Im Ziel in Bobingen 2013. ©Horst Milde
Vom Volkslauf zum Event – Ein Streifzug durch das Früher und Heute
Ein kleiner Transponder ist der Schlüssel zum Resultat. Auf diesen Nenner lässt sich die moderne Zeitmessung bringen, denn ob Chip im Schuh, am Klettband oder integriert in die Startnummer, in Sekundenschnelle liegt beim Überqueren der Messmatte am Ziel das vorläufige Ergebnis vor.
Vorausgesetzt, alle Voraussetzungen für die Auswertung und den Ergebnislistendruck sind erfüllt. 50 Jahre nach dem ersten Volkslauf in Deutschland, der in Bobingen und somit an gleicher Stelle wie die deutschen 10 km-Meisterschaften ausgetragen wurde, ist die Auswertung von zwei, drei professionell arbeitenden Mitarbeitern zu bewerkstelligen. Vor fünfzig Jahren musste in manueller, mühevoller Kleinarbeit die Zeitstoppung, die Registrierung von Startnummern bzw. Namen in Listen erfolgen.
Im Jahr zwei des Bobinger Volkslaufes wurden bereits Lochkarten für die Auswertung genutzt, für die Organisation ein enormer Fortschritt bei über 2000 Startern. Die Startnummern waren einstmals aus Papier und bei Regen völlig aufgeweicht bis unlesbar im Ziel, heute sind diese zumindest durchsetzt mit Kunststofffasern, wenn nicht komplett aus Materialien wie Tyvek.
Weitere Vergleiche zwischen früher und heute drängen sich natürlich auf. So der Renndress der Akteure. Schnelltrocknende Kunstfasern haben das klassische Baumwollhemd abgelöst, die Hosen nähern sich zwar im Freizeitsport wieder früheren Beinlängen an, doch im Leistungssportbereich ist auch hier weniger Stoff mehr.
Dies gilt besonders bei den Frauen, wo Modisches wie Top und Bikinihose oder Radlerhose angesagt sind. Das Schuhmaterial ist längst zu einem Riesengeschäft für die Sportausrüster geworden, die Palette der Anbieter und der Modelle kaum zu überschauen.
Aus Sportfesten und Volksläufen sind Events mit hohem Unterhaltungswert, DJs und intensiver Beschallung geworden, die einstmals eher autoritär wirkenden Kampfrichtermontur ist längst einem modischen Outfit gewichen.
Das Abtippen der Ergebnisse gehört ebenso der Vergangenheit an wie auch das lange Anstehen an der Würstchenbude, denn umfassendes Catering mit Prosecco und Wok-Gemüse oder einer gigantischen Kuchentheke gehört zum aktuellen Standard der modernen Veranstaltung.
Bliebe noch die umfangreiche Technik mit Bühne, Beleuchtung und massiver Absperrung, die Kosten sind dabei im fünf- und sechsstelligen Bereich anzusiedeln. Natürlich gehört zur modernen Ausgestaltung mit mediengerechter Präsenz von Sponsoren ein attraktives Start- und Zieltor, auf das allerdings trotz DM und der Feierlichkeiten zu „50 Jahre Volkslauf in Deutschland“ in Bobingen verzichtet wurde – wie vor 50 Jahren.
Trotz aller Nostalgie, wenigstens bestand die Startlinie nicht aus Kreide, sondern aus einem Plastikklebeband….
wira
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