Viermal EM-Norm in Ohrdruf bei den Deutschen 10.000 m-Meisterschaften – Wilfried Raatz berichtet
Sabrina Mockenhaupt im Alleingang zu Titel Nummer 26 und zu 32:10,31 Minuten – Im dramatischen Männer-Finale laufen Christian Glatting, Filmon Ghirmai und Musa Roba-Kinkal EM-Norm – Deutsche 10.000 m-Meisterschaften mit vielen Bestleistungen
„Das war nicht zu erwarten, dass heute gleich drei Männer die EM-Norm laufen können. Bei den Frauen war es für Sabrina Mockenhaupt allerdings das erwartete Solorennen mit der Normerfüllung“, zog Langstrecken-Disziplintrainer Detlef Uhlemann ein erstes Fazit bei den deutschen 10.000 m-Meisterschaften in Ohrdruf. Während Sabrina Mockenhaupt schon mit dem Startschuss bei keineswegs idealen Bedingungen ihren Alleingang auf die Zielzeit 32:25 Minuten mit letztlich 32:10,31 Minuten schaffte, mobilisierten die Männer nach 8000 m ihre letzten Kräfte, so dass mit Christian Glatting (28:40,18), Filmon Ghirmai (28:41,36) und Musa Roba-Kinkal (28:41,90) alle drei in der Spitzengruppe verbliebenen Läufer unter der vom DLV geforderten EM-Norm von 28:45 Minuten blieben.
Schon nach 5000 m schien das angestrebte Ziel für die Männer nicht zuletzt wegen dem wenig konsequenten Wechsel in der Führungsarbeit außer Reichweite. „Es ist zwar toll, wie die es immer wieder versuchen. Aber das wird nicht reichen“, so Uhlemann beim stetigen Blick auf die Zwischenzeiten. Doch der Disziplintrainer hatte nicht mit dem unbedingten Willen der Glatting, Roba-Kinkal und Co. gerechnet. Mit 2:45 und 2:40 für die beiden Schlusskilometer war plötzlich das außer Reichweite geratene Ziel noch Realität geworden. „Ich bin froh, dass es dann doch noch so gut geklappt hat, auch wenn ich so viel fürs Tempo machen musste. Die Beine haben mir auf der Zielgeraden ganz schön geschmerzt“, gestand ein überglücklicher Christian Glatting, der nach dem überraschenden Crosstitel in Stockach nun auch 10 000 m-Meister in Ohrdruf geworden war.
Dazwischen kassierte der Wattenscheider aus dem schwäbischen Aalen übrigens noch die Bronzemedaille bei den Studenten-Crossweltmeisterschaften in Kingston (Kanada). Bei aller Genugtuung über die erreichte EM-Norm ist der 24jährige Medizinstudent allerdings auch Realist genug, um die Steigerung seines Hausrekordes um 44 Sekunden entsprechend einzuordnen. „Mit dieser Zeit werde ich in Barcelona allenfalls im hinteren Drittel landen, vielleicht reicht es für eine Platzierung um Rang zehn! Wenn mir in den nächsten zwei, drei Jahren noch einmal ein derartiger Sprung gelingt, dann kannst du natürlich einmal vorne mitlaufen!“
Dank seiner exzellenten Spurtqualitäten wäre dem Titelverteidiger und Hindernis-Spezialist Filomon Ghirmai fast ein erneuter Coup wie in Bremen gelungen, doch dazu war das Rennen in der Anlage auch gleich eine Minute schneller. „Mein Ziel ist natürlich die Hindernisnorm von 8:28 Minuten. Falls ich allerdings die Norm dann um vielleicht eine Sekunde verpassen sollte, dann habe ich auf jeden Fall schon einmal die über 10.000 m!“ freute sich der Tübinger, der nach einem Erfolg versprechenden Trainingslager in Iten/Kenia auf eine gute Saison blicken kann – über die Hindernisse!
Obwohl nach aufopferungsvoller Führungsarbeit letztlich geschlagen, zeigte sich Musa Roba-Kinkal mit seinem Resultat überaus zufrieden: „Das war heute der richtige Fingerzeig! Nach dem Paderborner Osterlauf ein weiteres gutes Ergebnis, das mir die Gewissheit gibt, dass ich mit meinem Trainer Alexander Mikitenko im Winter alles richtig gemacht habe!“ Als „Trostpflaster“ gab es für ihn immerhin den Juniorenmeistertitel.
Unglücklicher Vierter im dramatischen Finale wurde Sebastian Hallmann, der nach 29:09,30 Minuten nun die EM-Norm über die halb so lange Distanz in Angriff nehmen möchte. „Da fühle ich mich eindeutig wohler!“ Mit Philipp Flieger (Fünfter/ 29:13,42), Zelalem Martel (Sechster/ 29:27,85), Richard Ringer (Siebter/ 29:30,41) und Rico Schwarz (Achter/ 29:57,82) konnten allesamt junge Läufer zwischen 21 und 24 Jahren auf sich aufmerksam machen.
