Für sein Engagement erhielt Horst Wiczynski zahlreiche Ehrungen. 2004 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen, im vergangenen November zeichnete ihn die Straßenlauf- Vereinigung „German Road Races“ für sein Lebenswerk aus.
„Vielleicht werde ich wieder aktiv“ – PADERBORNER MEDIENPREIS: Horst Wiczynski über sein altes Osterlauf-Team und neue Pläne – Frank Beineke in der Neuen Westfaelischen Zeitung
Paderborn. Zum zweiten Mal wurde beim Sportlerball der Paderborner Medienpreis vergeben. Im vergangenen Jahr war Martin Helmig, Ex-Meistercoach des Baseball-Bundesligisten Paderborn Untouchables, ausgezeichnet worden. Diesmal ging der Preis ans ehemalige Osterlauf-Organisationsteam, das im Sommer nach vereinsinternen Querelen imSC Grün-Weiß Paderborn zurückgetreten war.
An der Spitze des Teams stand von 1975 bis 2008 Horst Wiczynski, der von 1989 bis 2008 zudem Präsident des SC Grün-Weiß war. Unser Redakteur Frank Beineke sprach mit dem ehemaligen Osterlauf-Renndirektor über die Auszeichnung, den Rücktritt und seine Pläne.
Herr Wiczynski, wissen Sie schon, was Sie am11. April 2009 machen werden?
HORST WICZYNSKI: Sie wollen wissen, ob ich dann zum Osterlauf gehe? Ganz ehrlich, ich weiß es noch nicht. Vielleicht fahre ich erstmals seit 34 Jahren über Ostern mit meiner Frau in den Urlaub. Vielleicht werden wir uns aber mit dem alten Team treffen und gemeinsam den Osterlauf anschauen.
Spielt es bei Ihrer Entscheidungsfindung eine Rolle, dass Sie nun erst einmal Abstand vom Osterlauf gewinnen wollen?
WICZYNSKI: Den Abstand habe ich eigentlich schon längst gewonnen – und das erstaunlicherweise ziemlich schnell. Ich hatte ohnehin vor, 2009 das Präsidenten-Amt beim SC Grün- Weiß aufzugeben. Und beim Osterlauf wollte ich deutlich kürzer treten. Ich hatte vor, mich vornehmlich nur noch um die Akquise von Sponsoren und Topläufern zu kümmern.
Das hört sich alles sehr nüchtern an. Verspüren Sie nach all den Vorkommnissen nicht eine große Verbitterung?
WICZYNSKI: Natürlich ist die Enttäuschung groß. Noch dazu, weil nach meinem Rücktritt unser Konzept, das wir seit Jahren gefordert hatten, exakt so eingeführt worden ist.
Warum kam dann aus Ihrer Sicht keine Einigung mit dem alten Osterlauf-Team zustande? Lag’s nur am lieben Geld?
WICZYNSKI:Ich denke, dass es dabei wohl eher um Personen ging. Vielleicht wurde einigen Vereinsmitgliedern die Familie Wiczynski zu mächtig. Im Übrigen bezweifele ich, dass der SC Grün-Weiß Paderborn beim Osterlauf nun mehr Geld einnehmen wird. Ich fürchte, es wird eher weniger.
Machen Sie sich große Sorgen um die Zukunft des Osterlaufes?
WICZYNSKI: Ich kann nur mutmaßen, wie es weitergehen könnte. Aber ich will keine Mutmaßungen abgeben. Das wäre dem neuen Team gegenüber unfair. Ich hoffe aber ganz stark, dass es in diesem Rahmen weiter geht und der internationale Standard und Stellenwert der Veranstaltung gehalten werden kann. Ansonsten wäre die Stadt noch stärker gefordert.
Stichwort internationaler Standard. Nicht wenige behaupten, dass der Paderborner Osterlauf gutundgerne auf eingekaufte Spitzenathleten verzichten kann?
WICZYNSKI: Das sehe ich vollkommen anders, denn es würde den Charakter des Laufes zerstören. Die Mischung aus Leistungs- und Breitensport hat den Osterlauf groß gemacht. Die Topläufer sind das Salz in der Suppe. Zudem wurden diese Spitzenathleten immer durch Sponsoren finanziert, die ausschließlich für diesen Zweck Geld gegeben haben.
Sie haben sich vor einigen Wochen mit ihrem Nachfolger Wolfgang Krenz getroffen. Was waren die Beweggründe?
WICZYNSKI: Das Treffen war mir wichtig. Es ging vor allem darum, nach all den Querelen im Verein einen Schlussstrich zu ziehen. Für mich ist die Sache jetzt Vom Tisch, ich habe damit abgeschlossen.
Im November wurden Sie von der Organisation „German Road Races“ für Ihre Verdienste um den Deutschen Straßenlauf ausgezeichnet. Nun haben Sie mit dem alten Osterlauf-Team den Paderborner Medienpreis erhalten. Was bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen?
