Titelblatt der deutschen, offiziellen Protokoll- und Regelbroschüre der 1913 in Berlin gegründeten IAAF ©Gerd Steins
Vorgezogenes Jubiläum – IAAF feiert 100. Geburtstag, wurde aber erst 2013 in Berlin gegründet – Gerd Steins in Sport in Berlin
Die Internationale Leichtathletikorganisation (IAAF) feiert seit den Olympischen Spielen 2012 in London mit großem Aufwand und einer Reihe von Einladungsfeierlichkeiten ihren vermeintlichen 100. Geburtstag.
Eine umfangreiche, dreisprachige Ausstellung im Sportmuseum Barcelona (13.10.-25.11.2012), die allerdings eher ein Buch an der Wand ist als eine Museumsausstellung, läßt auch das allgemeine Publikum am vorgezogenem Jubiläum teilhaben.
Für das Sportmuseum Berlin konnte in 2012 die sehr seltene deutschsprachige Publikation Protokoll und Probe-Regeln angenommen von der IAAF in der Tagung zu Berlin, 20.-23. August 1913 erworben werden. Daraus geht eindeutig hervor, daß die IAAF in Berlin im August 1913 gegründet wurde und dort ebenfalls ihre wesentlichen Regularien verabschiedete (siehe Abbildung Sektion 9).
In der englischen Fassung, die von der Library of Congress als pdf ins Internet (https://www.archive.org/details/minutesproposedr00inte) gestellt ist, findet sich der gleiche Wortlaut in Englisch.
Während einerseits die Gründungsfeier der IAAF ein Jahr zu früh stattfindet, vergißt man anderseits ein wichtiges Jubiläum bezüglich der Regelentwicklung: Bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm wurde erstmals bei den Staffelläufen ein Wechselraum von 20m und der Staffelstab (englisch: baton) eingeführt.
Seit der Etablierung von Staffelläufen = Eilbotenläufen zeitgleich in USA und Deutschland ab 1895 wurde der nächste Läufer entweder mit Handschlag (der heran laufende Läufer berührt den nächsten Läufer an der Schulter) oder aber mit der Weitergabe eines Tuches auf die folgende Staffelstrecke geschickt.
Um 1897 herum läßt sich in Deutschland die Weitergabe einer kleinen Fahne beobachten (siehe Broschüre Eilbotenlaufen) und spätestens seit dem ersten Großstaffellauf "Potsdam-Berlin" im Juni 1908 entfällt die Fahne und es wird nur ein Holzstab weitergereicht.
Für die V. Olympischen Spiele 1912 in Stockholm erläßt das für Leichtathletik zuständige schwedische Organisationskomitee im Frühjahr 1912 die Regel: „Beim Staffettenlaufen kommt ein cylinderförmiges Holzstück von 12 cm Umfang zur Anwendung. Dasselbe soll innerhalb eines Abstandes von 20 Metern – je 10 Meter vor oder nach der für jeden Teilnehmer markierten Startlinie – abgeliefert werden.“
Erst nach den Olympischen Spielen wird in Stockholm eine internationale Regelkommisson für die Leichtathletik vorgeschlagen, die aber erst in Berlin im August 1913 als IAAF ins Leben gerufen wird.
Gerd Steins in "Sport in BERLIN" – Dezember 2012