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31
05
2015

Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte - Lola Lafon - Roman ©Piper Verlag

Vom Kunstturnen, Fußball, Schwimmen und Boxen – Prof. Detlef Kuhlmann stellt vor – Das Jahrbuch zur Forschungsförderung

By GRR 0

Bundesinstitut legt Jahrbuch zur Forschungsförderung vor

Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) hat das BISp-Jahrbuch zur Forschungsförderung 2013/14 vorgelegt. Auf insgesamt 287 Seiten wird ein Überblick über die derzeit vom BISp geförderten Forschungsbereiche im Berichtszeitraum gegeben.

Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"

Dabei handelt es sich jeweils um kurze ca. vier- bis sechsseitige Texte, in denen das Forschungsproblem skizziert, knappe forschungsmethodische Hinweise gegeben und die wichtigsten Ergebnisse zusammenfassend dargestellt werden. Ein Literaturverzeichnis rundet die Beiträge jeweils ab. Die Projektnehmer gewähren so der interessierten Fach-Öffentlichkeit Einblicke in neueste sportwissenschaftliche Erkenntnisse. Eine wesentliche Zielsetzung dieses Berichtsformats besteht aus Sicht des BISp darin, „vor allem auch den Transfer in die Praxis des Spitzensports aufzuzeigen“, schreibt Jürgen Fischer, der Direktor des BISp, in seinem Editorial.

Der Berichtsband enthält insgesamt 43 Forschungsbeiträge, die nach den im BISp nominell eingeführten Fachbereichen gegliedert sind: So entfallen mit 28 geförderten Forschungsprojekten die meisten auf die Medizin und weitere Naturwissenschaften, gefolgt von 11 Projekten in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften sowie weitere drei, die Sportanlagen und Sporttechnologien betreffen.

Der Band schließt mit der Darstellung von der Studie zur „Trainings- und Wettkampfqualität aus Athleten- und Trainersicht“, die im Rahmen des Wissenschaftlichen Verbundsystems Leistungssport (WVL) entstanden ist und gemeinsame von Forscherteams aus den sportwissenschaftlichen Instituten der Technischen Universität Darmstadt und der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt wird.

Unter den dargestellten Projekten im Bereich der Medizin und den Naturwissenschaften sind auch zwei enthalten, die sich mit der Dopingproblematik im Spitzensport aus ganz unterschiedlichen Perspektiven befassen: „Etablierung und biomechanische Validierung eines indirekten Verfahrens zur Messung von Dopingeinstellungen“ lautet der Titel der Studie, die gemeinsam von Forschern der Universität Potsdam und aus dem Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie Dresden in Kreischa verantwortet wird. Bei dem zweiten geht es dagegen um einen internationalen Rechtsvergleich staatlicher Normen im Kampf gegen Doping in den beiden benachbarten Ländern Deutschland und Österreich.

Betrachtet man den Forschungsband unter sportartspezifischen Gesichtspunkten, dann fällt zunächst auf, dass es einige Projekte gibt, die gemäß Titel sportartübergreifende Fragestellungen behandeln oder eine spezielle Gruppe von Sportarten betreffen: „Intensivierung motorischer Lernprozesse in den technisch-akrobatischen Sportarten durch neuromodulatorische Voraktivierungen: Labor- und Feldstudie“ mit Prof. Jürgen Krug von der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig als Projektleiter ist ein Beispiel dafür. Andere Projekte betreffen u.a. das Dressurreiten, das Rudern, den alpinen Skirennsport sowie Hockey und Handball, ganz abgesehen davon, dass es mehrere gibt, die sich gezielt mit dem Behindertensport bzw. paralympsichen Sportarten befassen: „Spielanalyse Goalball“ und „Weiterentwicklung leistungsdiagnostischer Methoden im Skilanglauf der Behindertensportler zur Optimierung von Lauftechnik und Material sowie zur Steuerung des Trainings“ sind zwei Beispiele dafür.

Was die Forschungsförderung zu Sportanlagen und zur Sporttechnologie angeht, sei stellvertretend für andere Studien auf den „Kriterienkatalog zur Planung und Bewertung nachhaltiger Sportstätten“ hingewiesen. Die Forschungsprojekte aus den Sozial- und Verhaltenswissenschaften beziehen sich vornehmlich auf sportpädagogische, sportpsychologische und sportsoziologische Fragestellungen: „Training zur Verbesserung der Resistenz gegen chronischen Stress im Spitzensport:

Entwicklung, Durchführung und Evaluation eines Gruppeninterventionsprogramms“ sowie „Wettbewerbsverzerrungen im Sport“ und „Leistungsoptimierung im Wasserspringen – Mentales Training im Nachwuchsbereich (A- bis C-Jugend) – Bewegungsvorstellung und Emotionsregulation“ zeigen die Breite der thematischen Zugänge der Forschungsfelder auf.

Das BISp-Jahrbuch ist im Sportverlag Strauß in Köln erschienen und kann über das BISp bezogen werden; weitere Informationen auch im Internet unter www.bisp.de.

Vom Kunstturnen, Fußball, Schwimmen und Boxen

Neue Romane, die in und mit der Welt des Sports spielen …

Sport ist sprachlos. Beim Sport verschlägt es uns zuweilen sogar die Sprache. Doch das, was im Sport geschieht, ist permanent für andere beobachtbar ist. So ist es auch zu erklären, dass der Sport immer mal wieder und immer mehr für literarische Bauformen taugt – egal, ob man dafür prominente Schriftstellernamen wie Bertolt Brecht, Egon Erwin Kisch und Robert Musil heranzieht oder auf Siegfried Lenz, Uwe Johnsen und Günter Herburger verweist.