WICZYNSKI: Sie tun unheimlich gut. Es ist schön zu sehen, dass Leistung auch anerkannt wird. Denn das ist nicht selbstverständlich. Für unser ganzes Team hat der Medienpreis einen hohen Stellenwert.
Was hat denn das alte Osterlauf-Team besonders ausgezeichnet?
WICZYNSKI: Es hatte sich einfach in jahre- und jahrzehntelanger Arbeit alles wunderbar eingespielt. Alles ging Hand in Hand, jeder hat seine Aufgabe erfüllt. In den vergangenen sieben, acht Jahren musste ich gar nicht mehr viel sagen. Da wusste jeder genau, was er zu tun hatte.
Und was hat Ihnen bei Ihrer Arbeit als Renndirektor besonders viel Spaß gemacht?
WICZYNSKI: Man hat unheimlich viele Kontakte knüpfen können, durch die einige Freundschaften entstanden sind. Und das Feilschen mit den Managern hat richtig Spaß gemacht. Da sind Schlitzohren dabei, man glaubt es kaum. Die ganze Arbeit hat aber auch nur Spaß gemacht, weil die Familie dahinter stand und ich ein starkes Team hatte. Zudem haben uns die Stadt und das Sportamt super unterstützt. Es war eine runde Sache und eine sehr schöne Zeit.
Was waren die besten Entscheidungen, die Sie mit Ihrem Team in dieser Zeit getroffen haben?
WICZYNYSKI: Wichtig war vor allem der 1989 vollzogene Umzug vom Inselbadstadion ins Sportzentrum. Endlich hatten wir eine vernünftige Infrastruktur. Das hat dem Osterlauf den entscheidenden Schub gegeben. Zudem waren wir die Ersten, die 1995 den elektronischen Chip für die Zeitmessung eingeführt haben. Vorreiter waren wir auch in Sachen Inline-Skating und Bambini-Lauf. Wir haben immer versucht, einen Schritt nach vorne zu machen und waren mutig genug, um Neues auszuprobieren.
Apropos Neues ausprobieren. Ihr Sohn Sascha ist mittlerweile im Organisationsteam des Paderborner City-Triathlons. Wird auch Horst Wiczynski bald ein Comeback feiern?
WICZYNSKI: Das kann gut sein. Vielleicht werde ich bald wieder aktiv. Es gibt Überlegungen, allerdings ist alles noch sehr vage. Ich kann noch nicht einmal sagen, in welche Richtung es gehen könnte. Aber zunächst einmal genieße ich die gewonnene Zeit, die ich nun für meine Familie habe.
Schließlich muss sich meine Frau schon einmal langsam daran gewöhnen, wie es ist, wenn ich pensioniert werde.
Frank Beineke in der Neuen Westfaelischen Zeitung
Das Ende einer Osterlauf-Ära
„Mit ehrenamtlicher Arbeit allein ist eine Veranstaltung dieser Güte nicht mehr zu stemmen“, hatte Renndirektor Horst Wiczynski nach dem 62. Paderborner Osterlauf am 22. März 2008 betont und gefordert: „Eine hauptamtliche Osterlauf-Agentur muss her.“
Andernfalls werde er zusammen mit den Vize- Renndirektoren Wolfgang Fingerhut und Sascha Wiczynski zurücktreten. Und genau dies geschah dann im vergangenen Sommer, da im Vereinsrat des SC Grün- Weiß Paderborn keine Einigung erzielt werden konnte. Zunächst trat Horst Wiczynski als Präsident des SC Grün-Weiß sowie als Renndirektor zurück, sieben Wochen später folgte das rund 30 Personen starke Osterlauf-Organisationsteam dem Beispiel seines Ex-Chefs.
Damit ging eine Ära zu Ende, die 1975 begonnen hatte. Der damals 29 Jahre alte Horst Wiczynski hatte an der Seite seines Förderers Heinrich Vockel erstmals die Geschicke des Paderborner Osterlaufes gelenkt. 33 weitere Osterläufe sollten folgen. Und in den mehr als drei Jahrzehnten entwickelte sich Deutschlands ältester Straßenlauf kontinuierlich weiter. Die Teilnehmerzahlen wuchsen stetig. Waren es 1975 noch 1.205 Läufer, so wurde im Rekordjahr 2007 erstmals die 8.000er-Marke geknackt. Topathleten wie der Engländer Hugh Jones (1982) oder die Norwegerin Grete Waitz (1986) stellten in Paderborn Weltbestzeiten auf.
Für sein Engagement erhielt Horst Wiczynski zahlreiche Ehrungen. 2004 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen, im vergangenen November zeichnete ihn die Straßenlauf- Vereinigung „German Road Races“ für sein Lebenswerk aus.
Beim Paderborner Sportlerball konnten der 63-jährige Ex-Renndirektor und sein ehemaliges Osterlauf-Team nun den von Radio Hochstift, dem Westfälischen Volksblatt und der Neuen Westfälischen verliehenen Medienpreis entgegennehmen.
(FB)
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