Einen einmaligen Ultramarathon organisierte der USV Jena e. V. 1997. 100 Läuferinnen und Läufer, hier am Start in Blankenstein, liefen gemeinsam 100 Kilometer bis Schmiedefeld über den Rennsteig. Dieser Guinness-Rekord wurde bis heute nicht gebrochen. ©Hans-Georg Kremer
Ultra-Laufveranstaltungen in Thüringen – Dr. Hans-Georg Kremer berichtet
Der Jahreswechsel ist für viele Menschen der Zeitpunkt, wo über das Erreichte im alten Jahr resümiert wird und neue Vorhaben für das kommende Jahr geplant werden. Dazu gehören oft auch sportliche Zielstellungen. Bei den wenig sportlich Aktiven ist es zum Beispiel die Verbesserung der eigenen Fitness oder die Reduzierung des Gewichts.
Häufig hört man da Sätze wie: „Ich will im neuen Jahr regelmäßig laufen oder walken.“ Die Teilnahme an einem Wettkampf in überschaubarer Reichweite, wie z. B. am Rennsteiglauf-Halbmarathon (ca. 21 Kilometer) im Frühjahr oder am Berlin-Marathon (42,180 Kilometer) im Herbst sind dann Zielstellungen, die als Motivation hilfreich sein können.
Für passionierte Läufer steht da auch schon mal die Teilnahme an einem Lauf mit Streckenlängen von mehr als Marathon auf der Agenda. Im Freistaat Thüringen ist da die Auswahl bescheiden. Es gibt nur die lange Strecke des GutsMuths-Rennsteiglaufs, mit ca. 73 Kilometern. Man hat allerdings den Vorteil als Thüringer, dass man bei diesem „Supermarathon“ gleich an dem zahlenmäßig größten Lauf in Deutschland teilnehmen würde.
National bezeichnen sich die Läufer mit Streckenlängen von mehr als Marathon als „Ultra-Marathonläufer“. Sie sind in einem eigenen Verband organisiert, der Deutschen Ultramarathon Vereinigung (DUV).
Wieviel Thüringer dem Verband angehören, ist nicht bekannt. Es sind aber wohl weniger als 100. Bundesweit sind mehr als 2000 Männer und Frauen in dem Verband organisiert, wobei nicht jeder „Ultraläufer“ dem Verband angehört, was man schon an der niedrigen Zahl an Thüringern sehen kann, wenn man bedenkt, dass deren Anzahl auf der langen Strecke des Rennsteiglaufs mehr als 500 ausmacht.
Das Statistikteam der DUV präsentiert im Internet eine umfangreiche Ergebnisdatenbank, in der momentan 1.705.745 Einzelwettkampfergebnisse von 47.3170 Läufern bei 18.569 Ultramarathon-Veranstaltungen enthalten sind. 2013 wurden 158 Läufe in Deutschland gezählt mit 5120 Männern und 1577 Frauen.
Aus Thüringen sind neben dem Rennsteiglauf weitere drei Ultraläufe in der Datenbank des DUV verzeichnet, die aber alle die Wendejahre 1989/90 nicht überlebt haben. In der historischen Reihenfolge steht da an erster Stelle, nach dem Rennsteiglauf, der Jenaer Kernberglauf, der 1977 mit einer langen Strecke von 50 Kilometer und einer kurzen von 25 Kilometer begann. Als herbstliches Gegenstück des Rennsteiglaufs bestand sogar die Absicht, diesen schönen Lauf in den Kalkbergen von Jenas Umgebung, bis auf 100 Kilometer zu verlängern.
Organisatorische Schwierigkeiten und der Widerstand der DDR-Sportführungen führten dazu, dass dieses Projekt aufgegeben wurde. Bis 1990 gab es dann eine lange Strecke von 40 Kilometer, bevor wegen der stark rückläufigen Teilnehmerzahlen die 15 und die 27 Kilometer-Strecken zum Standard wurden.
Eine ähnliche Motivation wie die Kernberglauforganisatoren, einen Lauf im Herbst nach Rennsteiglaufmodell zu organisieren, hatte Dr. Helmut Rückbeil 1978 in Jena mit der Gründung des Saaletallaufs, der allerdings Ende April immer als ein letzter Test vor dem Rennsteiglauf angesehen wurde. Der Start der 50-Kilometer langen Strecke war in Saalfeld, und das Ziel war in Neulobeda. Dieser Lauf wurde 1990 letztmalig durchgeführt. Eine kurze Strecke begann in Pößneck.
Ähnlich erging es dem Städtelauf Jena-Gera, der 1979 erstmals stattfand, ebenfalls über 50 Kilometer. Organisatoren um den Rennsteiglaufgründer Dr. Hans-Georg Kremer von der Wismut Gera sowie Helfer von der WSG Neulobeda und Motor Hermsdorf hielten die aufwändige Organisation bis 1989 durch. 1990 gab es dann noch einmal die „kurze“ Strecke von Hermsdorf, bevor der Lauf eingestellt wurde.
Mit Ausnahme der Ergebnisse des 1. Städtelaufs 1979 findet man alle Listen dieser Läufe inzwischen im Internet. Dazu kommt als einziger neuer aber wohl nur einmalig organisierter Lauf der „Rennsteig-nonstop“ über 168,3 Kilometer, der in diesem Jahr von Günter Rothe von Lauffeuer Fröttstädt e.V. organisiert wurde.
Nicht aufgenommen wurde zum Beispiel der Testlauf „Rund um die Hohenwarte-Talsperre“ über 50 Kilometer, die drei Gesamtdeutschen Rennsteigläufe (1990, 2000, 2010) und die fünf Rennsteigrekordläufe zwischen 1997 und 2002, da es sich hier um Gruppenläufe ohne Wettkampfcharakter handelte.
Die Statistiker des DUV nehmen gerne die Ergebnisse weiterer Läufe in die Datenbank auf. Gesucht wird bei den schon eingetragenen die Ergebnisliste des 1. Städtelaufs Jena – Gera 1979. Für die kurzzeitig ausgeschriebene Strecke von Greiz nach Gera im Rahmen des Städtelaufs fehlen ebenfalls noch Ergebnisse.
Dr. Hans-Georg Kremer in Thüringische Landeszeitung vom 27. Dezember 2013 Nr. 369