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23
09
2015

Uta Pippig siegt beim BERLIN-MARATHON 1990 ©privat

Vor 25 Jahren: Der Start in ein große Zukunft – Uta Pippig siegt beim BERLIN-MARATHON 1990

By GRR 0

Der 30. September 1990 war ein Tag, der nicht nur in die Geschichte des Laufsports einging. Es ist genau 25 Jahre her als in Berlin ein Rennen stattfand, das weltweite sportpolitische Bedeutung hatte: der erste BERLIN-MARATHON durch Ost und West, durch die eingerissene Berliner Mauer, das Symbol des Kalten Krieges, und durch das Brandenburger Tor, die Nahtstelle zwischen Ost und West.

Als das Rekord-Teilnehmerfeld von 25.000 Läufern drei  Tage vor der deutschen Wiedervereinigung durch das Tor lief, schaute die Welt zu.

Es war der Australier Steve Moneghetti, der mit einem Streckenrekord von 2:08:16 Stunden für die Leistung des Tages sorgte. Der BERLIN-MARATHON hatte den Anschluss gefunden in die Gruppe der bedeutendsten Straßenläufe der Welt.

Während Moneghetti im Ziel auf dem Kurfürstendamm seine Jahresweltbestzeit feierte, hätte es etwas später bei der Entscheidung der Frauen an diesem Tag keine passendere Siegerin geben können: Uta Pippig gewann das Rennen in der Streckenre-kordzeit von 2:28:37 Stunden. In der DDR aufgewachsen, war sie mit ihrem Trainer Dieter Hogen unmittelbar nach dem Fall der Berliner Mauer zunächst nach Stuttgart gezogen.

Zur Zeit des Berlin-Marathons war Uta Pippig aber schon wieder in Berlin zurück und lebte fortan im westlichen Teil der Stadt. Der BERLIN-MARATHON 1990 war der erste ganz große Marathonsieg für Uta Pippig und der Start in eine viel versprechende Karriere über die klassische Distanz: Noch zwei weitere Male gewann sie den BERLIN-MARATHON, 1992 und '95, dreimal triumphierte sie beim legendären Boston-Marathon – darunter war der Sieg bei der 100. Auflage des Rennens 1996 -, und bis heute ist Uta Pippig die einzige Deutsche, die den New York-Marathon gewann (1993).

Ihre Bestzeit von 2:21:45 Stunden lief die Berlinerin, die seit vielen Jahren hauptsächlich in Boulder (Colorado) lebt, 1994 in Boston. Dies war damals Deutscher Rekord und die drittschnellste je in der Welt gelaufene Zeit über die 42,195 km-Strecke. Uta Pippig ist die einzige deutsche Läuferin der sieben Siege bei jenen Rennen gelungen sind, die heute die World Marathon Majors (WMM) formen.

Beim BMW BERLIN-MARATHON 2015 wird Uta Pippig als Ehrengast empfangen – 25 Jahre nach ihrem Sieg von 1990. Dem Laufsport ist Uta Pippig nach dem Ende ihrer leistungssportlichen Karriere genauso eng verbunden wie zuvor. Die 50-Jährige führt ihr eigenes Unternehmen: ,Take The Magic Step' (TTMS) setzt sich dafür ein, Menschen auch mit Hilfe des Laufsports zu einem gesünderen Lebens-s

til und zu einem größeren Wohlbefinden zu verhelfen. TTMS engagiert sich über Uta Pippigs Stiftung zudem stark im karitativen Bereich, vor allem bei der Unterstützung von unterprivilegierten Kindern. „Unser Konzept ist es, Menschen zu hel-fen, zu einem größeren Wohlbefinden zu gelangen – durch Inspiration, fundiertes Wissen und Veränderungen ihrer Lebens-gewohnheiten wollen wir sie für die Idee von geistiger und körperlicher Fitness begeistern. Behutsam und bewusst, Schritt für Schritt. Natürlich spielt der Laufsport dabei eine besondere Rolle.

