Blog
11
08
2025

Silber für die 4 x 400 m Staffel:mit Becker, Richter, Rupp und Fischer - Foto: Jan Papenfuss/DLV

U20-EM 2025 Tampere Tag 4 | DLV-Langsprinterinnen erkämpfen sich in neuer Besetzung Silber – DLV

By GRR 0

Die letzte Medaille der U20-EM gewann am Sonntag die 4×400-Meter-Staffel der weiblichen U20: Obwohl Einzel-Silbermedaillengewinnerin Johanna Martin passen musste, stürmten Luna Fischer, Pauline Richter, Katharina Rupp und 800-Meter-Siegerin Jana Becker im Team zu Silber.

In neuer Besetzung hat die deutsche 4×400-Meter-Staffel am Sonntag bei der U20-EM in Tampere (Finnland) die Silbermedaille erkämpft. Die Silbermedaillengewinnerin über 400 Meter Johanna Martin (1. LAV Rostock) musste nach gesundheitlichen Beschwerden in den vergangenen Wochen und drei Rennen in Tampere angeschlagen passen.

So rückte 800-Meter-Siegerin Jana Becker (Königsteiner LV) ins Team, die erst eine Stunde zuvor ihr Finale bestritten hatte. Außerdem wurden die Einzelstarterinnen Katharina Rupp (LG Donau-Ries) und Luna Fischer (VfL Eintracht Hannover) im Finale eingesetzt.

Wie im Vorjahr bei der U20-WM übernahm die Hannoveranerin die Position der Startläuferin und hatte die anspruchsvolle Aufgabe, dem deutschen Team schon beim ersten Wechsel eine möglichst gute Position zu bescheren. Das glückte, Luna Fischer wechselte als Vierte auf Pauline Richter (1. LAV Rostock), die bereits im Vorlauf an Position zwei gelaufen war und auch im Finale wieder loslegte wie die Feuerwehr: An der 200-Meter-Marke hatte sie schon einen deutlichen Vorsprung auf die Verfolgerinnen herausgelaufen. Die kamen zwar danach wieder näher, doch mit dem schnellsten Streckenabschnitt übergab die U20-DM-Zweite als Erste.

Teamwork auf ganzer Linie

Katharina Rupp wehrte sich anschließend tapfer gegen die Angriffe von Frankreich, Polen und den Niederlanden, die alle noch im Medaillenkampf mitmischten. Als knappe Vierte wechselte sie auf Jana Becker. Und diese machte es ähnlich wie eine Stunde zuvor in ihrem 800-Meter-Finale: In der letzten Kurve kam der Kick. Einzig Frankreich (3:33,56 min) war enteilt, dahinter gewann das DLV-Team in 3:34,35 Minuten Silber. Drei Zehntel dahinter komplettierte Italien die Top Drei, der Antritt der Dritten über 400 Meter Anastazja Kus für Polen kam zu spät.

Gemeinsam mit den vier im Finale eingesetzten Athletinnen dürfen auch Ida Carlotta Schröder (Hamburger SV), Luise Sommer (LAC Erdgas Chemnitz) und Cäcilia Weimann (SC Potsdam) aufs Podest steigen, die mit ihrem Vorlauf-Sieg dem deutschen Team den Weg zum Sieg geebnet hatten. Und im Herzen ist selbstverständlich auch Johanna Martin ein Teil des Teams.

Stimmen zum Wettbewerb

Pauline Richter (1. LAV Rostock): 
Ich war sehr, sehr aufgeregt! Das hat sich schon gestern Abend gezeigt: Ich habe kaum geschlafen. Als ich hier an der Linie stand, wusste ich, dass ich maximal anballern muss, und das habe ich getan. Ich habe die Abschnitte von Katharina und Jana gar nicht richtig mitbekommen, weil mir so schlecht war. Aber als ich Jana ins Ziel habe laufen sehen, war ich wieder fit und richtig happy. Eine EM-Medaille zu holen war schon die ganze Saison über der Traum, und deshalb bin ich gerade auch überglücklich und kann das noch gar nicht richtig fassen. Ich bin sehr dankbar, dass mein Coach mich überredet hat, bei den Deutschen Meisterschaften zu starten. Sonst würde ich hier nicht stehen. Ich habe die Saison über nicht wirklich an mich geglaubt und daher ist es umso schöner, dass ich mich hier mit dieser Medaille belohnen konnte. Es war richtig, richtig cool, dass Jana von Anfang an gesagt hat, dass sie dabei ist und uns in der Staffel unterstützt.

