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08
05
2023

Nils Voigt (165) mit Filimon Abraham (35) und Filmon Teklebrhan.-Berhe (1). - Foto: Wilfried Raatz/ wus-media

Überraschender Titelgewinn für Domenika Mayer – Nils Voigt wird seiner Favoritenrolle über 10.000 m gerecht – Packende Duelle beim U20-Nachwuchs – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Spannende Rennen kennzeichnen die Deutschen Langstrecken-Meisterschaften 2023 im sächsischen Mittweida.

Die blaue Kunststoffbahn in der kleinen Hochschulstadt vor den Toren von Chemnitz sah allerdings keine Leistungsexplosion im Hinblick auf die Weltmeisterschaften in Budapest und die Olympischen Spiele 2024 in Paris, dafür aber überaus spannende Rennen über die 10.000 m-Distanz bei den Männern und Frauen und bei den U20-Jugendlichen und den Mastersläufern.

Nach gesundheitlichen Problemen geriet für die Titelverteidigerin Alina Reh der Auftritt in Mittweida zum Fiasko, Grund zum Jubeln über den unerwarteten Meistertitel gab es stattdessen für Domenika Mayer nach einem spannenden Duell mit Eva Dieterich. Bei den Männern behauptete sich Nils Voigt dank eines starken Finishs in 28:03,15 Minuten gegen den eigentlich als Tempomacher eingesetzten Filimon Abraham (28:12,79).

„Zum ersten Mal ist ein mir ein 10.000 m-Lauf leicht gefallen“, freute sich Domenika Mayer über ihren ersten Meisterschafts-Coup über die 25 Runden-Distanz auf der Bahn. Dabei profitierte die Marathon-EM-Sechste von München von den gesundheitlichen Problemen mit gelegentlichen Stopps von Alina Reh. Die Laichingerin war mit ihrer Trainingspartnerin Hanna Klein mit dem Vorsatz in das Rennen gegangen, eine schnelle Endzeit mit der WM-Nominierung zu schaffen. Doch so sehr sich die 3000 m-Halleneuropameisterin auch mühte (die 5000 m-Durchgangszeit betrug 15:38,62), Alina war unter diesen Umständen nicht in der Lage, das hohe Tempo durchzustehen. Es ist der Titelverteidigerin allerdings hoch anzurechnen, dass sie das Rennen „mit Anstand“ beendete – als Fünfte in 33:21,43 Minuten.

Das gleichmäßig hohe Tempo in der Verfolgergruppe mit Domenika Mayer, Eva Dieterich, Deborah Schöneborn und Svenja Pingpank, für das letztlich Domenika und Eva verantwortlich zeichneten, lohnte sich letztlich für beide mit neuen Hausrekorden. Die erst in dieser Woche für die Berg- und Trail-WM Anfang Juni in Innsbruck nominierte Domenika Mayer zeigte im Spurt ihre Stärken und steigerte ihre Bestmarke beim Sieg in 32:14,34 Minuten um fast eine halbe Minute. „Das hat heute Spaß gemacht, auch wenn ich nicht so gerne Spikes anziehe!“ Mit 32:17,75 hatte Eva Dieterich, wie Hanna und Alina Mitglied der Tübinger Trainingsgruppe von Bundestrainerin Isabelle Baumann, zwar das Nachsehen im Kampf um Gold, zeigte sich aber dennoch mit dem Rennverlauf und natürlich mit der Silbermedaille zufrieden.

Mit 32:45,81 Minuten holte mit Deborah Schöneborn eine weitere Marathonläuferin die Bronzemedaille in einem Rennen. Nicht dabei allerdings Miriam Dattke, die zwar in der Meldeliste geführt wurde, aber sich aber wegen des bevorstehenden 10.000 m-Rennens in London (Night oft he 10k) verständlicherweise schonte. Rang vier holte sich die mutig agierende Svenja Pingpank in 33:17,82.  Hinter Selman Benfares (33:36,70) folgte dichtauf mit Jasmina Stahl die U23-Meisterin, die mit 33:39,62) ihren in Pliezhausen gewonnenen Titel erfolgreich verteidigte. Und dabei auch die U23-EM-Norm abhaken konnte. Hanna Bruckmayer und Blanka Dörfel holten hier die weiteren Medaillen.

