Langstrecke: Markus Görger und anfangs noch in der Verfolgung Nick Jäger - Foto: Tomas Ortiz-Fernandez
Tolles Cross-Spektakel im Bürgerpark Nord – Viele Höhepunkte bei den Deutschen Cross-meisterschaften 2025 in Darmstadt – Ludwig Reiser
Elena Burkhard und Markus Görger krönten die prächtige Zwei-Tages-Veranstaltung – Viel Lob für die Streckenführung und die Organisation
Unterschiedlicher hätten die Bedingungen bei den erstmals wieder als Zwei-Tages Veranstaltung durchgeführten Deutschen Crossmeisterschaften 2025 im Darmstädter Bürgerpark Nord kaum sein können, nach dem schnellen, aber selektiven Auftakt am ersten Meisterschaftstag wurde der Folgetag zu einer spektakulären Schlammschlacht mit viel Regen bis in den Nachmittag hinein.
„Das ist Cross“ lobten nicht wenige der insgesamt 1500 Teilnehmer (mit Rahmenwettbewerben), übrigens Rekordbeteiligung für den Crosslauf des neuen Jahrtausends, den regennassen Parcours, der mit zahlreichen Richtungswechseln und Strohballenpassagen überaus zuschauerfreundlich gestaltet wurde.
Dank einem hohen technischen Einsatz konnten die Wettbewerbe per Livestream in einer kompletten Abfolge übertragen werden, sodass alle Facetten der spektakulären Crosstitelkämpfe auch einem größeren sportinteressierten Publikum näher gebracht werden konnten.
Viel Lob gab es für Organisation und insbesondere auch für die Streckenführung, für die der Mittelstreckenmeister und WM-Starter Florian Bremm „eine 10 von 10“ verteilte.
„Super cool“ fand der hinter Flo einlaufende Tobias Tent den Parcours und Pia Schlattmann, die Überraschungsdritte der Frauenlangstrecke, fühlte sich auf der „unrunden Strecke“ und „viel Matsch“ pudelwohl und macht Hoffnungen auf eine U23-Medaille bei den Cross-Europameisterschaften. Und diese Titelkämpfe standen für die Topläufer im Fokus, schließlich ging es in den Hauptwettbewerben um die Nominierung für die Cross-EM, die in zwei Wochen im portugiesischen Lagoa ausgetragen werden.
Elena Burkard dank ihrer Spurtqualitäten Doppelmeisterin
Knapp zwei Kilometer lang schaute sich Elena Burkard den Rennverlauf an. Dann drückte die 10.000 m-Meisterin auf der 3,8 Kilometer langen Mittelstrecke aufs Tempo und sprengte das fünfköpfige Spitzenfeld. Nur Leandra Lorenz konnte überraschender Weise einigermaßen folgen. Hinter Elena folgte die Berlinerin neun Sekunden dahinter, Bronze sicherte sich Katja Bäuerle vor der Mitfavoritin Carolin Kirtzel, die deutsche 1500 m-Meisterin Vera Coutellier spielte bei der Vergabe der Medaillen keine Rolle und wurde nur Siebte. Elena Burkhard zeigte sich natürlich froh über den ersten Titelgewinn: „Ich bin froh, dass ich die Strecke heute schon mal gelaufen bin, das war doch eine gute Vorbereitung für das Langstreckenrennen. Ich muss zugeben, ich hatte im Vorfeld viel Kritik an der Strecke, weil sie so gar nicht crossig aussieht, aber es macht voll Spaß! Es ist schon echt abwechslungsreich“.
Packendes Duell zwischen Elena Burkhard und Eva Dieterich – Foto: Tomas Ortiz-Fernandez
Mögen die Kenntnisse über die Strecke eine kleine Rolle beim am zweiten Meisterschaftstag gestarteten Langstreckenlauf über 7,5 km gespielt haben, denn die für die LG farbtex Nordschwarzwald startende Elene Burghard überließ die Tempoarbeit anderen, wie zunächst der einheimischen Lisa Tertsch, der Staffel-Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Triathlon. Mit zunehmender Streckenlänge aber der Titelverteidigerin Eva Dieterich, die sich mit großartiger kämpferischer Einstellung um eine Vorentscheidung bemühte, aber der Spurtqualität letztlich wie schon über den 10 000 m-Meisterschaften von Hamburg unterlag.
