public viewing beim 39. Berlin-Marathon – Zieleinlauf Vico Merklein (li) Rafal Wilk (re) ©Ilse van Droogenbroeck
Vico Merklein schafft das Triple beim 39. Berlin-Marathon – Bei den Frauen sprintet Karen Darke auf Platz eins
Drei Wochen nach den Paralympics stehen 3xGold, 3xSilber und 5xBronze Medaillen in den Reihen der 151 HandbikerInnen an der Startlinie des 39. Berlin-Marathon. Der weltweit größte Städtemarathon für HandbikerInnen war auch in dieser Hinsicht einzigartig.
8:35 Uhr – Startlinie Straße des 17. Juni, die Rennrollis haben sich auf den Weg gemacht.
Jetzt werden die HandbikerInnnen an die Startlinie vorgezogen.
Auf der linken Seite das hochkarätige Feld um Vorjahressieger und Silber Paralympic Medaillengewinner Vico Merklein (MH3) sowie Gold + Silber Medaillengewinner Walter Ablinger (MH2).
Auf der rechten Seite um den 2fachen Paralympic Goldmedaillengewinner Rafal Wilk (MH3) sowie den vom Hauptsponsor unterstützten Torsten Purschke (MH3). In diesem Block steht auch das starke Frauenfeld mit paralympischem Silber und Bronze dekorierten Handbikerinnen um Karen Darke (WH2), Svetlana Moshkovitch (WH3) und Ursula Schwaller (WH2).
Vor ihnen liegt die lange Startgerade. Der Blick auf die von der Sonne golden angestrahlte Siegessäule. Links und rechts stehen dicht gedrängt die begeisterten Zuschauer – eine scheinbar nicht enden wollende Schlange.
Endlich, um 8:43 Uhr werden die Athleten mit viel Jubel auf die Strecke geschickt.
Da sich zwischen den links und rechts gestarteten Blöcke ein Mittelstreifen befindet, erfolgt die Zusammen-führung bei der Siegessäule. Bis dahin hatte der linke Block mit Vico Merklein an der Spitze einen beachtlichen Vorsprung herausgefahren. Da sich niemand an der Führungsarbeit beteiligte, konnte der rechte Block aufholen und es bildete sich eine größere Gruppe.
Bei Kilometer 5 waren dann noch 13 Handbiker dabei. Diese Führungsgruppe dezimierte sich aber nach diversen Attacken und Beschleunigungen hinter den Kurven, bis schließlich Torsten Purschke, Elmar Sternath, Walter Ablinger, Rafal Wilk und Vico Merklein übrigblieben. Purschke musste dann nach einer Tempoverschärfung am `Wilden Eber` abreißen lassen.
Diese Spitzengruppe hielt bis Kilometer 38.
Da passierte, was eigentlich nicht passieren darf. Elmar Sternath sprang der Fuß aus der Fußraste. Walter Ablinger sah das Dilemma, Sportsmann wie er ist, versuchte er den Fuß seines Kontrahenten während der Fahrt wieder reinzulegen. Was dann passierte erläuterte Vico Merklein später bei der Pressekonferenz so: „Hinter mir gab es einen fürchterlichen Schlag, und das kreischen von Metall auf Asphalt“. Der gut gemeinte Versuch von Walter Ablinger endete mit einem Crash.
Inzwischen hatte Purschke die beiden verunfallten wieder überholt und Sternath machte sich an die Verfolgung, während Ablinger, zwar unverletzt, aber mit kaputtem Bike aufgeben musste.
Die Spitzengruppe bestand nur noch aus Merklein und Wilk. Hinter dem Brandenburger Tor zog Vico Merklein zu einem fulminanten Sprint an, dem Rafal Wilk nicht folgen konnte. Weit vor dem Ziel konnte Vico Merklein vom Team SOPUR die siegreichen Arme hochreißen – das Triple war gelungen!
Der gebürtige Berliner Merklein sagte danach: „Es war schon schwer, sich nach den Paralymics noch einmal zu motivieren, aber ich habe es auch für meine Heimatstadt Berlin getan. Jetzt fahre ich zu meiner Oma nach Babelsberg. Die bekommt den Siegerstrauß, denn den kann man nicht kaufen“.
Dritter wurde Torsten Purschke vor Elmar Sternath.
Bei den Frauen konnten sich Vorjahressiegerin Ursula Schwaller (WH2) und die Engländerin Karen Darke (WH2) schnell vom Feld lösen und fuhren ihr eigenes Rennen. Den Zielsprint gewann dann hauchdünn Karen Darke. Gesamtdritte wurde die in einer anderen Kategorie fahrende Jannette Jansen (Kniebike). Dritte der Liegebikerinnen wurde Theres Huser (WH3) vor Svetlana Moshkovitch (WH3).
Die Division MH2 konnte Edward Maalouf vor Josef Michelberger und Ludovic Narce für sich entscheiden.
In der Tetra Klasse (H1) konnte der Franzose Patrick Pascal den Zielsprint vor Wolfgang Schattauer gewinnen. Dritter wurde Torben Bröer.
Es war wieder eine herausragend gut organisierte Veranstaltung, die von glitzerndem Sonnenschein begleitet wurde und nur zufriedene Stimmen hervorrief.
Jörn Kreinberg