Jana Marie Becker (Königsteiner LV): 
Ich habe heute Morgen erfahren, dass eventuell noch ein Start in der Staffel ansteht. Ich habe aber von Anfang an gesagt: erst mal Fokus auf die 800 und dann habe ich so viel Adrenalin, dass ich das ins Staffelrennen mitgenommen habe. Ich habe meine Beine gar nicht gespürt, das lag am Adrenalin. Die Physios haben nach dem 800-Meter-Finale einen super Einsatz geleistet und mich ready gemacht. Ich musste mich nur hinlegen und sie haben meine Beine kalt abgeschrubbt. Ich dachte mir: Okay, ich bin Europameisterin über 800 Meter, ich habe auf jeden Fall die beste Ausdauer von jeder Schlussläuferin hier! Ich kann 4×400 laufen, das haben wir letztes Jahr in Lima gesehen. Das hat mich über diese Runde getragen.

Luna Fischer (VfL Eintracht Hannover): 
Ich war froh, dass ich den Start machen konnte. Aus dem Startblock loszulaufen, ist das, was ich gewohnt bin. Die Atmosphäre war super. Der Wechsel auf Pauline hat super geklappt, sodass sie dann auch ihr Rennen machen konnte. Wir konnten uns gut auf die neue Besetzung einstellen, wir haben uns echt gefreut, dass das mit Jana noch so super geklappt hat nach ihrem 800-Meter-Sieg.

Katharina Rupp (LG Donau-Ries):
Es hat total Spaß gemacht! Ich bin sehr froh, dass ich auch im Finale mitlaufen durfte. Ich glaube, ich habe es ganz gut gemacht dafür, dass ich das erste Mal in der Staffel international laufe.

Neue Bestleistung beschert Oskar Jänicke Speerwurf-Silber

Foto: © Jan Papenfuß/DLV
Speerwerfer Oskar Jänicke hat am Sonntag bei der U20-EM in Tampere den bisher größten Erfolg seiner Karriere gefeiert: Mit neuer Bestleistung holte er Silber. Sein Speer flog bis auf 76,17 Meter, damit fehlten nur 13 Zentimeter zum Titel.

Der beste Wettkampf seiner bisherigen Karriere hat Oskar Jänicke (MSC Magdeburg) am Sonntag bei der U20-EM die Silbermedaille eingebracht. Im Finale von Tampere (Finnland) erwischte der U20-WM-Finalist des Vorjahres gleich im ersten Durchgang mit 73,10 Metern einen guten Wurf, damit reihte er sich zunächst hinter dem spanischen Favoriten Rafael Mahiques auf Platz zwei ein. Im vierten Versuch meldete sich dann der Pole Roch Krukowski mit neuer Bestleistung von 74,65 Metern zu Wort. Und Mahiques feuerte sein Arbeitsgerät auf 76,30 Meter.

Doch auch Oskar Jänicke hatte noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. In Runde fünf gelang ihm der weiteste Wurf seiner bisherigen Karriere. Mit 76,17 Metern fehlten zum Goldrang nur 13 Zentimeter. Seinen alten Hausrekord, den er erst vor einer Woche bei der DM in Dresden aufgestellt hatte, steigerte er um 70 Zentimeter. Am Podium sollte sich in den verbliebenen Versuchen nichts mehr ändern, wenngleich sich der Pole noch auf eine neue Bestleistung von 76,01 Metern verbessern konnte. Die drei Medaillengewinner trennten damit nur 29 Zentimeter.

Dahinter sortierten sich drei Athleten mit 72-Meter-Weiten ein. Einer davon: Moritz Schönherr (SC Potsdam). Der U18-EM-Vierten des Vorjahres kratzte mit 72,02 Metern an seiner Bestmarke, die bei 72,13 Metern steht. Damit wurde er Sechster – auch das schon ein Fingerzeig für das kommende Jahr mit der U20-WM in Eugene (USA).

Stimmen zum Wettbewerb

Oskar Jänicke (MSC Magdeburg): 
Vize-Europameister, das hört sich absolut gut an! Ich bin auf jeden Fall zufrieden, dass ich erst mal ins Finale gekommen bin. Dann so hier abzuliefern, habe ich mir erhofft. Ich bin den Wettkampf mit einem Haufen Motivation angegangen. Ich habe vor dem Wettkampf mit meinen Eltern und meinem Trainer telefoniert, die haben mich noch mal gut unterstützt, und dann bin ich mit einem richtig guten Mindset in den Wettkampf gegangen. Meine Bestleistung bedeutet mir sehr viel. Ich wolte in dieser Saison unbedingt noch eine Schippe drauflegen, und dass es hier passiert, ist wundervoll.

Moritz Schönherr (SC Potsdam): 
Ich hatte gehofft, dass noch ein bisschen mehr drin ist. Aber nach dem zweiten Wurf habe ich schon gespürt, dass die Luft etwas raus ist. Die Stimmung war richtig gut, noch besser als letztes Jahr in der Slowakei. Mein Ergebnis motiviert mich sehr fürs nächste Jahr, da bin ich dann der ältere Jahrgang und will richtig angreifen und zeigen, was ich draufhabe. Für mich geht’s jetzt erst mal in die Saisonpause.

