Der Fall Taschler ©Klaus Blume - laptopwerk
UNVERBLÜMT: Von der Doping-Front – Biathlon: Der Fall Taschler – Von Klaus Blume
German Road Races (GRR) e.V. behandelte das Thema "Doping" auf einer Podiumsdiskussion bei der GRR-Jahresmitgliederversammlung am Sonnabend, dem 26. November 2016 in Paderborn. Wenn auch Klaus Blume hier über die Internationale Biathlon-Union (IBU) schreibt, trägt es zur weiteren Erhellung bei, wie wenig manche Verbände daran interessiert sind, das Thema ernsthaft aufzuklären.
Horst Milde
Die Internationale Biathlon-Union (IBU) hat es erst mit Kleinreden versucht, um nun, eine Woche vorm ersten Weltcup-Rennen, beharrlich zu schweigen.
Als das Italienische Olympische Komitee (CONI) dem Südtiroler Gottlieb Taschler im Juni nachgewiesen hatte, er habe jahrelang verbotene Dopingmittel erworben und verteilt, reagierte die IBU am Fuß ihres Organigramms lediglich mit dem Hinweis, die Position „Vize-Präsident Sport" sei derzeit nicht besetzt.
In der auf EPO-Beipackzetteln üblichen winzigen Schrift. „Mister Biathlon", wie sich der 55-Jährige aus dem Antholzer Tal gern titulieren lässt, legte zwar zweimal Berufung ein, doch nun darf der mächtigste Mann im Biathlon-Sport bis zum 12. Juni 2018 kein Amt mehr ausüben.
Aber warum schweigt die IBU zu alledem?
Vielleicht, weil die Causa Taschler noch immer als Strafsache beim Landesgericht Bozen schwelt. Dessen oberster Strafrichter Dr. Carlo Busato prüft nämlich weiterhin dreißig (!) Telefonaufzeichnungen, die Taschler und dessen Sohn Daniel, ein aufstrebender Biathlet, seit 2010 mit dem auf Lebenszeit vom Profisport ausgesperrten Arzt Michele Ferrari geführt haben.
Es ging, wie die Staatsanwaltschaft Padua ermittelt hat, dabei um die Beschaffung von EPO-Mimetika und Anabolika. Busato sagt, weil diese telefonischen Doping-Aufträge ohne Erlaubnis der Gerichte teilweise in der Gazetta dello Sport veröffentlicht worden seien, sei es nun besonders kompliziert, gegen die Taschlers vorzugehen.
Wobei gegen Daniel Taschler wegen Dopings, gegen dessen Vater, 1988 Olympia-Dritter im Biathlon, wegen Beihilfe ermittelt wird.
Während Taschler dabei fortwährend beteuert, es sei um das Schilddrüsen-Problem seines Sohnes und nie um Doping gegangen, hat Schwiegersohn Johannes Dürr längst gestanden. Der beim Zoll in Innsbruck tätige österreichische Skilangläufer war bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi positiv auf EPO getestet worden, verbüsste danach eine zweijährige Dopingssperre und will jetzt den Österreichischen Ski-Verband (ÖSV) auf Rückgabe seiner Rennläufer-Lizenz verklagen.
Falls dieser sich nicht auf einen Deal einlässt: Aufzeichnungen über seinen Hintermann, also über Gottlieb Taschler, gegen eine ÖSV-Lizenz.
Das alles scheint der Hauptperson in dieser juristischen Schlammschlacht nichts auszumachen
Als das Olympische Komitee Italiens Taschler längst als Funktionär gesperrt hatte, holte der Mannschafts-Weltmeister von 1991 beim IBU-Kongress in der Republik Moldova die Weltmeisterschaften 2020 erneut ins Antholzer Tal. Nicht als Mann im Hintergrund, sondern als dessen Organisationschef.
Ein Jubel-Foto, das ihn daheim im Kreis seiner Getreuen zeigt, wurde am 18. November weltweit verschickt. So, als wolle er beweisen, dass ihn weder Verbände, noch Gerichte etwas anhaben können.
Klaus Blume – freier Journalist – Hamburg
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