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31
12
2006

Als Weitspringerin und Hürdenläuferin gewann Ursel unter den Fittichen von renommierten Trainern wie Alfred Rapp Jugend-Landestitel im Ländle

Ursula Kaiser ist tot – Ursel, Du wirst uns fehlen, wenn wir in der Hektik der Tagesaktualität auf der Pressetribüne, in der Mixzone der großen Stadien und am Rande der Wettkampfstätten um erste Statements rangeln …

By GRR 0

Für viele war Ursula Kaiser eine der herausragenden Journalisten der Leichtathletikszene.
War? Unbegreiflich, aber leider zutreffend, denn am Donnerstag (27. Dezember) verstarb völlig unerwartet die renommierte Journalistin im Alter von 44 Jahren an Herzversagen in Mannheim.

Wilfried Raatz, ein nicht minder profunder Kenner der Leichtathletik-Szene, kannte Ursela Kaiser seit vielen Jahren journalistischer Arbeit auf nationalem und internationalem Terrain und schreibt, tief betroffen, einige Zeilen zum Tod der Kollegin.

Meine erste Begegnung mit Ursel liegt schon zwei Dekaden zurück.

Auf der Pressetribüne des Stuttgarter Neckarstadions, so hieß jedenfalls zu dieser Zeit noch das multifunktionelle Stadion in Bad Cannstatt, versorgte eine junge Athletin der LG Kappelberg mit einer stets freundlichen Art neben einigen anderen Mitarbeitern die akkreditierten Journalisten bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften mit Ergebnissen.

Als Weitspringerin und Hürdenläuferin gewann Ursel unter den Fittichen von renommierten Trainern wie Alfred Rapp Jugend-Landestitel im Ländle und durfte auf diese Weise Meisterschaften aus einer anderen Blickweise miterleben.

Eine möglicherweise erfolgreiche Karriere verhinderte früh eine Verletzung und förderte die journalistische Karriere. Norbert Brenner, seinerzeit Geschäftsführer des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes und aktuell als Schatzmeister des DLV in der Schaltzentrale in Darmstadt in einer Schlüsselposition des Fachverbandes tätig, förderte das Talent mit einem ersten, eigenständigen Projekt, der WLV-Verbandszeitung.

Über dieses Sprungbrett machte sich Ursel, inzwischen mit einer journalistischen Ausbildung in der Tasche, rasch einen Namen bei den Stuttgarter Nachrichten, der Stuttgarter Zeitung und dem dpa-Landesbüro in Stuttgart, aber auch beim Fachblatt „Leichtathletik“,
das seinerzeit noch den Untertitel „Amtliches Organ des Deutschen Leichtathletik-Verbandes“ trug. Später auch für das Internet-Portal „leichtathletik.de“ und zahlreiche Publikationen im In- und Ausland.

Letztlich auch Ausdruck der Wertschätzung der Fachkompetenz und der Arbeitsweise von Ursula Kaiser.

Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften waren neben den unzähligen nationalen Ereignissen das Terrain, das Ursula Kaiser mit Akribie und Sorgfalt beackerte. Es war weniger die 1:0-Berichterstattung, die das Schaffen der Stuttgarterin ausmachte, es waren vielmehr die „Personengeschichten“, die sie schätzte und weniger die Jagd nach Minuten, Sekunden, Zehntelsekunden, Metern oder Zentimetern. Portraits von Siegern und Platzierten, aber auch von Verlierern, das war ihre ureigene Sache.

Über die Leichtathletik hinaus setzte Ursula Kaiser aber in anderen Sportarten ihre ganz persönlichen Akzente.

Ursel, Du wirst uns fehlen, wenn wir in der Hektik der Tagesaktualität auf der Pressetribüne, in der Mixzone der großen Stadien und am Rande der Wettkampfstätten um erste Statements rangeln, wenn wir auf der Suche sind nach Personengeschichten, die letztlich den Sport ausmachen.

Wilfried Raatz

author: GRR

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