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Julia Ehrle überzeugt auch in Weinstadt beim Finale des Deutschen Cross-Cup 2024 - Foto: Wilfried Raatz/ wus-media UG

Überzeugende Siege für Jens Mergenthaler und Julia Ehrle – Finale im Deutschen Cross-Cup in Weinstadt – Über die Nagelprobe für das Gelände und die Infrastruktur des DM-Ausrichters 2026 berichtet Wilfried Raatz

By GRR 0

Weinstadts gerade erst wiedergewählter Oberbürgermeister Michael Scharmann freute sich zusammen mit Organisationsleiter Jürgen Illg über die starke Resonanz beim 9. Volksbank Weinstadt Cross, zugleich auch Finale im fünfteiligen Deutschen Cross-Cup und integrierten Deutschen Hochschulmeisterschaften sowie verschiedene Wertungen im Schülerbereich, die gewiss Lust auf mehr machen dürften.

Schließlich hat man in der 27.000 Einwohner großen Stadt im Rems-Murr-Kreis, die nach der Gebietsreform 1975 aus den Stadtteilen Beutelsbach, Endersbach, Großheppach, Schnait und Strümpfelbach entstanden ist, Großes vor.

Auch wenn die Deutschen Cross-Meisterschaften 2026 noch in weiter Ferne liegen, für die sich die SG Weinstadt beworben hat, das „mehr“ bezieht sich zunächst einmal auf das anstehende Jahr 2025, in dem auf dem weiten Gelände hinter dem Bildungszentrum Weinstadt und dem Leichtathletikstadion Benzach zur Eröffnung des im Bau befindlichen Hallenbades der erste WeinstadtTriathlon gestartet werden soll. So wird die Anlage im Stadion mit einer neuen Stabhochsprunganlage versehen, sodass man einer Bewerbung von Deutschen Jugendmeisterschaften in Weinstadt hoffnungsfroh entgegenblicken kann.

Doch blicken wir auf den Volksbank WeinstadtCross, der bereits nach kurzer Anlaufzeit zusammen mit München, Pforzheim, Darmstadt und den jeweiligen deutschen Meisterschaften wie 2024 in Riesenbeck einer der Wertungsläufe im Deutschen Cross-Cup geworden ist.

Anerkennung für die laufstarke SG Weinstadt, die mit dem Cross rasch zu einer anerkannten Adresse in der bundesdeutschen Leichtathletik-Landschaft geworden ist. Allerdings mit einem Termin, der vielen Läufern nicht ins Konzept zu passen scheint. So hatte man heuer mit der Integrierung der Deutschen Hochschulmeisterschaften gewiss mit mehr Teilnehmerzuspruch rechnen können, doch bei diesen studentischen Titelkämpfen finishten gerade einmal 17 Studenten und 11 Studentinnen.

Das Finale im Deutschen Cross-Cup wollten zudem nur wenige der am Cross interessierten Spitzenläufer wahrnehmen.

Natürlich ist der Termin eine Woche nach den Europameisterschaften keineswegs eine zusätzliche Motivation, weshalb es kaum verwunderlich war, wenn mit Julia Ehrle nur eine der EM-Starter vor Ort auftauchte. So ruhte der Schwerpunkt bei der neunten Auflage des WeinstadtCross auf den jüngsten Nachwuchs, der mit diversen Schulmeisterschaften und einer Sichtung des Landesverbandes einen zusätzlichen Anreiz hatte. Nur somit erklärt sich auch die Rekordanmeldezahl von rund 550 am Cross Interessierten.

Gerade auf Touren gekommen – ist die Cross-Saison schon Mitte Dezember wieder vorbei. Nicht wenige Trainer plädieren inzwischen für eine Erweiterung bis ins Frühjahr hinein, denn die von vielen propagierte „Konkurrenz“ Halle nehmen nur wenige in Anspruch.

Was spräche also dafür, den Deutschen Cross-Cup als Bindeglied in den ersten Monaten des neuen Jahres zu starten und diesen dann im Herbst den eigentlichen Höhepunkten mit DM und EM zuzuführen?

Bleiben wir jedoch bei den Fakten, und dies bedeutet Abschluss einer kurzen Cross-Saison 2024 in Weinstadt. Es passt leider ins aktuelle Bild, wenn nur wenige der im Deutschen Cross-Cup an der Spitze platzierten Läufer beim WeinstadtCross am Start zu sehen waren. Und die dabei mit überragenden Leistungen aufwarteten Julia Ehrle und Jens Mergenthaler verpassten aus den unterschiedlichen Gründen den Cup-Gesamtsieg und damit die ausgelobten Prämien.

