Schäuble hat nichts gegen den bestehenden Vertrag und will lieber mehr Prävention durch Sport
Wahlhearing – Sport soll in das Grundgesetz – Außer der CDU sind alle Parteien dafür, dass der Sport als Staatsziel im Grundgesetz verankert wrid. Bundesinnenminister Schäuble glaubt, dass dann die Autonomie des Sports eingeschränkt würde. Friedhard Teuffel im Tagesspiegel
Berlin – Für den Fall, dass Union und FDP bei der Bundestagswahl wirklich eine Mehrheit bekommen, müssten sie bei den Koalitionsverhandlungen noch ein paar klärende Worte zum Sport finden. Beim Sport liegen die sich angeblich so nahe stehenden Parteien ein gutes Stück auseinander, das kam beim Wahlhearing des DOSB, des Deutschen Olympischen Sportbundes, heraus.
Die FDP will den Sport als Staatsziel im Grundgesetz verankern, damit der Sport „auf Augenhöhe mit anderen Rechtsgütern“ steht, wie ihr Bundesvorsitzender Guido Westerwelle sagte. Ein Staatsziel Sport wäre vor allem eine Verrechtlichung und schränkt die Autonomie des Sports ein, hielt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, CDU, dagegen. Westerwelle will außerdem eine Aufhebung des Glücksspielstaatsvertrags, dann könnten private Wettanbieter auch als Sponsoren im Sport auftreten.
Schäuble hat nichts gegen den bestehenden Vertrag und will lieber mehr Prävention durch Sport. Da ist Westerwelle wiederum skeptisch: „Fußball auf Krankenschein hört sich modern an, könnte aber unser Gesundheitssystem überfordern.“
SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hatte seine Teilnahme in Berlin-Mitte wegen eines Termins in seinem Wahlkreis kurzfristig abgesagt, Bundesjustizministerin Brigitte Zypries vertrat ihn. Auch Zypries sprach sich für Sport im Grundgesetz aus, ebenso Gregor Gysi, der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, und Claudia Roth, die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Das ehrenamtliche Engagement will Zypries stärken, etwa durch weitere Steuererleichterungen.
Roth fing allgemein bei mehr Bewegungsräumen an und landete am Ende konkret bei einer dringend erforderlichen Unterstützung von Trainern durch bessere Bezahlung und längere Verträge. Und Gysi kann sich einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor für Kinder- und Jugendsport vorstellen.
Die Olympischen Winterspiele 2018 wollen alle in München sehen, auch wenn Gysi sagte: „Wenn ich mich zu sehr einmische, könnte es sein, dass wir die Spiele nicht bekommen.“
Friedhard Teuffel im Tagesspiegel, Donnerstag, dem 02.Juli .2009