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15
06
2009

Die Lebensgeschichte von Victor Sailer liest sich wie ein Hollywood-Roman, sie hat jedoch einen tragischen Hintergrund.

Victah Sailer – 50 Jahre – HAPPY BIRTHDAY – „Seine Bilder sind ein Synonym für die Schönheit, die Komplexität und den Reiz unseres Sports“. Horst Mildde gratuliert.

By GRR 0

Victah Sailer wird seinen 50. Geburtstag heute am 26. Juni nicht feiern. Denn da wird er bei den US -Leichtathletikmeisterschaften in Eugene/Oregon als Fotograf tätig sein und mit mehreren Kameras bewaffnet quer über den Platz von Start zu Start hetzen und Bilder schießen.

Seine reizende Frau Lisa Coniglio feierte aber wohl deswegen eine Überraschungparty für ihn schon am 13. Juni. Victah Sailer ist kein Läufer oder Leichtathlet, sondern ein bekannter, wenn  nicht sogar schon berühmter, Fotograf.
Er schießt seine Fotos für die IAAF, für Runners World für die grossen nordamerikanischen, europäischen und japanischen Fachmagazine – und für German Road Races, wie heute wieder auf der website zu erkennen ist. Oft sind Victah und Lisa zusammen tätig, er läuft mit seinen Kameras den Aktiven hinterher, während Lisa am Ziel mit ihren Kameras stationiert ist. In Osaka 2007 oder Peking 2008 sah man ihn dann zusätzlich noch mit Handtüchern bepflastert, die ihm aus den Taschen hingen,  damit er sich ab und zu bei den hohen Temparaturen  trocken reiben kann.

Larry Eder, ein US-Leichtathletik-Journalist einer bekannten US-website schreibt in seiner Laudatio für Victah:" Er liebt den Sport, die Athleten und die Manager. Er schießt seine Bilder bei mehr als 70 Veranstaltungen jährlich und natürlich bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.Seine Agentur heißt PhotoRun.net mit Fotografen in Paris und Tokyo. Seine Bilder sind ein Synonym für die Schönheit, die Komplexität und den Reiz unseres Sports".

Victah war Zehnkämpfer zu seiner Collegezeit. Markku Dattler schreibt in der Wiener "Die Presse"  unter der Überschrift "Ein Leben auf Rücksitz", da er bei Rennen immer im Motorrad vorne weg gefahren wird.

"Ab dem Startschuss spielen Tempo, Wind und Wetter keine Rolle mehr, da ist der Amerikaner in seinem Metier. Auch dass sein Biker fährt „wie die Feuerwehr“, macht dem gebürtigen New Yorker nichts aus – er war selbst ein „fire worker“.

Die Lebensgeschichte von Victor Sailer liest sich wie ein Hollywood-Roman, sie hat jedoch einen tragischen Hintergrund. „Victah“, wie sie ihn im Big Apple tauften, arbeitete als Polizist und 25 Jahre lang als Feuerwehrmann in Whitestone Queens. Schon damals liebte er die Fotografie, schob aber stets seinen Dienst. „Beides war immer eine Herzensangelegenheit für mich“, erzählt der 48-jährige Amerikaner und lächelt etwas gequält. Denn diese Erinnerung wird er vermutlich niemals löschen können: Er hatte am 11. September 2001 Dienst in seiner Wache.

Die Schicht endete um 8:50 Uhr, und er wusste aus den Funksprüchen bereits, dass ein Flugzeug in das World Trade Center gekracht war. Dennoch wurde er abgelöst, vielleicht rettete ihm das, in diesem Augenblick für ihn beinharte Kommando sein Leben. Ein Teil der getöteten Feuerwehrleute kam aus Queens, es waren „Freunde“ und Kollegen von Victor Sailer.

New Yorker sind härter

„Es war der reine Horror“, erzählt Victor Sailer noch heute und fügt im gleichen Atemzug hinzu, dass er seitdem „jeden Augenblick mehr genießen“ könne. Natürlich war er, als er gesehen hatte, dass die Türme eingestürzt waren und welche Dimension dieser Terror-Anschlag erhalten hatte, zur Wache zurückgefahren, um mitzuhelfen. Er sah in den kommenden Stunden danach viel Leid, Zerstörung, Tote – aber Zorn, Enttäuschung oder Hass, das sind alles Begriffe, die der Amerikaner nicht anspricht, dafür war das Erlebte offensichtlich zu prägend. Außerdem müsse es doch weitergehen. Seit 2002 widmet er sich ausschließlich der Fotografie". 

 Seit 1995 fotografiert Victah Sailer in Berlin beim Berlin-Marathon, beim Berliner Halbmarathon, bei "Berlin läuft … 25 km" und beim ISTAF. Es soll angemerkt werden, daß er nicht nur fotografiert, sondern auch zum Berater der Veranstalter wird, wenn er in seiner Mänöverkritik alles zusammenfasst, was ihm aufgefallen ist, damit der Lauf im nächsten Jahr verbessert werden kann.

2001 kam er nach der Anschlägen in New York City auch wieder  nach Berlin, neben seinen Fotoapparaten, zusätzlich mit seine Feuerwehrhelm ausgerüstet und wurde hier auch bei den Berliner Feuerwehrkollegen als "Betroffener herumgereicht", wobei er Geld für die Hinterbliebenen der Opfer sammelte – und natürlich damit viel Erfolg hatte.

Victah Sailer, ein Enthusiast der Lauf- und Leichtathletikfotografie, wird bestimmt heute von den Stars der US-Leichtathletik Szene eine zusätzliche Geburtstagstorte erhalten. Bald wird er in Berlin wieder präsent sein,  sei es bei der Leichtathletik Weltmeisterschaft im August in Berlin im Olympiastadion, beim Berlin-Marathon oder beim 25 km Lauf von Berlin, dann wird der Mann auf dem Motorrad die Bilder für die Sport-Geschichtsbücher schießen.

Happy Birthday Victah!

 

Horst Milde

author: GRR

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