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19
04
2025

Fotos sind von diesem Lauf nicht vorhanden aber vom Zieleinlauf einiger Jenaer Studenten, die wohl beim dem Trainingslauf dabei waren - Wolfram, Gräbedünkel, Zörner, Wötzel, ,Müller - Foto: U. Hengelhaupt

Vor 50 Jahren – Rennsteiglauf historie – eine Ostergeschichte – Rennsteiglauf vorbereitung. Jens Wötzel berichtet

By GRR 0

Gründonnerstag auf Karfreitag – 1975 – in Vorbereitung auf den berühmten Taschenlampenstart beim 3. GutsMuths-Rennsteiglauf am Heuberghaus.

Es war als wir früh morgens in Rothenstein (bei Jena) von der Leuchtenburg kommend – etwas fertig und äußerlich gezeichnet einem Ostertouristen in einem Auto aus dem anderen Teil Deutschlands den Weg nach Rudolstadt beschrieben haben.

Die Leute hatten nach meiner Erinnerung nicht gerade den Eindruck von uns, dass wir noch ganz auf der geistigen Höhe sind. Eher sahen sie wohl in uns irgendwelche heruntergekommene Wegelagerer ob unseres Outfits zu dieser ungewöhnlichen Tageszeit (zwischen 5 Uhr und 6 Uhr morgens) am heiligen Karfreitag.

Den Streckenverlauf hatte Hans-Georg Kremer damals so ausgesucht und auch den Startzeitpunkt auf 1.00 Uhr in die Nacht so gelegt, dass „der Effekt des Trainings unter realen Wettkampfbedingungen“ erreicht werden sollte. Das Problem war, rechtzeitig gegen Mitternacht aus der Innenstadt von Jena die fünf Kilometer nach Neulobeda-Ost zu gelangen.

Ein Taxi war den Studenten zu teuer und nur mit Beziehungen zu beschaffen und die öffentlichen Verkehrsmittel „sehr sparsam im Angebot“. So fuhr zu jeder vollen Stunde nach 20.00 Uhr mal noch ein Bus und nach 23.00 Uhr nur noch der „Lumpensammler“. Mit diesem mussten wir dann fahren. Die Straßenbahn gab es ja zu der Zeit noch nicht.

Wir sind nach dem „Mitternachtsmahl“ Haferflocken mit Vitamin C-Präparaten und Traubenzucker bei Kremers von Neulobeda-Ost Richtung Stadtroda, weiter nach Obergneus und über Seitenroda an der Leuchtenburg vorbei nach Kahla und dann immer schön auf der kaum befahrenen Landstraße zurück nach Neulobeda-Ost gelaufen.

Alles ohne Lampen, ohne Serviceteam, keine Verpflegungsstationen, alles auf der Straße – aber mit relativ neuen langbeinigen Gymnastikhosen aus 100 % Baumwolle und „Zeha“-Schuhen aus den unergründlichen Beständen von eines Dozenten der Sportwissenschaft, Dr. Paul Dern. Wasser gab es mal an einem Dorfbrunnen – ich glaube in Seitenroda und an einer vorher eingerichteten Verpflegungsstelle in Obergneus.

Nach Ankunft in Neulobeda – es muss so zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr gewesen sein – fuhr sogar schon ein Bus in die Innenstadt. Gewohnt habe ich damals in einer Studentenbude im Jenaer Stadtzentrum. Bad oder auch eine Dusche gab es zu jener Zeit in dieser Wohnung nicht, so dass lediglich eine „Waschbeckenwäsche“ angesagt war. Das Volksbad um die Ecke hatte wegen des Feiertags (Karfreitag) ebenso geschlossen, wie die Sektion Sportwissenschaft, wo man diesen Komfort hätte genießen können.

Erst am Ostersamstag bin ich dann mit meiner Tochter Kirsten (damals 4 Jahre alt) ins Volksbad gegangen, um dort den restlichen „Laufstaub“ der rund 40 Kilometer-Lauferei los zu werden, unter einer Dusche natürlich!“

Vom Rennsteiglaufmitgründer Jens Wötzel aus Goslar

 

 

 

 

 

 

author: GRR