Kurzfristig hat hingegen Jan Fitschen, der angekündigte 10.000 m-Europameister von Göteborg, auf einen Start im Thüringischen verzichtet. „Jan hat sich eine Erkältung eingefangen, die auch keine Abschlussbelastung zugelassen hat, deshalb haben wir entschieden, hier nicht zu starten“, erklärte Fitschen-Trainer Tono Kirschbaum. „Er ist natürlich noch nicht der alte und hätte heute nicht in der ersten Reihe laufen können. Ich war in Flagstaff schon überrascht, wie gut er mit den anderen mithalten konnte. Jetzt wird er es Anfang Juni in Marseille versuchen!“
Sehr entspannt drehte Sabrina Mockenhaupt nach ihrem souveränen Start-Ziel-Sieg auf dem gepflegten Rasen im Stadion am Goldberg auf Strümpfen ihre Runden. „Mit Spikes zu laufen bin ich nicht mehr gewohnt. Für die Füße ist das sehr angenehm“, kommentierte sie das entspanntes Auslaufen nach dem 25-Runden-Pflichtprogramm. „Ich bin in Ohrdruf angetreten, um die Norm zu laufen. Schon nach 5000 m hatte ich einen guten Zeitpuffer. Schon alleine aus dieser Sicht heraus fühle ich mich in aufsteigender Form. Bis zum Saisonhöhepunkt mit der EM in Barcelona habe ich noch etwas Zeit. In den vergangenen Jahren war ich vielleicht auch zu früh in Form. Es ist schon gut so!“
Die kleine Siegerländerin übt derzeit den Spagat zwischen Straße und Bahn, um in Form zu kommen. So steht zunächst der AVON-Frauenlauf in Berlin an, dann ein schnelles 5000 m-Rennen in Hengelo.
Einen wesentlich stärkeren Eindruck als zuvor machte, sicherlich mit Abstand zu Sabrina Mockenhaupt, Simret Restle, die mit der Schweizer Berglauf-Europameisterin Martin Strähl eine überaus kampfstarke und temporesistente Konkurrentin überraschend bekommen hatte. „Das war ein ideales Laufen, wir konnten uns super abwechseln“, gab sie im Ziel ein Kompliment an die Schweizerin. Dem stetigen Führungswechsel jedenfalls ist es zu verdanken, dass die Neu-Kasselerin mit 33:08,84 und die Berglauf-Spezialistin mit 33:11,21 Minuten starke Resultate abliefern konnten.
Für die Schweizerin sogar die Norm für Barcelona, die der Leichtathletik-Verband der Eidgenossen exakt auf die internationale Norm von 33:25 Minuten fixiert hat. Auf Rang drei steigerte sich Ingalena Heuck zwei Wochen nach dem Gewinn der Halbmarathonmeisterschaft auf 33:30,25 Minuten. „Ich musste mein Rennen laufen, weil Simret und Martina doch etwas stärker waren als ich“. Im Kampf um den Juniorentitel setzte sich die frühere Jugendmeisterin Christina Kröckert nach langer Durststrecke in 34:07,43 gegen die Cross-Vizemeisterin Anna Hahner (34:48,62) überraschend klar durch.
Eine Parallele zu Sabrina Mockenhaupt gab es bereits zu Beginn der Meisterschafts-Wettbewerbe, als Corinna Harrer mit einem Start-Ziel-Sieg den A-Jugend-Titel über 5000 m in 16:47,04 mit dreißig Sekunden Vorsprung gewann. „Klar, ich wäre gerne einige Sekunden schneller gelaufen, aber am Donnerstag beginnt für mich das Abitur. Und das hat klare Priorität!“ freute sich dennoch die U19-EM-Zweite über 800 m über die erfolgreiche Titelverteidigung.
