frauenkörper gesehen», liess sich zum Beispiel Leroy Perry, ein angesehener Chiropraktiker aus Los Angeles, in der amerikanischen «Sport-Illustrated» zitieren. «Das kann nicht vom Gewichtheben kommen.»
Alle Dopinganschuldigungen hat Kratochvilova, wen wundert's, immer vehement zurückgewiesen. Heute arbeitet die 65-Jährige in ihrer Heimat als Trainerin.
Decker und Budd, die Wunderkinder
In den Siebzigerjahren feierten die Amerikaner das Wunderkind Mary Decker.
Mit elf gewann sie ihr erstes Rennen, mit zwölf lief sie bereits einen Marathon, mit 14 (1972) war sie über 800 Meter die Nummer eins in den USA, weltweit die Nummer vier. Mit 15 lief sie den ersten Weltrekord (1 Meile in der Halle), mehr als 20 weitere folgten auf den Distanzen von 800 bis 10 000 Meter. Es kamen Jahre mit Verletzungen und Operationen – die Folgen einer viel zu frühen Spezialisierung.
Doch 1983 gelang ihr an der WM in Helsinki der «Doppel-Decker», Siege über 1500 und 3000 Meter, und so war sie auch im olympischen 3000-Meter-Finale ein Jahr später in Los Angeles die Favoritin. Im Rennen befand sich auch ein anderes Ausnahmetalent: die stets barfuss laufende Südafrikanerin Zola Budd, gerade mal 18 Jahre alt. Budd hatte schon mehrere Weltrekorde unterboten, doch all die Zeiten fanden keinen Eingang in die Rekordbücher, weil Südafrika wegen seiner Apartheidpolitik bis 1992 vom internationalen Sport ausgeschlossen war.
Auch in Los Angeles hätte Zola Budd als Südafrikanerin nicht starten dürfen. In einer Nacht- und Nebelaktion besorgte man ihr rechtzeitig einen britischen Pass. Das war möglich, weil ihr Vater Engländer war. Und so kam es zum grossen Duell. Decker und Budd liefen ständig direkt neben- oder hintereinander. Und dann, kurz vor Ende der vierten von siebeneinhalb Runden, passierte es:
Die Beine berührten sich, Mary Decker stolperte und ging zu Boden. Den 90 000 im Memorial Colisseum und Millionen vor den Bildschirmen stockte der Atem. Es war das Ende ihrer olympischen Traums. Zola Budd beendete das Rennen, sichtlich geschockt, bloss als Siebte.
Nach einer Babypause lief Mary Decker, inzwischen mit dem britischen Diskuswerfer Richard Slaney verheiratet, weiter und liess sich auch durch neuerliche Verletzungen nicht unterkriegen. Mit 37 Jahren schaffte sie über 5000 Meter nochmals das US-Olympiateam. Während sie in Atlanta im Vorlauf hängen blieb, wurde bekannt, dass sie bei den Olympia-Ausscheidungen einen zu hohen Testosteronwert hatte. Der lange juristische Kampf mit der IAAF endete damit, dass Mary Slaney-Decker 1999 rückwirkend für zwei Jahre gesperrt wurde.
Heute lebt sie mit ihrem Mann auf einer 22-Hektar-Farm in Eugene (Oregon), kümmert sich um das Haus und die drei Weimaraner-Hunde und geht jeden zweiten Tag joggen.
Und Zola Budd? Sie wurde noch zweimal Cross-Weltmeisterin und kehrte dann nach Südafrika zurück, wo sie 1989 heiratete. Sie hat drei Kinder und lebt nun in Myrtle Beach (South Carolina).
Wettkampfmässiges Laufen ist noch immer ihr Leben. 2014 gewann sie die Senioren-Kategorie beim rund 90 Kilometer langen Comrades-Utramarathon und im März 2015 war sie Siegerin beim Run Hard Columbia Marathon.