 Erst Bronze, dann Silber: 4×100-Meter-Staffel sprintet aufs Treppchen

Foto: © Jan Papenfuß/DLV
Die deutschen Sprinter haben am Sonntag bei der U20-EM in Tampere die Silbermedaille gewonnen. Zunächst sprinteten Enzo Kieß, Louis Schuster, Felix Schulze und Jakob Kemminer als Dritte durchs Ziel. Durch die Disqualifikation der siegreichen Spanier errangen sie schließlich Silber

Eine starke Mannschaftsleistung der deutschen Sprinter ist am Sonntag bei der U20-EM in Tampere (Finnland) mit einer Medaille belohnt worden. Im Finale über 4×100 Meter standen Enzo Kieß (LAC Erdgas Chemnitz), Einzelstarter Louis Schuster (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig), Felix Schulze (Hamburger SV) und der Deutsche U20-Meister Jakob Kemminer (LAC Erdgas Chemnitz) auf der Bahn. Der Startläufer, der neu ins Team gekommen war, breitete vor dem Start die Arme aus, um die Stimmung im Ratina-Stadion aufzusaugen, das am Abschlusstag auf der Haupttribüne und in den Kurven gut gefüllt war.

Der erste Wechsel verlief dann holprig, Louis Schuster übernahm das Staffelholz aber sicher und sprintete los. Felix Schulze absolvierte eine starke Kurve und überreichte das Staffelholz auf Rang drei liegend an U18-Europameister Jakob Kemminer, der gut ins Fliegen kam. Spanien, Frankreich und Deutschland setzten sich ab und machten die Medaillen – vorläufig – unter sich aus. In 39,32 Sekunden gewann Spanien vor Frankreich (39,57 sec) und Deutschland (39,78 sec). Die Zeit des deutschen Quartetts: deutlich schneller als die der Bronze-Staffel von 2023, die damals in 40,15 Sekunden aufs Podium gesprintet waren.

Später wurde aus Bronze sogar noch Silber: Die siegreichen Spanier wurden wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert, Deutschland rückte um einen Platz nach vorn. Mit aufs Podest steigen wird auch Alvin Mawumba (TV Wattenscheid 01), der mit einem Vorlauf-Einsatz seinen Teil zur Staffel-Medaille beigetragen hat.

Stimmen zum Wettbewerb

Jakob Kemminer (LAC Quelle Fürth):
Auf einer Skala von eins bis zehn ist das Gefühl, hier gemeinsam eine Medaille gewonnen zu haben, eine Zehn! Wir sind vollkommen zufrieden, die Zeit ist mega. Es ist egal, ob die Wechsel ein bisschen gehapert haben, es ging nur darum, dass wir gut durchkommen. Für mich war es wichtig, das Ding so gut es geht, nach Hause zu tragen, nachdem die anderen ihren Job gemacht haben. Ich bin ganz zufrieden mit meinem Abschnitt. Ich wusste, dass ich vielleicht nicht ganz top in Form bin, mir ist hintenraus ein bisschen der Beuger zugegangen. Ich habe aber versucht draufzubleiben und habe das relativ gut ins Ziel gebracht.

Felix Schulze (Hamburger SV): 
Wir alle haben in dieser Saison viele Höhepunkte, aber auch viele Tiefpunkte gehabt. Uns hier zu belohnen, in so einem starken Rennen, ist jede Träne wert. Das Problem beim Wechsel von Louis auf mich war, dass die Sonne so gestrahlt hat, dass ich unseren weißen Tape-Streifen kaum gesehen habe. Ich habe auf das, was ich diese Saison gezeigt habe, vertraut, der Wechsel war dann relativ gut. Ich habe mich sehr schnell gefühlt, der Spanier links von mir ist ein bisschen weggelaufen, trotzdem war das ein gutes Rennen von mir.

Enzo Kieß (LAC Erdgas Chemnitz): 
Mit der Geste vor dem Start wollte ich einfach die Atmosphäre aufsaugen und das Beste fürs Team rausholen. Das ist mir ganz gut gelungen. Es war echt unglaublich. Ich fand, ich bin ganz gut rausgekommen, für mich hat es sich sehr schnell angefühlt.

Louis Schuster (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig): 
Mein erster Wechsel war ein bisschen schwierig, aber wir haben es gut gelöst bekommen. Ich bin solide gelaufen, der zweite Wechsel war dann super.

