Wende-Treff zu den Sonnenwendezeiten an der Babisnauer Pappel - Foto: Frank Kirst
Und der Laufladen spendet Sekt – In Dresden hat wieder ein hoffnungsvolles Laufjahr begonnen. An den vielen guten Ideen haben viele ihren Anteil. Klaus Weidt berichtet
Der Dresdener Laufladen ist schon lange in der Laufszene eine gute Adresse. Seine Geschichte hört sich heute fast wie eine Legende an: Am 3. Dezember 1990 gründeten Vater Bernd und Sohn Lutz Melzer das allererste Laufgeschäft im Osten Deutschlands.
Mit ganzen 20 Quadratmetern Fläche. Noch vor Doppel-Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski, der kurz darauf in Halle nachzog. Von Anfang an wollten die Melzers nicht nur verkaufen, sondern auch laufen lassen. Sie entwickelten ein beachtliches Rundumprogramm, das heute noch seine Spuren an der Elbe hinterlässt.
Dr. Bernd Melzer ist es zu verdanken, dass ein Laufurgestein ausgegraben wurde. In der Landesbibliothek stieß er auf eine alte Zeitung, die vom 6. April 1913 berichtete, dass ein Dresdner Querfeldeinlauf um den Ehrenpreis des Sächsischen Königs stattgefunden hatte. Damals noch als Vierer-Mannschaftsrennen über 3,8 km zum Wachgebäude des 2. Grenadierregiments. Warum, fragte sich Melzer, sollte das nicht auch heute interessant sein? Die Antwort gelang ihm 1988 mit Unterstützung des VfL Dresden-Bühlau.
Seine Idee, Dreier-Teams über eine erweiterte 6,3-km-Strecke rennen zu lassen, und das nicht nur für die Sachsen, ging prompt auf. Noch heute erinnert man sich gern an die Veteranen-Mannschaft der Herren Lessig (Jahrgang 1912), Regel (1913) und Polleschner (1914), die 1998 zum ersten Mal ins Guinness-Buch der Rekorde kam.
Im Ziel – auch Frauen-Teams sind beim Dreier-Cross dabei. – Foto: Frank Kirst
Nachdem zweimal Corona einen Strich durch die Dresdener Cross-Rechnung machte, findet dieser Traditionslauf endlich wieder in diesem Laufjahr statt.
Am 6. April um 18 Uhr im Prießnitzgrund. 150 „Dreier“ haben sich angemeldet.
Lutz Melzer schwärmt von den „Wendeläufen“. Nicht nur zu Silvester, sondern auch zur Sommersonnenwende wird zur 200 Jahre alten Babisnauer Pappel auf einer 330 m-Anhöhe gelaufen oder gewandert. Dort trifft man sich um 20 Uhr 30 im Sommer und um 11 Uhr im Winter. Der Laufladen spendet Sekt zur Sommerzeit – und Glühwein im Dezember. „Wir hatten sogar schon 500 Teilnehmer“, erinnert sich stolz der Mitorganisator.
Dresden ist seit Jahrzehnten für seine Laufideen und Lauffreudigkeit bekannt. Denn Elbflorenz hat viele Top-Rennen. Hier seien nur einige genannt. Der Dresden-Marathon am 30. Oktober ist nicht das einzige Aushängeschild. Am 25. Mai lädt der 5 Kilometer kurze Rewe Team Challenge Lauf ein, am 19. Juni startet der beliebte City-Lauf über 5 und 10 Kilometer, am 20. August der Dresdner Nachtlauf (6,3 und 11,8 km), am 10. September der Frauenlauf (5 und 10 km),
Großen Anteil an der sich gut entwickelnden Laufszene haben viele Vereine und Institutionen.
So auch die „Laufszene Sachsen“, die sich als Event-GmbH gegründet hat. „Laufen ist schlichtweg unsere Leidenschaft“, bekräftigt dieses Team, das sich zugleich auch mit Trainingstipps, Laufrouten und Laufreisen vorstellt. So bietet es einen Adventure-Walk- und Firmenwandertag am 18. Mai an. Zugleich haben die Veranstalter ihre Laufszene auch auf andere Gebiete in Sachsen und Thüringen erweitert.
Vielleicht war es Corona zu „verdanken“, dass man da auf ausgefallene Ideen kam. Virtuell nämlich bietet die „Laufszene“ ganz interessante Sachen an. So über das ganze Jahr 2022 hinweg einen Marathon nach Athen, einen Inka-Trail über 42,2 km und sogar eine 56-km-Strecke an der italienischen Almalfi-Küste entlang. Capri lässt von der Ferne grüßen.
Begrüßen muss man auf jeden Fall die vielen und vielfältigen Dresdner Einfälle. Und nicht zu vergessen sollen da die Weinläufe sein, die, wie Laufladen-Chef Lutz Melzer berichtet, „rund um Dresden wie Pilze aus dem Boden“ schießen.
Klaus Weidt