SONY DSC
ULTRAMARATHON – Nur mehr als Marathon? – Dr. Ronald Musil berichtet
Der Versuch, den Begriff Ultramarathon und seine Vielfalt zu erklären, beginnt mit einem Blick in das lateinische Wörterbuch. Ultra steht dort für jenseits oder darüber hinaus. Dementsprechend werden alle Läufe jenseits der historischen Marke von 42,196 Kilometern als Ultramarathon bezeichnet.
Dabei sind die zu laufenden Distanzen höchst unterschiedlich und lassen sich in den seltensten Fällen miteinander vergleichen. Der direkte Vergleich ist zudem nur dann möglich, wenn die Distanzen identisch sind, die gleichen oder zumindest definierte Rahmenbedingungen vorgegeben sind sowie Bestenlisten geführt werden. Dazu soll später nochmals ausführlich Stellung genommen werden.
Versucht man die Ultramarathon-Veranstaltungen zu gliedern, kann man nach folgendem Schema vorgehen:
1. Distanzläufe über die klassischen 50 Km, 100 Km oder 100 Meilen;
2. Läufe über Distanzen, die sich von den gerade erwähnten Strecken unterscheiden, wie etwa beim Comrades Marathon in Südafrika (89 Km) oder dem legendären Spartathlon (246 Km);
3. Stundenläufe über 6, 12, 24, 48 Stunden etc.
4. Etappenläufe von drei (MauerwegTour in Berlin bspw.) bis 70 Etappen (Los Angeles – New York Footrace);
Die klassischen Distanzen und die Stundenläufe sind dabei genau diejenigen, die die beste Möglichkeit bieten, Leistungen miteinander zu vergleichen. Die International Association of Athletics Federations (IAAF) als Dachverband aller nationaler Sportverbände für Leichtathletik mit Sitz in Monaco führt eine entsprechende Bestenliste allerdings nur über 100 Km.
Die Bestzeit hält dabei seit dem 21.06.1998 der Japaner Takahiro Sunada mit einer unglaublichen Leistung von 6 Stunden, 13 Minuten und 33 Sekunden. Darüber hinaus führt die International Association of Ultrarunners (IAU) Ranking-Listen über die verschiedensten Distanzen, allerdings bezogen auf Veranstaltungen mit einem IAU-Label und entsprechenden Kriterien.
In Deutschland führt die Deutsche Ultramarathon-Vereinigung (DUV) – mit derzeit ca. 1.600 Mitgliedern die weltweit größte Organisation von Ultramarathonläufern – sowohl internationale als auch nationale Bestenlisten. Diese werden geführt über 50 Km und 100 Km, zudem 6-Stunden-, 12-Stunden-, 24-Stunden-, 48-Stunden-Läufe sowie 6-Tage-Läufe.
Als herausragende Leistungen sollten erwähnt werden jene von Kazimierz Bak über 100 Km in 06 Stunden 24 Minuten oder Ricarda Botzon, die innerhalb von 6 Stunden eine Distanz von 82,838 Km absolvierte.
Die weitaus meisten Ultramarathon-Veranstaltungen, auch die über die klassischen Distanzen, sind allerdings nicht Bestenlisten-tauglich. Und dies hat verschiedene Gründe: häufig werden diese Veranstaltungen nicht auf komplett abgesperrten Straßen durchgeführt, sondern oftmals auf Trails und Querfeldein (Trampelpfaden).
Vielfach finden Ultraläufe auf Strecken statt, die eine Kombination von Asphalt, festen Wegen und Pfaden im Gelände aufweisen.
Die IAU versucht mit der Vergabe eines entsprechenden Labels für Ultramarathon-Veranstaltungen einen Qualitätsstandard einzuführen. Durch den jeweiligen Veranstalter über den DLV beantragt, muss der Lauf u.a. vom zuständigen nationalen Verband genehmigt sein (in Deutschland als genehmigter Volkslauf) und der Kurs nach den IAAF-Regularien offiziell vermessen sein. Dabei wird unterschieden zwischen Bronze-, Silber- und Gold-Label.
In Deutschland richtet der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) die Deutschen Meisterschaften im 100-Km-Straßenlauf aus. Die Welt- und Europameisterschaft in dieser Disziplin wird im Rahmen einer Veranstaltung von der IAU ausgerichtet, so im kommenden Jahr wieder am 22.04.2012 in Seregno/Brianza (Italien).
Von der IAU wird ebenfalls die Welt- und Europameisterschaften im 24-Stunden-Lauf am 08./09.09.2012 in Katowice (Polen) ausgerichtet.
Dr. Ronald Musil
Die Herausforderung!
100 Meilen von Berlin.
Der Mauerweglauf
www.100meilen.de