Hanna Klein vor Alina Reh – Foto: Wilfried Raatz  – wus-media

Mit dem nach Absprache für das Tempo verantwortliche Filimon Abraham wurde das Männerrennen gestartet, das allerdings nicht wie geplant in den mittleren 27er Bereich ging, sondern merklich langsamer, denn die 5000 m-Marke wurde bei 14:03,60 passiert. Aus einer Vierergruppe mit zudem dem Halbmarathon-Dritten Filmon Teklebrhan-Berhe und dem Überraschungs-10 km-Meister Tom Förster wurde final eine Ein-Mann-Show für Nils Voigt. „Mit einer guten Beschleunigung bin ich stabil Deutscher Meister geworden“ kommentierte er seine zweite Meisterschaft nach 2021 in Mainz. Nils lief 28:03,15 Minuten und weiß, dass er in zwei Wochen in London eine Ecke schneller laufen muss, um sein erklärtes Ziel, die WM-Teilnahme zu realisieren.

Der Marathon-WM-Aspirant Filimon Abraham holte sich Silber (28:12,79) vor Filmon Teklebrhan-Berhe (28:25,82) und Tom Förster, der mit 28:41,02 zudem U23-Meister mit Normerfüllung für die U23-EM in Espoo wurde.

Während Jonathan Dahlke als Männer-Vierter mit 28:57,10 noch unter der 29-Minuten-Marke blieb, schafften in der U23-Klasse die beiden weiteren Medaillengewinner Jona Bodirsky (29:43,32) und Felix Ebel (29:43,44) wie auch Robin Müller mit 29:46,61 unter der 30-Minuten-Zeit.

Den Auftakt der mit knapp 200 LäuferInnen gut besuchten Titelkämpfe, die von dem ausrichtenden TSV Fortschritt Mittweida mit großem Engagement und viel Liebe im Detail organisiert wurden, machten die Senioren über 5000 m mit vor allem starken Auftritten von Danny Schneider (M45), Christian Wiese (M40) und Fabian Borggrefe (M50) bzw. Simone Raatz (W45), Alexandra Müller-Scholz (W35), Mareike Ressing (W50) und Gabi Baltruschat (W55).

Die neue 10.000 m-Meisterin Domenika Mayer (vorne), dahinter Eva Dieterich, Svenja Pingpank und Deborah Schöneborn – Foto: Wilfried Raatz – wus- media

Ordentlich „Feuer“ entfachten die U20-Jugendlichen über ebenfalls 5000 m. Zuerst sicherte sich Kira Weis mit einem Start-Ziel-Sieg den 5000 m-Titel, nachdem sie sich vor eine Dreiergruppe mit zudem Adia Budde und Franziska Drexler gespannt hatte und diese mit einer Tempoverschärfung sprengte. Die Gerlingerin gewann in 16:17,09 Minuten und unterbot wie auch Adia (16:27,98) und Franziska (16:32,30) die EM-Norm.

Mit einem furiosen Hochgeschwindigkeitstempo legte eine Woche nach dem Gewinn der Berglauf-Meisterschaft der Männer der 18jährige Lukas Ehrle im U20-Wettbewerb mächtig los – und wurde erst in der Schlußrunde von Tristan Kaufhold gestellt, der im Ziel letztlich einen hauchdünnen Vorsprung von vier Zehntelsekunden bei einer Siegerezeit von 14:38,69 Minuten auf den U20-Berglauf-Europameister hatte.

Für beide sprang bei diesem kuriosen Rennen eine neue Bestzeit heraus, auch wenn die EM-Norm noch einmal verpasst wurde.

Wilfried Raatz

 

 

author: GRR