Jens Mergenthaler ist gewiss einer der zuverlässigsten und wettkampfeifrigsten Mittelstreckler in Deutschland. In Riesenbeck gewann der 27jährige im Trikot der LG farbtex Nordschwarzwald zum dritten Male den Titel auf der Mittelstrecke, in Darmstadt gewann er zwar die EM-Qualifikation für den Mixed-Staffel-Wettbewerb, aber eine DLV-Staffel wurde für Antalya mangels (weiblichem) Interesse nicht nominiert, in seiner Heimat Weinstadt holte er mit seinem klaren Sieg über die 6.600 m lange Strecke die Cross-Cup-Punkte. Das reichte allerdings nur zu einer marginalen Verbesserung im Cup-Ranking auf Platz drei mit 2240 Punkten.

Kampf um den Hochschulmeistertitel zwischen Jonas Völler (483), Felix Wittmann (478) und Fynn Becker (485) – Foto: Wilfried Raatz – wus-media – UG

Den Sieg konnte der in drei Wettbewerben (München, Pforzheim und Riesenbeck) erfolgreiche Nick Jäger mit 3410 Punkten erringen vor dem Langstreckenmeister Markus Görger, der durch seine beiden Siege in Pforzheim und der DM auf 2300 Punkte kam. Niemand der Nächstplatzierten der Cup-Wertung war beim Finale dabei, sodass der Weinstädter Jannik Ernst (nach seinem Sieg im Masters-Rennen) auf der Langstrecke entsprechend dem Modus als Wertungszweiter mit nur einem Start auf Anhieb auf Position acht sprang. Auch wenn der 34jährige im 6.600 m-Rennen lediglich Elfter wurde.

Hinter Jens Mergenthaler platzierten sich durchweg die Starter um die Deutsche Hochschulmeisterschaft, die wohl wegen der Meldung über den Allgemeinen Deutschen Hochschul-Sportverband (ADH) keine Punkte für den Cross-Cup erhielten. Den Titel holte sich dabei der für die RWTH Aachen startende Jonas Völler mit vierzehn Sekunden Rückstand auf den Tagessieger, gefolgt von Fynn Becker (TU Dasrmstadt) und Jonas Kulgemeyer (WG Osnabrück). Obwohl diese drei mit ihren Stammvereinen SC Myhl, SSC Hanau-Rodenbach bzw. Osnabrücker TB im Besitze eines Startpasses sind und somit „punkteberechtigt“ wären, fehlte offenbar bei der Meldung die erforderliche Angabe der Startpass-Nummer.

Obgleich Jens Mergenthaler bis zur Saison 2024 in Esslingen Maschinenbau studierte, „verpasstes“ er sich für die Hochschulmeisterschaften zu melden. Schien ihm aber auch herzlich wenig auszumachen, schließlich wollte er seine „Hausstrecke“ auch unter schwierigen Bedingungen schon einmal für die DM 2026 testen. „Die Strecke ist herausfordernd!“ Um eine erfolgreiche Titelverteidigung als Cross-Mittelstreckenmeister jedenfalls braucht sich der Studenten-Weltmeister im 3000 m-Hindernislauf wenig Gedanken zu machen, denn eines ist gewiss: „Die DM-Strecke im kommenden Jahr in Darmstadt liegt mir. Da habe ich immer gute Rennen gelaufen!“

Auch der neue Hochschulmeister Jonas Völler bekannte: „Die Strecke war sehr hart, man musste ständig Gas geben oder abbremsen. Am Ende war bei mir der Tank leer!“ Er verpasste übrigens in Riesenbeck als Mittelstrecken-Vierter das Podium nur knapp. „Nach Abschluss seines Physikstudiums wird Jonas allerdings von der Mittel- auf die Langstrecke wechseln“, verriet sein Trainer Harald Eifert beim SC Myhl schon einmal die zukünftige Orientierung.

Das Duell mit Fynn Becker war in der zweitletzten Runde rasch beendet, da der Darmstädter TU-Student in einer der vielen Kehren auf dem rutschigen Wiesengelände das Gleichgewicht verlor und gerade noch einen Sturz verhindern konnte.

Der in Weinstadt viertplatzierte Jonas Kulgemeyer war allerdings im Deutschen Cross-Cup mit 5.460 Punkten im Wettbewerb der U23-Wertung klar überlegen, zumal er alle fünf Rennen bestritten hatte. Zweiter wurde in der Endabrechnung der U23-Crossmeister Maximilian Berger (3.450) vor Kurt Lauer (2.260).