 Jana Becker spurtet furios zum Titel

 Foto: © Jan Papenfuß/DLV
Die Krönung ihrer bisherigen Karriere: Jana Marie Becker hat am Sonntag bei der U20-EM in Tampere Gold über 800 Meter gewonnen. Die 19-Jährige teilte sich das Rennen optimal ein und spurtete auf der Zielgeraden an der Konkurrenz vorbei.

Ihren ersten großen Erfolg auf internationaler Ebene hatte Jana Marie Becker (Königsteiner LV) vor drei Jahren gefeiert. Damals gewann sie als 16-Jährige Silber bei der U18-EM. Drei Jahre sollte es dauern, bis zu dieser Medaille eine zweite hinzukam. Im Finale bei der U20-EM in Tampere (Finnland) zählte sie am Sonntagabend zu den Favoritinnen und hatte sich auch im Vorlauf absolut souverän präsentiert. Die Britin Shaikira King war es, die das Feld zunächst anführte, Jana Becker blieb innen und lauerte auf Rang drei, als die Glocke schrillte.

Dann ging es richtig zur Sache: Die erst 15-jährige Slowenin Ziva Remic zog das Tempo an, die Spanierin Marta Mitjans mit der blauen Startnummer der Jahresbesten ging mit, ebenso wie die Italienerin Lorenza de Noni. Und auch Jana Becker folgte den Kontrahentinnen. Auf den letzten 200 Metern fighteten noch vier Athletinnen um die drei Medaillen. Jana Becker schob sich außen nach vorn und setzte mit ihrem unwiderstehlichen Kick zum Schlussspurt an. Ziva Remic kämpfte bis zum letzten Meter, hatte aber nichts entgegenzusetzen: In 2;01,67 Minuten rannte die DLV-Athletin als Erste über die Ziellinie!

Auf dem Silberrang durfte sich die Slowenin über eine neue Bestzeit von 2:01,76 Minuten freuen, Bronze holte nur eine Zehntelsekunde dahinter Lorenza de Noni, Marta Mitjans (2:01,90 min) ging trotz einer starken Zeit ganz knapp leer aus. Und so war es Jana Becker, die sich in eine Deutschlandfahne hüllte und jubelnd auf das deutsche Team, ihre Familie und Trainer Benjamin Stalf zustürmte, die auf der Tribüne den Erfolg feierten.

Krönung der Karriere

Wer Jana Beckers Entwicklung in den vergangenen drei Jahren mitverfolgt hat, weiß, welch riesiges Potenzial in der jungen Läuferin steckt. Ihre Bestzeiten verbesserte sie seit 2022 stetig. Doch nicht immer lief für sie auf der großen Bühne alles zusammen. Bei der U20-EM 2023 schied die damalige U18-Athletin knapp im Halbfinale aus, 2024 verpasste sie krankheitsbedingt den Einzelstart bei der U20-WM und kam in Lima (Peru) stattdessen mit der 4×400-Meter-Staffel zum Einsatz. Umso schöner also, dass sie sich in Tampere mit dem Titel belohnen konnte.

Bereits vor der U20-EM ließ sich feststellen: 2025 ist das Jahr der Jana Becker. In der Hallensaison holte sie neben dem deutschen Jugendtitel auch den nationalen Meistertitel bei den Erwachsenen. In der Sommersaison folgten starke Rennen am Fließband, zuletzt Ende Juli beim ISTAF in Berlin, wo sie sich auf 2:00,76 Minuten steigern konnte. Nun folgte in Tampere die Krönung ihrer bisherigen Karriere: Die erste internationale Goldmedaille ist der verdiente Lohn für die harte Arbeit von vielen Jahren.

Stimme zum Wettbewerb

Jana Becker (Königsteiner LV): 
Über 800 Meter muss man bereit sein, darauf zu reagieren, was die Gegnerinnen machen. Ich habe mich vorher mit meinem Coach auf alles eingestellt. Ich war auf ein schnelles Rennen vorbereitet, auf ein taktisches, und dann muss man die Felder lesen. Das habe ich heute perfekt hinbekommen. Ich bin ziemlich lange Ideallinie gelaufen, habe mich bedeckt gehalten und wusste: Es kommt nur auf die letzten 100 bis 120 Meter an. Natürlich habe ich davon geträumt, mir heute den Titel zu holen. Dass es dann so aufgegangen ist, ist einfach ein Traum, unfassbar, das kann man gar nicht in Worte fassen. Auf den letzten 200 Metern dachte ich einfach: Jana, nimm deine Beine in die Hand und renn!

Es ist egal, wenn welche vorbeigehen, du weißt, die Zielgerade kommt noch. Ich wusste, es ist alles möglich. Ich habe meine ganze Power, die ganze harte Arbeit in diese letzten 100 Meter gepackt. 

U20-EM 2025

Svenja Sapper – Deutscher Leichtathletil-Verband – DLV

author: GRR