Sucht man nach jüngeren Autoren und Autorinnen, dann wird man ebenso fündig, ohne bei der Suche jemals Vollständigkeit und bei den Werken Aktualität zu erreichen. Die Produktion von schöner Literatur zum Sport geht so unaufhörlich weiter, wie der Sport selbst tagtäglich (nicht nur schöne) Neuigkeiten produziert. Im Folgenden wird eine kleine Auswahl von insgesamt vier neueren Romanen mit Bezug zum Sport schlaglichtartig vorgestellt, und zwar stellvertretend für viele weitere Neuerscheinungen, die in und mit der Welt des Sports spielen:

Wer erinnert sich noch an Nadia Comaneci? Mit 14 Jahren betritt sie anlässlich der Olympischen Spiele in Montreal 1976 olympisches Parkett. Am 18. Juli versetzt sie dann die ganze Welt in Staunen: Noch nie zuvor hat es im Kunstturnen die Traumnote 10,0 gegeben. Die kleine Rumänin hat es erstmals geschafft. Die Anzeigetafel versagt ihren Dienst und zeigt anstatt 10,0 die Note 1,0 an. Jetzt stellt uns die in u.a. in Sofia und Bukarest aufgewachsene und heute in Paris lebende Schriftstellerin Lola Lafon ihre Version von der „kleinen Kommunistin, die niemals lächelte“ vor.

Der Ausgangspunkt ist die erste 10,0 der Turngeschichte. Dabei handelt es sich um keine zeitgeschichtliche Rekonstruktion – aber: Nadia Comaneci kommt aus der (sport-) politisch längst versunkenen Welt zurück, am deutlichsten in den zahlreichen fiktiven Korrespondenzen zwischen der Erzählerin und der Turnerin, gepaart mit kitschig-kritischen Metaphern für die Kunstturnheldin, die uns im Buch mal als „Magnesium-Jungfrau von Orléans“, mal als „biomechanische Unmöglichkeit“ und mal als „kleine Karpatenfee“ begegnet.

Lola Lafon: Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte. Roman. München 2014: Piper. 280 S.; 19,99 €

Bücher über Fußball gibt es reichlich – darunter auch Romane. Die meisten spielen im Profifußball. Da ist „Abseits der Kreisklasse“ einerseits als eine rühmliche Ausnahme zu bezeichnen und verdient gerade dadurch andererseits eine „klassenhöhere“ Aufmerksamkeit: Hier geht es endlich mal um den Amateurfußball, denn der wird hierzulande schließlich von mehr Menschen betrieben als der Profifußball.

Natürlich geht es im Roman um mehr: Matthias Hunger (Jahrgang 1977) ist in der Region Nürnberg beheimatet und lässt uns teilhaben an den großen Siegen und den schmerzhaften Niederlagen auf dem Platz und im richtigen Leben. Er schildert das Aufwachsen und Erwachsenwerden mit Fußball und im Drumherum, er erinnert Träume und verliert Tränen „Abseits der Kreisklasse“ … und dabei geht es mal um Veronique, mal um Jasmin und mal um Maria, aber durchgängig um die Mannschaft der SG Noris Schweinau aus der Kreisklasse.

Matthias Hunger: Abseits der Kreisklasse. Der Roman. Hildesheim 2014: Arete. 211 S.; 11,- €

Der dritte Roman spielt in Australien und handelt vom Schwimmen. Daniel Kelly ist seine Hauptfigur. Er will der stärkste und schnellste und beste überhaupt werden. Seine Herkunftsfamilie unterstützt ihn dabei. Mit Hilfe eines Stipendiums gelangt der Sprössling aus der Working-Class auf die Eliteschule (des Sports). Um Anerkennung unter den gleichaltrigen Jungen zu erlangen, muss er mehr und härter trainieren als sie, und er muss erst lernen, sich anderen gegenüber zu wehren, um sich selbst zu schützen. Darum geht es im ersten Kapitel („Einatmen“).

Das Wasser ist seine Heimat. Hier fühlt er sich wohl. Hier macht er das, was ihm liegt und zusehends besser gelingt – mehr noch: „Im Wasser zersplitterte der Tag, er strömte dahin, und Danny zog die Arme durch, schlug die Beine, atmete, um ihn zu überholen, um schneller zu sein als der Tag … Danny konnte kaum glauben, dass schon zwei Stunden vergangen waren, dass er aus dem Wasser musste, dass er mit den anderen in die kalte Umkleide zurück und sich wieder anziehen musste“. Der Autor erzählt die Geschichte vom Erfolg und im zweiten Teil mit der Überschrift „Ausatmen“ vom Scheitern eines jungen Leistungssportlers.

Christos Tsiolkas: Barrakuda. Roman. Stuttgart 2014: Cotta. 468 S.; 22,95 €

Manchmal erscheinen Bücher mit sportiven Titeln, und man muss sich danach erst auf die Suche begeben, um den sportlichen Gehalt zu entdecken – selbst wenn auf der Coverseite eine fightender Boxer abgebildet ist. Im Roman mit dem Titel „Der polnische Boxer“ ist das alles so. Es geht zugegebenermaßen nicht zentral um das Boxen. Der polnische Boxer ist höchstens eine zentrale Figur, mit der der Autor aus Guatemala uns die Geschichte seines jüdischen Großvaters erzählt, der das Konzentrationslager Auschwitz offenbar dank der Ratschläge und mit der Hilfe eines polnischen Boxers überlebt hat.

Das Buch war ursprünglich als Sammlung von Kurzgeschichten geplant und besteht aus zehn losen Roman-Kapiteln in Analogie zu den Runden im Boxen.

Eduardo Halfon: Der polnische Boxer. Roman in zehn Runden. München 2014: Hanser Verlag. 224 S.; 18,90 €

Prof. Detlef Kuhlmann

Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT: 

Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"

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author: GRR

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