Mit ihrem Sieg bei den Frauen schoss Katharina Jaiser noch auf Platz eins im Deutschen Cross-Cup mit 2280 Punkten. Die für den VfL Sindelfingen startende 38jährige rundete nach ihrem achten Platz im 5000 m-Finale in Braunschweig in persönlicher Bestzeit von 16:24,76 mit dem Erfolg in Weinstadt somit eine erstaunliche Saison erfolgreich ab. Unter ihrem Mädchennamen Becker war Katharina übrigens neben drei U23-Titeln 2007 auch 2008 im deutschen Team, das bei den Cross-Europameisterschaften in Brüssel die Bronzemedaille gewann.

Ihre zweite Karriere startete sie nach der Geburt zweier Kinder nunmehr mit beachtlichem Erfolg. Immerhin rangieren im Deutschen Cross-Cup nach Tsambika Jäger (2.200) und Kim Bödi (2.115) auch die die deutschen Langstreckenasse Hanna Klein (5.). Eva Dieterich (7.) und Domenika Mayer (10.), die allesamt mit nur einem Rennen in Riesenbeck wenig Chancen auf eine Spitzenplatzierung hatten. „Es lief gut heute, zumal ich mich noch etwas verlaufen hatte“, freute sich Katharina über ihren Erfolg nach 24:04 Minuten und einem letztlich knappen Vorsprung vor Pia Szymanowsk, sich als Starterin der Uni Tübingen mit 24:19 zugleich den Titel der Deutschen Hochschulmeisterin sicherte. Außerdem wurde sie hinter ihrer Tübinger Vereinskollegin Linda Meier auch Zweite im Deutschen Cross-Cup.

Julia Ehrle gewann nach Belieben die U20-Wertung in Weinstadt über 3.300 m. Mit 11:47 Minuten lag sie nach den drei Runden 47 Sekunden Vorsprung vor ihrer Kollegin Charlotte Skrzos. „Es ist direkt nach Antalya sehr gut gegangen“, freute sich die 17jährige über ihren locker herausgelaufenen Erfolg. „Damit kann ich das großartige Jahr 2024 abschließen. Einen Silvesterlauf werde ich zum Jahresende allerdings noch machen, wo weiß ich allerdings noch nicht. Das werde ich mit meinem Bruder Lukas noch besprechen!“

Kurios die Wertungen im Deutschen Cross-Cup. Julia gewann in überlegener Manier die U20-Wertungen in München, Pforzheim und nun auch Weinstadt, in Riesenbeck wurde sie in ihrer angestammten U18 deutsche Meisterin. Damit sammelte die Cross-EM-vierte in der U20 3.450 Punkte, deutlich zu wenig, um den Cross-Cup gegen Charlotte Skrzos, die bei Starts in allen fünf Rennen auf 5.480 Punkte kam, zu gewinnen. In der U18 wird sie mit dem Titelgewinn von Riesenbeck mit 110 Punkten als Fünfte geführt, Siegerin hier Charlottes jüngere Schwester Victoria.

Verschiebungen gab es hingegen bei der männlichen Jugend. Weinstadt-Sieger Jakob Liebrich schob sich mit den 1150 Punkten zwischen die EM-Starter David Scheller und Tobias Tent auf Rang zwei in der U20-Gesamtwertung. In der U18 verdrängte Lasse Körner durch Rang zwei in Weinstadt hinter Levi Schäfer den bislang führenden deutschen U18-Meister Leviin Saveur und gewann mit dem knappen Vorsprung von 20 Punkten den Cross-Cup mit 3.370 gegenüber 3.350 Punkten.

Spärlich besetzt waren hingegen die erstmals in den Deutschen Cross-Cup integrierten Mastersklassen. Mit ihren Tagessiegen sicherten sich Patrick Brous (M35), Rainer Beisel (M60), Wolfgang Rubarth (M65) und Wolfgang Lenz (M75) auch den Gesamtsieg, während der überaus startfreudige ehemalige Radprofi Roland Golderer in der M45 souverän mit drei Siegen in Pforzheim, Darmstadt und nun Weinstadt und Rang zwei bei den Deutschen durchmarschierte.

Noch schwächer waren leider die Masters-Läuferinnen vertreten, als Tagesschnellste sicherte sich Luise Dobmeier auch die W35-Wertung,

Wilfried Raatz

 

 

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