Und die ent-sprechenden Inhalte publizieren wir auf meiner Webseite takethemagicstep.com", erzählt Uta Pippig, die ehrenamtlich jedes Jahr eine Gruppe von Läufern der ,Hoyt Foundation' auf den Boston-Marathon vor-bereitet, die dann wiederum Spenden für diese Stiftung sammeln.Im Rahmen von ,Take The Magic Step' präsentiert Uta Pippig zurzeit ihre aktuelle Vortragsreihe ,Running To Freedom – Laufend in die Freiheit', die sich mit dem Wert von Freiheit und Wohlbefinden beschäftigt.

Das Thema reflektiert dabei auch den Weg, den die Läuferin selbst gegangen ist – aus der DDR zunächst in die Bundesrepublik Deutschland und schließlich bis in die USA.

In Amerika wurde Uta Pippig aufgrund ihrer großen Marathonsiege genauso populär wie in Deutschland. Zweimal wurde sie nach ihren Boston-Triumphen von Bill Clinton ins Weiße Haus eingeladen, um mit dem damaligen US-Präsidenten zu joggen.

Ein entscheidender Schritt auf diesem erfolgreichen Weg war für Uta Pippig jener BERLIN-MARATHON vor 25 Jahren. „Als ich durch das Brandenburger Tor in den Ostteil der Stadt lief, bekam ich Gänsehaut. Mir lief ein Schauer über den Rücken, für mich wie für viele andere ging ein Abschnitt zu Ende und ein neuer begann", berichtete Uta Pippig damals über ihre Gefühle in dem Moment, als die Strecke nach gut drei Kilometern durch das Brandenburger Tor führte. Von einem Sieg von Uta Pippig konnte man damals nicht ausgehen, denn die Konkurrenz war stark.

Mit der Polin Renata Kokowska und der Finnin Päivi Tikkanen waren die beiden Siegerinnen der vergangenen zwei Jahre im Rennen, hinzu kam die holländische Weltklasseläuferin Carla Beurskens. Päivi Tikkanen sorgte vom Start weg für Tempo. Carla Beurskens war dann die Erste, die bereits nach rund fünf Kilome-tern nicht mehr mithalten konnte und aus der Spitzengruppe herausfiel. Doch dann bekam Tikkanen selbst Probleme.

Bei etwa 15 km gab die Finnin aufgrund von Magenschmerzen auf. Uta Pippig lag nun alleine an der Spitze und sollte den BERLIN-MARA-THON im Alleingang gewinnen. Allerdings wurde es am Ende noch einmal knapp. Denn Renata Kokowska hatte den Rückstand bei Kilometer 38 bis auf 13 Sekun-den reduziert. Der Polin gelang dies praktisch unbemerkt.

Denn Uta Pippigs Trainer Dieter Hogen, der ihr zuvor stets einen Vorsprung von rund einer Minute zugerufen hatte, hatte die Polin nicht als Frau erkannt. Uta Pippig ging also von einem komfortablen Vorsprung auf Carla Beurskens aus. Erst knapp fünf Kilometer vor dem Ziel sah er Renata Kokowska. „Plötzlich rief Dieter nicht mehr ,eine Minute', sondern nur noch ,15 Sekunden'. Ich musste kämpfen, denn ich wurde müde.

Die lange Saison machte sich bemerkbar", erzählte die Siegerin nach dem Rennen. Mit 13 Sekunden Vorsprung gewann Uta Pippig, die damals für die LG Stuttgarter Kickers startete, allerdings schon wenige Monate später das Trikot des BERLIN-MARATHON-Veranstalters SCC Berlin tragen sollte.

Es war der erste einer Reihe von großen Marathonsiegen von Uta Pippig. Das Rennen durch das Brandenburger Tor war wie ein Startschuss für eine neue, große Zukunft: „Ich merkte, dass es jetzt Zeit war nach vorne zu gucken und nicht mehr zurück. Es war für mich ein Neuanfang.

Heute blicke ich mit Dankbarkeit auf diese bewegte Zeit zurück."

Jörg Wenig im BERLIN-MARATHON Programmheft 2015 

author: GRR

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