Lamine Diack konnte nicht verstehen, warum das Olympiastadion etwa am Tag des 100-Meter-Laufes der Männer am 16. August noch nicht ausverkauft ist.
Umfrage – Jeder vierte Berliner freut sich auf Leichtathletik-WM – Sebastian Arlt und Joachim Fahrun in der Berliner Morgenpost
Fünf Wochen vor dem Start der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin steigt in der Hauptstadt die Lust auf das größte Sportereignis des Jahres. 27 Prozent der Berliner sind laut einer Infratest-dimap-Umfrage sehr stark oder stark an der WM interessiert. Ab jetzt wird richtig für das Event getrommelt.
Jeder vierte Berliner freut sich auf die Leichtathletik-WM in Berlin, das Sportereignis des Jahres. So erklärten 27 Prozent der Befragten, sie seien stark oder sehr stark an der WM interessiert. Das hat der Berlin-Trend vom Infratest dimap im Auftrag der Morgenpost und der RBB-Abendschau ergeben. Weniger oder gar nicht interessiert zeigten sich 73 Prozent der 1000 Teilnehmer, die Infratest zwischen dem 2. und 6. Juli telefonisch befragt hatte.
Rechnet man jedoch die 27 Prozent in absolute Zahlen hoch, kommt ein ansehnlicher Wert heraus: Demnach interessieren sich mehr als 900.000 Menschen allein in Berlin für das, was die Athleten vom 15. bis 23. August im Olympiastadion zeigen werden.
Die Älteren sind der klassischen Sportart Leichtathletik deutlich stärker verbunden als die Jüngeren. Die Altersgruppe 60 plus interessiert sich zu 37 Prozent für Laufen, Springen und Werfen. Unter den 18- bis 24-Jährigen tun dies nur 19 Prozent. Im Osten der Stadt sind 30 Prozent interessiert, im Westen nur 25 Prozent.
Michael Mronz, im Organisationskomitee für Marketing und Sponsoring zuständig, äußerte sich erfreut über das Interesse: „Jetzt ist es eben unsere Aufgabe, die weniger bis noch gar nicht Interessierten auch zu begeistern.“
Hälfte der Tickets bislang verkauft
Bei den verkauften Tickets für das drittgrößte Sport-Event nach Olympischen Spielen und Fußball-WM nähert man sich langsam der Marke von 250.000. Als Ziel wurden sehr ambitioniert 500.000 angegeben. Jetzt wollen die Organisatoren mit der Werbung richtig durchstarten. „Es beginnt die heiße Phase“, kündigt der 42-jährige Sportmanager an.
Tagestickets kosten zwischen 30 Euro und 135 Euro für Plätze in Höhe der Ziellinie. Dauertickets für die ganze WM kosten ab 350 Euro. Karten gibt es an den Vorverkaufstellen und im Internet unter www.berlin2009.org.
Mronz wehrt sich gegen Kritik, er gehe zu spät in die Offensive: „Wir haben kein Kommunikationsbudget von 44 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist der Etat der gesamten Veranstaltung.“ Man könne nicht drei Monate lang für Aufmerksamkeit sorgen. Für Werbung dürften etwa 2,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Werbe-Offensive für die WM startet
Mronz verweist darauf, dass Berliner sich „eher kurzfristig“ für den Besuch eines Events entscheiden. Daher sollen die Titelkämpfe erst jetzt durch Flaggen und Werbebanner an zentralen Plätzen und Straßen richtig ins Bewusstsein der Berliner gebracht werden.
BVG-Busse mit WM-Motiven werden ebenso zu sehen sein wie Müllwagen der Stadtreinigung mit entsprechenden Slogans. Unter einem Sportler mit Besen steht zum Beispiel: „So fegen Sieger aus.“ Ein Sprinter, der eine Mülltonne schiebt, sagt: „Wir holen zwar kein Gold, aber täglich.“
In Berlin und Brandenburg werden mehr als 500 Werbeflächen auf die WM aufmerksam machen. Die Lufthansa wird auf Flughäfen und in den Flugzeugen werben. Die Titelseite von „Einkauf aktuell“ wird die WM thematisieren – von der Deutschen Post an 17 Millionen Haushalte geliefert. Fernsehauftritte von deutschen Leichtathleten stehen an, Fernseh-Spots, Anzeigen in Printmedien.
Das scheint nötig zu sein: Wer an in den vergangenen Tagen an einer Theaterkasse in der Steglitzer Schlossstraße WM-Tickets erwerben wollte, stieß auf Unkenntnis: „Ist das in der O2-World oder in der Max-Schmeling-Halle?“
Vor einigen Tagen trafen sich die WM-Verantwortlichen in Berlin mit Lamine Diack (Senegal), dem Präsidenten des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), und Mitgliedern der IAAF-Marketingkommission. Die IAAF-Herren seien nicht so richtig zufrieden gewesen mit Kartenverkauf und Werbung, berichtete der Sportinformationsdienst unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle aus IAAF-Kreisen.
Von einer Krisensitzung könne keine Rede sein, sagt Mronz. Lediglich einen Kritikpunkt habe es gegeben: „Wir müssen noch stärker herausstellen, an welchem Tag welches Highlight stattfindet.“
Lamine Diack konnte nicht verstehen, warum das Olympiastadion etwa am Tag des 100-Meter-Laufes der Männer am 16. August noch nicht ausverkauft ist.
Jetzt soll in Berlin und auch im Sendegebiet von NDR, WDR und MDR mit Radiospots für die Wettkampfes geworben werden.
Berliner Morgenpost, Sebastian Arlt und Joachim Fahrun, Freitag, dem 10. Juli 2009