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11
2013

Start der U 20/ U 18 weiblich, vorne mit der Startnummer 601 (weißes Shirt) ist Alina Reh zu sehen. ©wus-media - Wilfried Raatz

Viele Highlights beim Darmstadt-Cross: Deutscher Laufnachwuchs bestens gerüstet für die Cross-Europameisterschaften in Belgrad – Ludwig Reiser berichtet

By GRR 0

Eine 16jährige könnte schon in zwei Wochen bei den Cross-Europameisterschaften in der serbischen Hauptstadt Belgrad in die Fußstapfen von Corinna Harrer oder Maya Rehberg treten, die zuletzt bei den kontinentalen Meisterschaften mit jeweils einer Bronzemedaille für die jüngsten Einzelmedaillen im Querfeldeinlaufen sorgten.

Die Rede ist von Alina Reh (TSV Erbach), die am Sonntag beim Darmstadt-Cross mit einer eindrucksvollen Leistung zunächst einmal ihre Nominierung für das Aufgebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) sicherte, auf der anderen Seite aber im direkten Wettstreit mit Caterina Granz (LG Nord Berlin) und Maya Rehberg (SC Rönnau 74) wiederum EM-Medaillenhoffnungen in der Mannschaftswertung schürte.

„Von mir aus hätte es ruhig noch etwas hügeliger sein dürfen“, sagte die hoch aufgeschossene Alina Reh zur schnellen, aber durchaus auch mit einigen kurzen Hügeln und zahlreichen Richtungswechseln selektiven Strecke im Südwesten Darmstadts. „Mein Plan war, von Anfang an Druck zu machen und nicht abzuwarten, was die anderen machen würden! Mit dem Ergebnis bin ich natürlich sehr zufrieden!“

Schon Mitte der 4.400 m langen Strecke konnte sie sich von Caterina und Maya scheinbar mühelos absetzen – und ihr eigenes Rennen laufen. Die U 18-WM-Fünfte lief mit 14:43 Minuten mit 13 Sekunden Vorsprung gegenüber ihren Konkurrentinnen heraus und muss nach dieser Vorstellung zu den Medaillenkandidaten in Belgrad gerechnet werden, auch wenn sie schon mit einer Top10-Platzierung zufrieden wäre. „Jeder Platz weiter vorne wäre ein Erfolg. An eine Medaille denke ich aber noch nicht!“

Hinter ihr hingegen wurde um die Plätze gekämpft. „Es war ein megahartes Rennen“, stellte Caterina Granz unisono mit Maya Rehberg fest, die allerdings erst am Freitagabend aus den USA eingeflogen war. „Mir hat heute etwas die Frische gefehlt. Mir war es aber wichtig, dass ich mich hier mit einer anständigen Leistung für die EM qualifizieren kann!“

Und das ist der GRR-Nachwuchs-Preisträgerin eindrucksvoll gelungen, denn die EM-Dritte wird ihre Kampfstärke in Belgrad bei ihrem dann schon vierten Einsatz bei Cross-Europameisterschaften sicherlich in die Waagschale werfen können – im Kampf wiederum um eine Einzel- als auch Mannschaftsmedaille.

Eine weitaus klarere Angelegenheit wurde der Lauf der U 20-Junioren über 6 700 m. Das lag allerdings an einem schwachen Starterfeld, sondern am überragenden Amanal Petros, einem gebürtigen Äthiopier im Trikot des TSV Eintracht Bielefeld. Der 18jährige hatte sich gerade erst Mitte Oktober mit einer vorzüglichen deutschen Jahresbestzeit von 29:52 Minuten als GRR- Nachwuchs-Cup-Sieger und U 20-Erster beim Berliner Grand 10 am Charlottenburger Schloss in den Vordergrund gelaufen.

Beim Darmstadt-Cross hatte er schon gut 100 Meter Vorsprung, ehe er im Gefühl des sicheren Sieges die „Zügel etwas schleifen“ ließ, sodass die um Rang zwei heftig spurtenden Österreicher Nikolaus Franzmeier, Jost-Lennart Heese (SCB Berlin), dem Schweizer Julien Wanders sowie dem 800 m-Europameister Patrick Zwicker (LG Rülzheim), Philipp Reinhardt (SV Einheit Worbis) und Lukas Motschmann (SC Magdeburg) bis auf fünf Sekunden auflaufen konnten. Amanal Petros ist im Gegensatz zu seinem Landsmann Homiyu Tesfaye noch nicht international für Deutschland startberechtigt.

