Regiebereich bei der Sparkassen Gala - Foto: Theo Kiefner
Viele hässliche N.N. im Terminkalender – Es finden sich immer weniger Ausrichter für Meisterschaften – LG Telis Finanz Regensburg
Als erfahrener Organisationschef vieler Veranstaltungen und alljähriger Herausgeber des Laufkalenders, fällt mir bei der Betrachtung der Rahmenterminpläne vor Redaktionsschluss im Herbst auf, dass vor allem für Meisterschaften der kommenden Saison noch keine Ausrichter gefunden wurden.
Das ist Grund genug, um einmal nach den Ursachen dieses Zustandes zu forschen.
Da muss ich zunächst gar nicht weit zurückblättern, um eine der wohl wichtigsten Gründe dafür zu finden. Die LG Telis Finanz hatte Ende Oktober 2024 die Bayerischen Meisterschaften über 10km Straßenlauf ausgerichtet und dabei das Glück, dass auf Grund des jährlich stattfindenden Nikolauslaufes eine bereits kostengünstige Infrastruktur am Oberen Wöhrd in Regensburg vorhanden war. Die dann daran beteiligte Läuferschar von zirka 250 Teilnehmer/Innen war trotz des Höchstsatzes bei den Startgebühren zu wenig, um bei der Finanzierung auch nur den Ansatz „einer schwarzen Null“ zu erreichen.
Die Technik bei der Zeitmessung über die unabdingbare elektronische Datenerfassung per Chip in der Startnummer und die Beschallung für den Moderator fraßen bereits die Einnahmen durch die Startgebühren auf. Damit bewegte sich die Veranstaltung trotz Unterstützung durch den Landesverband mit Medaillen, Urkunden, Datentransfer und vieler ehrenamtlicher Hilfe am unteren Rand meiner Vorstellungen einer vernünftigen und akzeptablen Veranstaltungsabwicklung. I
m Grunde ist so eine Veranstaltung brotlose Liebhaberei, die man sich aber auch leisten können muss. So liegt denn die rote Linie für den Ausrichter bei einer Mindestanzahl der Teilnehmer/innen von mindestens 300 Läufer/Innen.
Jürgen Mallow, ehemaliger DLV Sportdirektor, sagte einmal zu mir: „Es gibt genügend Leichtathletik-Veranstaltungen in Deutschland, aber davon sind viel zu viele mangelhaft und nicht zukunftsweisend.“ Das liegt meiner Meinung nach vor allem am schlechten Aufwand-Kostenfaktor.
Bliebe also die Frage offen: Brauchen wir eigentlich diese gewaltige Anzahl von Meisterschaften von der U14 zur Ü80 für die sehr vielfältigen Regionen in dieser Republik, wenn selbst bei Kernmeisterschaften wie den Bayerischen Meisterschaften der Männer und Frauen in vielen klassischen Disziplinen, wie zum Beispiel dem Weitsprung, in jüngster Zeit nur noch drei Teilnehmer/Innen der zweiten Garde antreten?
Selbst wenn die Teilnehmerzahlen stimmen würden, fehlt es vielen potentiellen Ausrichtern an versiertem Fachpersonal in Form von Kampfrichtern, Web-Designern und sonstigen Spezialisten, die eine Veranstaltung auf besserem Niveau dringend braucht. Derzeit helfen sich die namhaften Veranstalter zumindest in Bayern noch gegenseitig aus, so gut wie es eben geht. Mit steigender, aber notwendiger Technisierung wird der Einsatz von professionellen Strukturen immer notwendiger werden. Die Frage wird nicht sein, brauchen wir die oder jene Meisterschaften noch, sondern viel mehr, können wir uns diese Meisterschaften noch leisten.
Ein Weg, die immer weiter explodierende Kostenspirale aufzufangen, wäre, die Organisationsgebühren für Vereine drastisch zu erhöhen, was wiederum eine Steigerung ihrer jährlichen Mitgliedsbeiträge zur Folge hätte. Eine Kröte, die man in der Leichtathletik schon bald mal schlucken muss, will man als funktionierender Verein halbwegs anständig überleben.
Der kostenlose technische Service über die Dachverbände muss die Verbandsgewinnbeteiligung bei nationalen Titelkämpfen ablösen. Die Zeiten, in denen Meisterschaften eine finanzielle Melkkuh für die Verbände sind, sind längst vorbei. Welcher Ausrichter steckt schon Herzblut und sein ganzes ehrenamtliche Potential in eine Ausrichtung, wenn dann der DLV als Veranstalter mit einer hohen Prozentsumme am Gewinn beteiligt werden muss.
Die Ausrichtung von Meisterschaften muss sich für die örtlichen Ausrichter lohnen. Die Folge davon wäre, dass sich die Bewerbungen für Titelkämpfe wieder erhöhen und so in den meisten Fällen die gewünschten Termine, die der Leistungssport zur besseren Entwicklung seiner selbst so dringend braucht, wieder möglich werden.
Dies setzt allerdings voraus, dass die DLV Wettkampfplanung endlich in die Pötte kommt und im Herbst des Vorjahres den Jahresterminkalender für die kommende Saison mit allen Ausrichterorten und kompletten Ausschreibungen auflegt und nicht erst teilweise sechs Wochen vor dem jeweiligen Veranstaltungsdatum veröffentlicht. So können die untergeordneten Strukturen der Landesverbände und auch alle freien Sportfestveranstalter vernünftig planen und tappen nicht ständig im Dunkeln.
Anstatt von Jahr zu Jahr dieses Niedergang zu bedauern, sollte ein Änderungsprozess jetzt beginnen. Es wird wehtun.
Es wird die Verbände gleichermaßen wie die Vereine treffen, es wird die ganze Sportart als solche tangieren. Es ist aber wohl die einzige Chance, die olympische Kernsportart Nummer eins auf Dauer überleben zu lassen.
Quelle: LG Telis Finanz Regensburg