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31
08
2021

Foto: Victah Sailer

Über den Stellenwert der Leichtathletik

By GRR 0

Ein engagierter Journalist und Fachkenner der Leichtathletik charakterisiert aus seiner eigenen Sichtweise den Stellenwert der olympischen Kernsportart Leichtathletik

Liebe Leichtathletikfreunde,

Ich habe mein Berufseben in drei wesentlichen Sportredaktionen verbracht: in der FAZ, der WELT und in der Schweizer NZZ. Fazit: Wenn du nicht zur Fußball-Kernmannschaft der jeweiligen Sportredaktion gehörst, wirst du erbarmungslos gemobbt. Geht es dann aber an die Olympischen Spiele – ob sommers oder erst recht winters – will niemand von diesen selbsternannten Fußball-Göttern hinfahren.

Ist ja auch unter deren Würde!

Das angesehene HAMBURGER ABENDBLATT hatte deshalb zu den Olympischen Winterspielen im norwegischen Ski-Paradies Lillehammer kurzerhand pa ordre du mufti den Chefreporter des Blattes entsandt. Der konnte zwar einen Slalom nicht von einer Eiskunstlauf-Kür unterscheiden, aber es kamen dabei immerhin recht putzige Stories heraus. Stories, die den wintersport-fremden Hamburger entzückt haben.

Ich wiederum habe aber jenen, die willens und fähig waren, ordentlich zu lernen, wie den Eiskunstläufer Rudi Cerne oder den Säbelfechter Jörg Stratmann, auch deshalb mit Vehemenz in den Sattel geholfen, weil die geradezu wissensdurstig waren.

Aber in den meisten Zeitungsredaktionen, von FAZ und SZ sowie NZZ abgesehen, setzt sich leider das alte Trauerspiel unvermindert fort. Nur keine Leichtathletik, darauf könnte man ja etwas aufbauen . . . Außerdem macht dieses nur Arbeit.

Ich habe einen Ressortleiter erlebt, der, sich als Fußball-Gott sonnend, im Spätdienst einmal Manfred Ommers 10,0 Sekunden auf den Tisch bekam und diese Meldung sofort wegwarf. Anderntags sagte er, lachend: Woher solle denn ein „anständiger“ Mensch wissen, ob das schnell oder langsam ist . . . Also, weg damit!

Im Deutschlandfunk, für den ich elf Jahre lang Woche für Woche einen sogenannten „freien“ Fußball-Kommentar gesprochen habe („Intellektuell, philosophisch, lieber Blume“), gilt heute verstärkt:

Wenn Du nichts über Doping hast, können wir den Beitrag nicht bringen. „Doping“ als Ersatzvokabel für „Sport“.

So, das alles nur einmal am Rande.

Euer Klaus Blume

 

author: GRR