Auf der letzten Runde lief Pia Schlattmann den entscheidenden Vorsprung im Rennen um Platz drei heraus. Die U23-Cross-EM-Vierte des Vorjahres gewann als Gesamtdritte die U23-Wertung vor der direkt hinter ihr folgenden Lisa Merkel. Das „Heimspiel“ beendete Lisa Tertsch eher unzufrieden als Fünfte, aber noch vor der nach längerer Verletzungspause zurückkehrenden Alina Reh. Ob allerdings der DLV die Ulmerin neben Elena Burkard und Eva Dieterich für einen Cross-EM-Start nominieren wird, ist noch offen. Die gemeldete Konstanze Klosterhalfen war nicht am Start, die Marathonmeisterin Domenika Mayer fiel im Mittelteil zurück und ging vorzeitig aus dem Rennen
Erfolgreicher als Elena Burkhard war freilich Florian Bremm, der auf der Mittelstrecke zum Sieg vor dem überraschend stark mithaltenden Tobias Tent kam. Mit den auf den Plätzen drei und vier einlaufenden Maximilian Berger und Brian Weisheit wurde die Mannschaft des LSC Höchstadt/ Aisch Meister, wie am zweiten Meisterschaftstag auch auf der Langstrecke. Als Fünfter der Einzelwertung verpasste er zwar die zweite Einzelmedaille, holte aber Titel Nummer drei zusammen mit Nick Jäger und wiederum Maximilian Berger.
Hattrick für Markus Görger
Mit einem Triumphlauf hat Markus seinen Gold-Hattrick bei Crossmeisterschaften perfekt gemacht. Zwar lief der Karlsruher am Sonntag auf der 7,5 Kilometer langen Langstrecke zunächst nicht an der Spitze, doch nach etwa anderthalb Kilometern holte er den zunächst führenden Nick Jäger ein und zog sofort an ihm vorbei. In der Folge baute Markus Görger im tiefer werdenden Gelände seinen Vorsprung stetig aus und lief souverän als Sieger ins Ziel. Ebenso ungefährdet auch Nick Jäger auf dem Silberrang vor dem Überraschungsritten Felix Friedrich.
Auch in der U23-Klasse gab es einen souveränen Sieger: Hindernisspezialist Kurt Lauer gewann als Gesamt-Vierter vor Jakob Dieterich und Silas Zahlten. (LG Brillux Münster; 25:32 min).
„Ich wusste, dass Nick mein Haupt-Konkurrent ist. Den Start habe ich etwas verschlafen und musste den Rückstand erst mal aufholen. Ich wusste: Wenn ich Nick angreife, muss ich mit aller Macht vorbeiziehen, sonst hängt er sich an mich dran. Hintenraus bin ich nicht der Schnellste. Ich habe versucht, so schnell wie möglich eine Lücke zu reißen. Ich bin superhappy, dass das geklappt hat. Durch die vielen Kurven und das Stück im Wald mit dem Sand war es auf jeden Fall sehr anspruchsvoll und abwechslungsreich“, so der für die LG Region Karlsruhe startenden Triple-Sieger.
Bei den zumeist spannenden Jugendwettbewerben überragte natürlich die erst vor Wochenfrist in Bremen von German Road Races (GRR) und dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ausgezeichneten Julia Ehrle als „Nachwuchsläuferin des Jahres“. Die als eindeutigste Favoritin über alle Wettbewerbe hinweg anzusehende Julia wurde ihrer Favoritenrolle mit einem Start-Ziel-Sieg völlig gerecht und gewann vor Emily Junginger und Lera Miller, die als Mitfavoritinnen auf dem Teamerfolg zur EM fahren sollten.
Aus einer sieben Läufer bestehenden Spitzengruppe im U20-Wettbewerb der Jungen setzte sich final David Scheller knapp gegen Levin Saveur durch. Hinter dem Duo empfahlen sich Lewe Teuber und Christopher Dahlmeyer für einen EM-Start.
Der erste DM-Titel bei der Cross-DM ging am Samstag bei der weiblichen Jugend U18 an die frühere Eisschnellläuferin Gloria Herold, die sich mit einem souveränen Auftritt durchsetzen konnte. Bei den Jungen stürzte das führende Duo eingangs der Zielgerade, Lennox Gyulai rappelte sich dabei etwas schneller auf und sicherte sich die Meisterschaft knapp vor Tim Völker.
Aus lokaler Sicht interessierte vor allem der Start der für den ASC Darmstadt startende Simone Raatz, die die Mittelstrecke über 3,8 km bei den W45-Masters souverän gewann und ihren insgesamt 28. deutschen Meistertitel gewinnen konnte. Während Katka Wenzler sowohl die Mittel- als auch die Langstrecke gewann, musste sich die ASC-Läuferin im Kampf um das zweite Meisterschaftsgold gegen Elina Gradl mit Silber zufrieden geben.
Bei den Masters lief im Langstreckenlauf vieles auf einen M45-Doppelsieg für Danny Schneider hinaus, doch der auf der Mittelstrecke schon siegreiche Masters der TSG Schwäbisch Hall unterlag im Spurt gegen den Allgäuer Allroundläufer mit einer Vielzahl von internationalen Titeln dekorierten Thomas Kotissek im Fotofinish. Tagesschnellster am Samstag war übrigens Jung-Master Fabian Jenne (M35).
Bei den älteren Masters sorgten Bettina Sattler (W50) und Markus Mey (M50) für weitere Höhepunkte der zweitägigen Cross-Meisterschaften.
Ludwig Reiser
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