Unbeschreiblich enttäuscht war vor allem der Weißrusse Eduard Mihan, der nur noch den Kopf hängen ließ, während viele andere mit dem Sieger auf die Ehrenrunde gingen.
U20-WM n Bydgoszcz (Polen) – König Jan-Felix Knobel der Erste im Zehnkampf
Eine gefühlte Ewigkeit saß Zehnkämpfer Jan-Felix Knobel am Donnerstagabend bei der U20-WM i (Polen) im Ziel und starrte auf die Anzeigetafel. Ein Name nach dem anderen tauchte dort in der Endabrechnung des Mehrkampfs auf – schließlich auch der des Frankfurters. Mit 7.896 Punkten schob sich der 19-Jährige ganz an die Spitze der Auflistung und krönte sich selbst zum König der Mehrkämpfer.
Ein Schrei der Erleichterung ging durch das Stadion, Zehnkampfkollege Thorsten Margis (LG Peiner Land) fiel Jan-Felix Knobel um den Hals. Beide lagen auf der Bahn und waren einfach nur glücklich. „Mist beeilt euch doch, habe ich die ganze Zeit gedacht und gezittert und gebangt. Ich glaube es immer noch nicht ganz. Das ist unbeschreiblich“, sagte er kopfschüttelnd im Ziel.
Unbeschreiblich enttäuscht war vor allem der Weißrusse Eduard Mihan, der nur noch den Kopf hängen ließ, während viele andere mit dem Sieger auf die Ehrenrunde gingen. Nach der zweiten Disziplin, dem Weitsprung war Eduard Mihan an die Spitze des Mehrkämpferfeldes gegangen und hatte die Führung bis nach der achten Disziplin, dem Stabhochsprung, inne gehabt. Während ihm im Speerwurf allerdings nur 51,28 Meter gelangen, preschte Jan-Felix Knobel mit 66,27 Metern vorbei.
Maßarbeit über 1.500 Meter
107 Punkte und umgerechnet ungefähr 17 Sekunden Vorsprung nahm der Frankfurter mit in den abschließenden 1.500-Meter-Lauf. Dass dies aber definitiv kein Ruhekissen war für den Schützling von Jörg Graf, stellte sich schon kurz nach dem Start heraus. Eduard Mihan ging sofort an die Spitze des Feldes, bereit, alles für den Sieg zu geben.
„Die Taktik war, den Weißrussen möglichst nicht so weit weg zu lassen“, erklärte Jan-Felix Knobel. „Aber als der so anging dachte ich Mist das war es.“ Lange lag er im vorderen Feld der Verfolger, bevor er doch noch weiter nach hinten durchgereicht wurde und gegenüber Eduard Mihan an Boden verlor. „Ich dachte das war es.“ War es aber nicht.
Freundin gerührt vor Freude
Zu den ersten Gratulanten zählten Mutter und Freundin Katharina Weislogel, die zwei Tage mitgebangt hatten. „Ich glaube, ich habe jetzt auch einen Zehnkampf hinter mir“, gab seine Mutter zu, während Jan-Felix Knobels Freundin die Tränen nicht unterdrücken konnte. „Jetzt fällt die ganze Anspannung ab. Klar ist es sehr hart für Eduard Mihan, aber nach zwei Jahren voller Verletzungen und nachdem er nebenbei noch das Abi gemacht hat, hat Jan-Felix das auf jeden Fall verdient.“
Dass es dabei mit den angepeilten 8.000 Punkten nicht klappte, konnte Jan-Felix Knobel, der einmal Architekt werden will, gut verkraften. „Ob ich hier jetzt mit 8.000 oder 7.896 Punkten gewinne, das ist egal. Die 8.000 Punkte kommen – auf jeden Fall.“ Vielleicht schon bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften, denn da will er schon wieder am Start sein.
Quelle: DLV-Anja Herrlitz