Wilfried Raatz
10.000m, Männer – Zeitläufe
Datum: 01.05.2010 Beginn: 18:30h
Anzahl der Teilnehmer: 30
Rg. StNr. Name Jg. Nat. Verein Fn Ergebnis
Lauf 1
1 100 Glatting Christian 1986 TV Wattenscheid 01 28:40,18
2 109 Ghirmai Filmon 1979 LAV ASICS Tübingen 28:41,36
3 99 Roba-Kinkal Musa 1989 TV Wattenscheid 01 28:41,90
4 22 Hallmann Sebastian 1977 LG Stadtwerke München 29:09,30
5 26 Pflieger Philipp 1987 LG TELIS FINANZ Regensburg 29:13,42
6 105 Martel Zelalem 1986 LG Neckar-Enz 29:27,85
7 104 Ringer Richard 1989 VfB LC Friedrichshafen 29:30,41
8 91 Schwarz Rico 1988 ASV Erfurt 29:57,82
9 76 Schuff Carlo 1980 Post-Sport Telekom Trier 30:09,81
10 18 Friedrich Richard 1981 LG Passau 30:15,22
11 29 Stöckert Manuel 1988 TSV Ostheim v.d.Rhön 30:26,83
12 82 Schulze Marc 1984 TSV Dresden 30:29,96
13 60 Ocklenburg Marc-Andre 1985 Ayyo-Team Essen 30:30,15
14 40 Flügel Julian 1986 PSV Grün-Weiß Kassel 30:33,69
15 106 Weiß-Latzko Markus 1984 LG Neckar-Enz 30:42,57
16 68 Schmidt Daniel 1986 LG Remscheid 30:43,83
17 49 Gröschel Tom 1991 1.LAV Rostock 30:45,67
18 6 Clarkson Fabian 1990 Berliner SV 1892 30:49,79
19 19 Schreindl Tobias 1988 LG Passau 30:57,38
20 72 Markowski Matti 1988 TSV Bayer 04 Leverkusen 30:57,89
21 17 Meißgeier Markus 1982 LG Hof 31:06,12
22 51 Hintz Christoph 1990 Schweriner SC 31:13,80
23 20 Viellehner Raphael 1988 LG Passau 31:17,25
24 88 Diedering Samuel 1989 LAV Halensia 32:47,49
aW 59 Stitzinger Patrick 1981 NIEDERLANDE 28:57,52
aW 35 Rüfenacht Rolf 1984 SCHWEIZ 29:53,81
77 Neuschwander Florian 1981 Post-Sport Telekom Trier aufg.
53 Baier Heiko 1984 LG Braunschweig aufg.
102 Lohse Christoph 1983 TV Wattenscheid 01 aufg.
aW 34 Schaffner Jérome 1978 SCHWEIZ aufg.
ZZ: 1000m – 102 – 2:52,7 min
3000m – 102 – 8:38,8 min
5000m – 100 – 14:25,7 min
7000m – 99 – 20:13,6 min
9000m – 100 – 26:00,2 min
10.000m, Frauen – Zeitläufe
Datum: 01.05.2010 Beginn: 16:30h
Anzahl der Teilnehmer: 22
Rg. StNr. Name Jg. Nat. Verein Fn Ergebnis
Lauf 1
1 61 Mockenhaupt Sabrina 1980 Kölner Verein für Marathon 32:10,31
2 44 Restle Simret 1984 PSV Grün-Weiß Kassel 33:06,84
3 23 Heuck Ingalena 1986 LG Stadtwerke München 33:30,25
4 73 Kröckert Christina 1989 TSV Bayer 04 Leverkusen 34:07,43
5 24 Lutz Susi 1987 LG TELIS FINANZ Regensburg 34:11,45
6 45 Hahner Anna 1989 PSV Grün-Weiß Kassel 34:48,62
7 50 Pilz Christiane 1975 1.LAV Rostock 35:27,43
8 63 Bühler Sigrid 1979 LAZ Puma Troisdorf/Siegburg 35:50,38
9 27 Ulrich Veronika 1968 LG TELIS FINANZ Regensburg 35:52,40
10 107 Kallenberg Friederike 1983 LAC Pliezhausen 35:57,53
11 41 Optekamp Silke 1979 PSV Grün-Weiß Kassel 36:02,33
12 64 Gatzweiler Ursula 1988 LG ASV/DSHS Köln 36:10,75
13 84 Boitz Sandra 1974 SC DHfK Leipzig 36:12,17
14 42 Hahner Lisa 1989 PSV Grün-Weiß Kassel 36:13,51
15 65 Jaschke Lisa 1990 LG ASV/DSHS Köln 36:37,88
16 7 Dagher Nadia 1990 Berliner SV 1892 36:42,25
17 89 Heinrich Maria 1990 SV 1885 Teutschenthal 37:18,12
18 66 Jaeger Ronja 1989 LG ASV/DSHS Köln 37:46,37
19 4 Utz Verena 1984 TV Biberach 37:52,39
aW 33 Strähl Martina 1987 SCHWEIZ 33:11,21
aW 31 Jenni Mirja 1976 SCHWEIZ 34:18,59
11 Brandt Victoria 1989 OSC Berlin aufg.
ZZ: 1000m – 61 – 3:11,2 min
3000m – 61 – 9:38,2 min
5000m – 61 – 16:04,5 min
7000m – 61 – 22:32,5 min
9000m – 61 – 29:03,7 min
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