Die Marathon-Queens
Zwischen 1970 und 1990 erlebte der Frauen-Marathon die grösste Entwicklung. 1979 blieb die Norwegerin Grete Waitz in ihrem zweiten Marathon in New York als Erste unter 2:30 Stunden (2:27:33 h), vier Jahre später hatte Joan Benoit (USA) die Bestmarke auf 2:22:43 gesenkt, und 1985 folgte Waitz' Landsfrau Ingrid Kristiansen mit 2:21:06. Kristiansen, als Skilangläuferin sogar WM-Teilnehmein, bevor sie die schmalen Latten mit den Laufschuhen vertauschte, hielt Ende Juli 1985 gleichzeitig die Weltrekorde über 5000 Meter, 10 000 Meter und im Marathon.
Zwischen 1980 und 1989 gewann sie 13 Marathonläufe, 1987 war sie Weltmeisterin über 10 000 Meter und 1988 auch im Cross. Mit insgesamt elf Weltrekorden und Bestleistungen von 14:37,33 (5000 m), 30:13,74 (10 000 m) und 2:21:06 (Marathon) war sie ihrer Zeit um viele Jahre voraus.
Ingrid Kristiansen war die würdige Nachfolgerin von Grete Waitz, die fünf Mal Cross-Weltmeisterin war, im Gelände sogar zwölf Jahre ungeschlagen, zwischen 1978 und 1988 neunfache Siegerin beim New York-Marathon, 1983 auch Marathon-Weltmeisterin und 1984 Olympiazweite, die zwei Weltrekode über 3000 Meter und vier im Marathon aufstellte und von ihren 18 Marathons 13 gewann; im April 2011 verlor Grete Waitz ihren härtesten Kampf, den gegen ihre Krebserkrankung.
Ingrid Kristiansen lebt mit ihrem Mann in Oslo und hat drei Kinder. Als Privattrainerin und Mitglied im IAAF-Cross- und Strassenlauf-Komitee ist sie noch immer sehr eng mit dem Laufsport verbunden.
Die Frau, die Grete Waitz beim ersten olympischen Marathon 1984 in Los Angeles die Krönung vermasselte, war die Amerikanerin Joan Benoit. Auch mit 59 Jahren ist die Amerikanerin noch immer mit Herz und Seele Läuferin. Vor sechs Jahren lief sie den Marathon noch in 2:47:50 Stunden.
Sie hat verschiedene Laufbücher geschrieben, sie organisiert Seminare, sie ist Trainerin und TV-Kommentatorin und sie ist die Gründerin des 10-Kilometer-Stassenlaufs «Beach to Beacon». Sie wohnt in Freeport (Maine) und hat mit ihrem Mann Scott Samuelson zwei Kinder.
Rosa Mota – mit vollem Namen Rosa Maria Correia dos Santos Mota – war die vierte Topläuferin dieser ruhmreichen Generation.
Mit einer Bestzeit von 2:23:29 Stunden war die zierliche Portugiesin (1,57 m gross und 45 kg schwer) Mitte der Achtzigerjahre hinter Kristiansen und Benoit die Nummer drei in der Welt. Sie war eine grandiose Meisterschaftsläuferin: Europameisterin 1982, 1986 und 1990, Weltmeisterin 1987 und Olympiasiegerin 1988. Ende 1988 hielt sie gleichzeitig alle drei Titel!
Rosa Mota ist Portugals berühmteste Sportlerin. Sie erhielt viele Auszeichnungen und beim 30. AIMS-Kongress (Zusammenschluss der internationalen Marathons und Strassenrennen) wurde sie 2012 als «grösste Marathonläuferin aller Zeiten» geehrt.
«A nossa Rosinha» (unsere kleine Rose), wie sie in ihrer Heimat liebevoll genannt wird, ist mit ihrem früheren Trainer José Pedrosa verheiratet und engagiert sich für unzählige soziale Projekte und Institutionen, unter anderem für UNICEF und das Rote Kreuz.
Jürg Wirz in LAUFZEIT&CONDITION – 10/2016
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