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22
08
2011

Wilson Kipsang (KEN) siegt in Otsu mit Streckenrekord von 2:06:13. ©Victah Sailer

Was für ein Jahr! Die Ereignisse in der Straßenlaufszene 2011 stellen bisher alles in den Schatten. März/April 2011 – Teil III – Helmut Winter berichtet

By GRR 0

 Der März machte dort weiter, wo das Jahr 2011 begonnen hatte, mit Ergebnissen auf höchstem Niveau. Am 6.3. rannte im mexikanischen Torreon auf 1000 m Seehöhe Hillary Kimaiyo (KEN) beeindruckende 2:08:17 beim Lala-Marathon, gesponsert durch einen lokalen Milchprodukteproduzenten. Und obwohl Mexiko in der Geschichte des Marathonlaufs eine Anzahl von Weltklassenathleten besaß, war das die erste Zeit unter 2:10 auf mexikanischem Boden.

Am gleichen Tag herrschte in Barcelona lange Zeit große Aufregung, denn die Spitze beim dortigen Marathon befand sich lange fast auf Weltrekordkurs, was sich aber in der Schlussphase als Problem in der Zwischenzeitnahme erwies. Trotzdem war auch hier der Sieger, Omari Levy Matebo (KEN), sehr schnell unterwegs und verfehlte mit exzellenten 2:07:31 den Streckenrekord um nur eine Sekunde.

Zum ersten Mal unter 2:07 ging es am gleichen Tag am anderen Ende des Globus beim traditionellen Lake Biwa Marathon im japanischen Otsu, bei dem man kaum nachvollziehen konnte, wie dieser Lauf in den letzten Jahr das „Gold Label“ der IAAF halten konnte; dazu waren die Resultate in Breite und Spitze eher zweiklassig. 2011 für die 66. Auflage hatte man aber sich gut gerüstet und mit Deriba Merga (ETH) und Wilson Kipsang (KEN) Athleten von absoluter Klasse verpflichtet. Kipsang, der im letzten Jahr mit beeindruckenden 2:04:57 in Frankfurt glänzte und dies auch im Oktober 2011 dort bestätigen möchte, war in Otsu eine Klasse für sich und zeigte im letzten Drittel eine Galavorstellung, mit der er nach verhaltenem Beginn noch auf 2:06:13 lief. Also auch in Otsu Streckenrekord und für kurze Zeit Jahresweltbestleistung.

Was für ein Finale der vom holländischen Manager Gerard van de Veen betreute Kenianer aufs Pflaster legte, verdeutlicht die Tatsache, dass Wilson im Schlussteil dem Zweitplatzierten Deriba Merga (2:09:13) exakt zwei Minuten abnahm. Betrachtet man dazu noch die aktuelle Form von Kipsang, die er bei einem Halbmarathon bei Regen im niederländischen Zwolle zeigte, dann gehört er sicherlich zu den aktuell weltweit Besten über die Marathondistanz und Frankfurt darf sich im Herbst bei entsprechenden Bedingungen sicherlich auf ein ganz schnelles Rennen freuen.

Und ganz schnell ging es auch zwei Wochen später beim Los Angeles Marathon zur Sache, wo der Debütant Markos Geneti (ETH) nach der Hälfte des Rennens das Heft des Handelns in die Hand nahm und ein nahezu aberwitziges Tempo einschlug. In LA gibt es zusätzlich ein spannendes Rennen der Geschlechter, d.h. die Frauen waren 17 Minuten zuvor gestartet und waren von den Männern einzuholen. Markos machte derart Dampf, dass er die Frauenspitze mit der späteren Siegerin Buzunesh Deba (ETH) schon bei 20 Meilen einholte (genau 10 km vor dem Ziel) und sich damit eine Prämie von zusätzlich 100.000 US$ verdiente.

Viel faszinierender war allerdings dann seine Zeit im Ziel. Es hatte nämlich während des Laufs angefangen in Strömen zu regnen und Geneti musste zum Teil über Bürgersteige den Pfützen und kleinen Seen auf den Straßen ausweichen. 2:06:35 waren unter diesen Bedingungen phänomenal und natürlich auch Streckenrekord! Auf seine weiteren Auftritte über die Marathondistanz darf man sehr gespannt sein, die 2:06 von LA sind sicher noch nicht sein Limit.

 

April 2011

 

Im April ballen sich die arriviertesten Läufe des Frühjahrs, mit den Klassikern in Rotterdam, London und Boston. Das war in diesem Jahr nicht anders und die hohen Erwartungen an diese Veranstaltungen wurden sogar noch übertroffen, wenngleich sich die Dinge sehr überraschend und unerwartet entwickelten.

Den Auftakt machte am 10.4. der Paris-Marathon, der in den letzten Jahren im Leistungsniveau stark zulegen konnte. Auch 2011 war das nicht anders, in einem schnellen Rennen siegte Benjamin Kiptoo (KEN) in guten 2:06:29. Hier gab es ausnahmsweise einmal keinen Streckenrekord (Kipruto 2:05:47 im Jahr 2009), aber die traditionell hohe Leistungsbreite war auch diesmal beeindruckend, 15 Läufer unter 2:13 ist weltweit unerreicht. Am gleichen Tag wurde im Rahmen des Marathons im koreanischen Daegu die Strecke für die vor der Tür stehende WM getestet.

Und dieser Test fiel recht vielversprechend aus, denn trotz warmen Wetters lief Yusuf Songoka (KEN) mit 2:08:08 Streckenrekord. Auch die Leistungsbreite mit 11 Zeiten unter 2:13 war sehr erfreulich und lässt für die WM hoffen, wenngleich zu Ende August und Anfang September die Temperaturen in Südkorea deutlich über den Aprilwerten liegen dürften. 

Die Marathonläufe bei der WM in Daegu starten am 27.8. (Frauen) und 4.9. (Männer) jeweils um 9 Uhr Ortszeit. Wer das in Deutschland live miterleben will, muss bereits um 2 Uhr in der Nacht aufstehen.

 

Helmut Winter

 

Was für ein Jahr! Die Ereignisse in der Straßenlaufszene 2011 stellen bisher alles in den Schatten. Februar 2011 – Teil II – Helmut Winter berichtet
 

 

Was für ein Jahr! Die Ereignisse in der Straßenlaufszene 2011 stellen bisher alles in den Schatten. Teil 1 – Helmut Winter berichtet

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