Ein besonderer Leckerbissen war gewiss auch das Rennen der U 23-Junioren, das praktisch erst auf der Ziellinie zugunsten von Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) gegen Nico Sonnenberg (LG Eintracht Frankfurt) nach 26:35 Minuten entschieden wurde. „Diesen Kick werde ich auch in Belgrad brauchen, denn in diesem Rennen wird um jeden Meter nicht nur auf der Zielgeraden gekämpft werden!“ Das Rostocker Talent weiß von was er spricht, letztlich war er im vergangenen Jahr als Zwölfter bester männlicher DLV-Starter bei den Cross-Europameisterschaften.

Profitieren werden auch die DLV-Junioren von einem starken Nico Sonnenberg, der beim Pforzheimer Cross noch vorzeitig ausgestiegen war und nun in Darmstadt seinen Fähigkeiten als deutscher U 23-Crossmeister schon (fast) wieder alle Ehren machen konnte. „Aber an meinem Spurt muss ich noch arbeiten….!“ gestand der Schützling von Bundestrainer Wolfgang Heinig mit einem schelmischen Lachen. Hinter dem drittplatzierten Schweizer Adriano Engelhardt zeigten auch Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg) und Hendrik Pfeiffer (LAZ Rhede) eine gute EM-Form.    

Mit Melina Tränkle taucht in der nationalen Spitze ein neuer Name auf. Die 21jährige Karlsruherin, die vor zwei Jahren noch als Weinkönigin und Turnerin aktiv war, war auf der 6 700 m langen Frauenstrecke hinter der Kenianerin Gladys Jepkorir Kiprotich (23:37) eindeutig die beste deutsche Läuferin. Mit 23:49 Minuten gelang ihr ein vorzügliches Resultat, das sie auf direktem Weg in das Crossaufgebot für Belgrad führt. „Ich bin nicht einmal so platt!“ gestand die Sportstudentin im Ziel keineswegs atemlos. „Das war vielleicht auch mein Terrain heute!“.

Die in Pforzheim noch vor ihr platzierte 5000 m-Meisterin Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) wurde Dritte vor Anne Reischmann (VfB LC Friedrichshafen), während die höher gehandelten Peninah Jerop Kandie (Kenia) und Carolin Aehling (LG Telis Finanz Regensburg) als Sechste und Siebte doch etwas enttäuschten.

Dank der beiden Deutschen Manuel Stöckert (TSV Ostheim) und Fabian Clarkson (SCB Berlin) wurde das Männerrennen über 10.300 m zu einem hochinteressanten Wettbewerb, der dann erst entschieden war, als der bei zahlreichen Straßenrennen erfolgreiche Kenianer Patrick Ereng Ernst machte. Da allerdings die beiden Deutschen nicht nachließen, war das Rennen bis in die Schlussrunde hinein noch spannend. Dann allerdings setzte sich die läuferische Klasse des Kenianers durch und siegte nach 32:06 Minuten vor dem deutschen Cross-Vizemeister Manuel Stöckert (32:19) und Fabian Clarkson (32:30).

„Ich habe diese Woche noch 190 Trainingskilometer gelaufen und bin deshalb mit meiner Leistung sehr zufrieden!“ gestand der Polizist mit Stolz. „Ich wäre natürlich gerne bei den Europameisterschaften gestartet, doch auf 1400 km Fahrtstrecke zur EM-Quali nach Tiburg hatte ich keine Lust. Wenn der DLV mich will, dann sollte er mich auch mit meiner Leistung von Darmstadt nominieren. Schließlich waren mit Fabian Clarkson, dem Österreicher Christian Steinhammer und Benedikt Karus gute Leute im Rennen!“

Insgesamt waren 800 Läufer am Sonntag in Darmstadt am Start, darunter auch erfreulich viele Nachwuchsläufer, die aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus der Schweiz und Österreich in den Wettbewerben U 18 und jünger für spannende Rennen sorgten. So stellte sich mit Lena Millonig die 15jährige Tochter des früheren Weltklasseläufers Dietmar Millonig aus dem österreichischen Mödling in Darmstadt vor, die bei den U 16-Mädchen Vierte wurde.

Ein weiteres Highlight waren die Cross-Sprints über 600 m
, bei denen die bereits international eingesetzten Daniela Ferenz (LG Neckar-Enz), Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt) und Christine Gess (TSG Balingen) den Ton angaben, während bei den Männern Carl Philipp Heising (LAV Bayer Uerdingen Dormagen) nun bereits zum dritten Mal in Folge Sprintsieger wurde.

 

Ludwig Reiser

author: GRR

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