Das weltweite Gedenken an den Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 erinnert uns auch an ein Kapitel der Sportgeschichte, das mit dem heutigen ‚Haus des Sports‘ am Olympiastadion unmittelbar zu tun hat: Die „Stadion-Terrassen“ waren von 1914 bis 1918 Reservelazarett für 550 Verwundete. © Kees Tazelaar
Vor 100 Jahren: Die heutigen „Stadion-Terrassen“ des LSB Berlin werden Reservelazarett – Manfred Nippe
Das weltweite Gedenken an den Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 erinnert uns auch an ein Kapitel der Sportgeschichte, das mit dem heutigen ‚Haus des Sports‘ am Olympiastadion unmittelbar zu tun hat:
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Die „Stadion-Terrassen“ waren von 1914 bis 1918 Reservelazarett für 550 Verwundete.
Der Sitz des Landessportbundes (LSB Berlin) entstand 1909 unter dem Namen „Waldhaus“ als Hauptrestaurant der bis nach Ruhleben reichenden „Grunewald-Rennbahn“ des traditionsreichen Union-Clubs.
1909 hatte Pierre de Coubertin dort einen vielbeachteten Vortrag über die völkerverbindende olympische Idee gehalten und die IOC-Entscheidung für Olympischen Spiele 1916 in Berlin vorbereitet. 1913 wurde dafür im Innenring der Rennbahn durch Wilhelm II das „Deutsche Stadion“ eingeweiht.
Mit Kriegsausbruch ruhte der Betrieb der Galopprennbahn und auch das Stadion lag abgesehen von einigen Kriegsmeisterschaften im Dornröschenschlaf. So war es naheliegend, die großen Räume des Waldhauses einschließlich der Tribünenhäuser als Reservelazarett zu nutzen.
Eine kleine, in herzlichen Worten gehaltene Broschüre liegt in der Staatsbibliothek und erinnert an die Kriegsjahre des 1936 entstandenen Olympiageländes. Sie wird eingeleitet mit einem Willkommensgruß:
„Lieber Kamerad, Deine beschwerliche Rückreise vom Kriegsschauplatz in die Heimat hat hier ihr vorläufiges Ende erreicht. Dir gehört jetzt eines der 550 Betten des Militär-Reservelazaretts Rennbahn Grunewald. Viele warme Herzen schlagen Dir entgegen, zahlreiche Ärzte sind bereit, Dich liebevoll zu stützen und Hunderte von Händen regen sich, um Dir nach den vielen Strapazen und Entbehrungen Ruhe, Reinlichkeit und Behaglichkeit zu schaffen, um den Ärzten zu helfen, die Deine Schmerzen lindern und Deine Wunden und Krankheiten heilen werden.“
Auf 24 Seiten stellt Hermann Salomon das Hauptrestaurant mit seinen OP-Sälen, ärztlichen Einrichtungen und den sich bis in die drei Tribünengebäude ausdehnenden Krankenzimmern und Aufenthaltsräumen vor.
Neben Ratschlägen zur Genesung und Hygiene, Hinweisen zur Haus- und Bettenordnung und den ‚durch die britische Blockade kargen Speiseplänen‘ gibt es auch die Einladung zu Sport und Spiel auf dem Stadiongelände und zu Musikdarbietungen und kulturellen Veranstaltungen im Kaiserpavillon und der früher zum Wiegen der Pferde genutzten Kuppelhalle.
Wer fit ist, kann auch seine Nachmittage im 1000 Meter entfernten „Cafe Victoria“ verbringen, das sich an der Nord-Oste-Ecke der Rennbahnstallungen – heute dem Ärztehaus nahe der Murellenschlucht – befand. Nicht versäumt wird, bei „Ausgang“ auf die Gefahren der Großstadt und deren eventuell disziplinarischen Ahndungen hinzuweisen.
Dazu gehört auch ein Rauchverbot auf der Straße Unter den Linden zwischen Schloss und Brandenburger Tor. Das Unterhaken der zumeist aus höheren Ständen kommenden Krankenschwestern wird ausdrücklich verboten, auch wird sehr eindringlich vor Spionen gewarnt.
Einige Fotos aus dieser Zeit haben uns über Prof. Kees Tazelaar aus den Niederlanden erreicht, dessen Großvater in Berliner Spitzenhotels als Koch arbeitete und 1914 zusammen mit seinem Cousin, der mit einer Deutschen verheiratet war, den Küchenbetrieb des Reservelazaretts übernahm.
Wir bringen sie hier das erste Mal zur Ansicht. Sie ergänzen unsere 2012 herausgegebene Publikation „Vom Rennbahn-Restaurant zum Haus des Sports“ über die Geschichte der Stadion-Terrassen am Olympiastadion (Erhältlich beim Sportmuseum Berlin/Sporthistorische Blätter Nr. 16).
Manfred Nippe – in SPORT IN BERLIN
INTERNET: www.manfred-nippe.de.
<a href="https://www.germanroadraces.de/24-0-36726-symposium-in-maulbronn-die-sportgeschichte-wird-vernetzt.html">Symposium in Maulbronn: Die „Sportgeschichte“ wird vernetzt und digitalisiert – Manfred Nippe berichtet</a>
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